Tarife müssen verständlich sein
Ein Dschungel ist vergleichsweise übersichtlich: Das Tarifsystem, das Rheinbahn und Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) den Fahrgästen zumuten, spottet jeder Beschreibung - schon deshalb, weil es kaum jemand beschreiben kann.
Selbst Experten verlieren den Durchblick angesichts von 58 Tarifgebieten und 209 Waben nur im VRR. Die Ungerechtigkeiten im kleinen Grenzverkehr zwischen Düsseldorf und Neuss sind nur ein frappantes Beispiel für viele Absurditäten, die im System stecken. Dass auf den drei Stationen von Hamm-Brückenrampe bis Neuss-Stadthalle 4,50Euro fällig sind, ist selbst für wohlmeinende Fahrgäste nicht nachvollziehbar.
Und es geht noch schlimmer: Völlig absurd sind die verbundübergreifenden Fahrpreise, weil die regionalen Tarifsysteme nicht mit denen der Bahn harmonisiert sind. Das führt etwa dazu, dass Inhaber einer Bahncard 25 mit einem Intercity-Fahrschein billiger nach Köln kommen (8,25 Euro) als mit einem regulären Nahverkehrsticket (9,30 Euro). Mit der Bahncard 50 geht’s im IC sogar noch günstiger (5,50 Euro). Wer aber eine solche Fahrkarte vom Düsseldorfer zum Kölner Hauptbahnhof an einem hiesigen DB-Automaten kaufen will, wird sich wundern: Oft sind diese Verbindungen gar nicht zum IC-Preis buchbar, man wird aufs Nahverkehrsticket verwiesen. Nur über Umwege ist der billigere Tarif erreichbar. Allein das ist schon eine Frechheit sondergleichen.
Nun könnte man das Ganze als Beispiel für die typisch deutsche Überregulierung abheften - und wie andere bürokratische Auswüchse einfach hinnehmen. Doch das Preis-Wirrwarr bedeutet nicht nur für Auswärtige eine Hürde - auch viele Einheimische, die nur gelegentliche Nutzer von Bus und Bahn sind, werden abgeschreckt. Wer ein System nicht versteht, wird sich im Zweifelsfall nicht darin verstricken - wenn er denn die Wahl hat. Wer den ÖPNV stärken will, muss für verständliche Tarife sorgen.