Streik in Düsseldorf: Vor allem die Staus nervten
Pendler gingen zu Fuß oder standen Schlange für ein Taxi, Kitas arbeiteten mit Notdienst, OPs fielen aus.
Düsseldorf. Um Viertel nach acht schieben sich Autoschlangen in Zeitlupe über die Straßen der Innenstadt. Aus dem Hauptbahnhof strömen massenhaft Menschen, die sich zu Fuß auf den Weg zur Arbeit machen. „Ich habe zwei Monate auf meinen Arzttermin gewartet“, sagt Ute Reiß aus Monheim, die zur Immermannstraße laufen muss. Zwei Stunden wird sie der Weg letztlich kosten. „Ich hatte doch noch gehofft, dass ein paar Bahnen fahren“, sagt Janina Rumpf, die zur Uni muss. Jetzt steht sie in der langen Schlange am Taxi-Stand vor dem Bahnhof.
Bei WZ mobil am Bahnhof äußern dennoch viele Passanten Verständnis für die Streikenden. Etwa Alexander Seifert: „Bezahlung und Aufstiegsmöglichkeiten im öffentlichen Dienst sind bescheiden“, meint er.
Der Warnstreik im öffentlichen Dienst trifft Düsseldorf hart. Bis auf einige Buslinien ist der Nahverkehr lahmgelegt. Das ist vor allem in den Stadtteilen zu spüren, wo die Bewohner auch nicht auf die S-Bahn ausweichen können. Etwa in Kaiserswerth: Ursula Schenk geht zu Fuß vom Mühlenacker zwischen Kalkum und Wittlaer bis zum Klemensplatz, um einkaufen zu können. „Die Innenstadt ist heute tabu.“
Eine weise Entscheidung angesichts des Staus, der sich von Kaiserswerth über die Danziger Straße bis zum Kennedydamm zieht. Der macht auch jenen zu schaffen, die über den Bahnstreik eigentlich jubeln sollten: „Ich habe heute Morgen gerade einmal 30 Euro mehr verdient, dafür stehe ich viel länger im Stau als sonst“, sagt ein Taxifahrer.
Bei den Kitas hat der Streik vor allem Auswirkungen im Süden der Stadt. Laut Verwaltung bleiben von 105 städtischen Kindergärten 13 komplett geschlossen, 27 bieten einen Notdienst an. Diesen nehmen etwa 330 Familien für ihre Kinder in Anspruch.
Bei den Sana-Kliniken Gerresheim und Benrath werden 30 Operationen verschoben. „Für Notfälle steht immer jeweils ein Operationssaal zur Verfügung, die verschobenen OPs werden in spätestens drei Wochen nachgeholt sein“, sagt Sana-Sprecher Tino Kessler-Thönes.
Auch Verwaltung, Werkstatt und Müllverbrennungsanlage der Awista werden zwischen 7.30 und 10 Uhr bestreikt. Der Ausfall in der Anlage sei aber unproblematisch, sagt Pressesprecher Ralf Böhme. „Die erste Müllfuhre kommt erst um 9 Uhr rein. So gesehen haben die Jungs einfach nur ihre Pause vorgezogen.“
Zufrieden zeigt sich am Nachmittag Verdi-Geschäftsführer Gustav Wilden. 1000 Gewerkschafter hätten sich am Morgen an einer Aktion bei der Müllverbrennungsanlage beteiligt. Gleichzeitig habe Verdi großes Verständnis aus der Bevölkerung erfahren. Wilden warnt die Arbeitgeber: „Das war noch nicht der Streik, sondern nur ein Signal. Wir sind durchaus steigerungsfähig.“