Rassismus Rassistischer Vorfall in der U79 bewegt das Netz — 19-Jähriger erstattet Anzeige

Düsseldorf · Ein Student ist am Montagabend in der U-Bahn attackiert worden – allerdings von einer geistig verwirrten Frau. Vor allem ärgert ihn die Reaktion der Fahrerin.

Symbolbild.

Foto: ja/Günther Classen

Eine Geschichte über Rassismus in der U79 beschäftigt seit Mittwoch das Netz: Ein 19-jähriger Student mit afghanischen Wurzeln ist am Montagabend von einer Frau massiv beleidigt worden. Jedoch: Die Frau ist nach Polizeiangaben geistig verwirrt. Der junge Mann hat Anzeige gegen sie erstattet. Doch er macht auch der Rheinbahn Vorwürfe.

Folgendes soll passiert sein: Am Hauptbahnhof ist Bejan Yakin, der afghanische Wurzeln hat, in die U79 eingestiegen und setzte sich in die Nähe der älteren Frau, unweit der Fahrerkabine. Die Frau begann dann sofort, den Studenten lautstark rassistisch zu beleidigen. Im Gespräch mit unserer Zeitung sagte Yakin, die Seniorin habe ihn als als Vergewaltiger, Stalker und frauenverachtenden Araber bezeichnet. Der Angegriffene machte die Frau noch darauf aufmerksam, dass sie sich mit ihren rassistischen Beleidigungen gerade strafbar mache. Einige Passagiere sollen den 19-Jährigen verteidigt haben, darunter auch ein dunkelhäutiges Mädchen, das dann ebenfalls Opfer der verbalen Attacken der älteren Frau geworden ist. Das schreibt der Student auch in einem Facebook-Post auf seinem Profil. Auch auf ihn habe die Frau demnach einen verwirrten Eindruck gemacht.

Dann ist die Fahrerin der Bahn hinzugerufen worden – und ihre Reaktion kritisiert der Student sehr: Sie soll ihm geraten haben, sich wegzusetzen. Darüber hinaus soll die Fahrerin die schimpfende Frau gefragt haben, ob es in Ordnung sei, wenn der Student bleibt. Und sie soll zuallererst das junge, dunkelhäutige Mädchen für die Aggressorin gehalten haben, als sie dazu kam. Auch das wertet Yakin als rassistisch.

Rheinbahn-Sprecher Georg Schumacher stellt sich vor seine Fahrerin. Zuerst habe sie die Situation damit klären wollen, dass sie den Studenten mit nach vorne gebeten habe – und der sei zunächst einverstanden gewesen. Dass sie den Studenten und nicht die ältere Dame gefragt hatte, ob er mit nach vorne komme, habe daran gelegen, dass er im Gegensatz zu der Frau noch ansprechbar wirkte. Sie habe nur den Konflikt lösen wollen, so Schumacher. Doch als sie dann die ältere Dame fragte, ob es denn jetzt gut sei, habe der junge Mann das in den falschen Hals bekommen. „Er bestand dann darauf, sitzen zu bleiben, wodurch die Situation wieder eskalierte“. Also sei die Fahrerin – den Fahrplan im Nacken – in ihre Fahrerkabine gegangen, sei weitergefahren und habe über die Leitstelle die Polizei gerufen.

Bejan Yakin hat das ganz anders erlebt. Er sei zunächst mit der Fahrerin mitgegangen, weil er dachte, die Fahrerin wolle einige Meter weiter, etwas vom Geschrei entfernt, in Ruhe mit ihm reden. Als er dann aufgefordert wurde, sich woanders hinzusetzern, habe er sich sehr schlecht behandelt gefühlt. „Ich habe es nicht eingesehen, dass ich derjenige sein soll, der gehen muss. Also bin ich zurückgegangen.“ Dann soll die Fahrerin ihm auch davon abgeraten haben, die Polizei zu rufen. Schließlich müsse die Bahn dann mindestens 30 Minuten stehen. Ein Kontrolleur, der dazukam, soll dann auf die Bahnfahrerin eingeredet haben, sodass sie schließlich die Polizei rief. Denn die Schimpftiraden hörten auch bei der weiteren Fahrt nicht auf.

Die Polizisten haben die Frau dann an der Haltestelle Alte Landstraße der Bahn verwiesen haben, der 19-Jährige erstattete Anzeige. Die Beamten vor Ort haben in ihrem Einsatzbericht vermerkt, dass die Frau offenbar psychisch auffällig war. „Sie kamen zu der Einschätzung, dass ihr gar nicht bewusst war, was sie da von sich gibt“, so ein Sprecher der Polizei. Es habe sich also nicht um eine gezielte, rassistische Attacke gehandelt, vielmehr hätte auch eine andere Person Opfer der verbalen Ausfälle der Frau werden können.

Das wird noch deutlicher, wenn man sich genauer anschaut, was die Frau gesagt haben soll. Der Student zitiert sie auf Facebook: „Sie frauenverachtender Araber, Sie sind Mitglied eines Netzes, das mich seit drei Jahren stalkt.“ Dennoch bleiben die Aussagen rassistisch und beleidigend, deshalb, so die Polizei, sei die Anzeige natürlich auch gerechtfertigt.

Auf Facebook erfährt der 19-Jährige viel Solidarität und Zuspruch. Es sei mutig und richtig, so konsequent auch gegen die Rheinbahn vorzugehen. Yakin erwartet eine Entschuldigung.