Taschendiebstähle auf Rekordniveau
Nach dem drastischen Plus im Vorjahr steigen die Zahlen weiter. Die Polizei setzt auf mehr Personal in der Altstadt und Aufklärung.
Düsseldorf. Düsseldorf — Stadt der Radschläger, des Karnevals — und der Taschendiebe. Im Vorjahr hatte die Zahl der Delikte mit 8300 einen dramatischen Rekord erreicht, einer Zunahme von 50 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Polizei hat reagiert, die Abteilung personell aufgestockt und kann auf gewisse Erfolge verweisen: mehr Festnahmen, geringerer Anstieg als in anderen NRW-Städten. Das ändert aber nichts daran, dass aktuelle Zahlen darauf hindeuten, dass sogar diese Zahl bis Ende Dezember noch übertroffen wird.
Vor Journalisten informierten Dienstag Polizeipräsident Norbert Wesseler und Projektleiter Jörg Iserath über die jüngsten Entwicklungen und die Strategien. Sie zeigten auch ein Video, das eine typische Tat zeigt, wie sie sich immer wieder zu fortgeschrittener Stunden in der Altstadt abspielt.
Ein angetrunkener junger Mann wird von einem Duo angesprochen, der eine bietet ihm die Hand zum Abklatschen und verwickelt ihn dann in eine kleine Rangelei, die spielerisch-scherzhaft wirken soll — und zieht ihm dabei das Smartphone aus der Hosentasche, mit dem er kurz zuvor telefoniert hat. Das Ganze dauert nur ein paar Sekunden, das Opfer hat nichts bemerkt.
Laut Jörg Iserath ist diese nur eine von mehreren typischen Maschen (siehe Text), die stets der Situation angepasst sind: Mal nutzen die Täter Menschengedränge aus, mal den alkoholisierten Zustand potenzieller Opfer. Viele sind Wiederholungstäter, teilweise gehören sie zu Banden, sind in verschiedenen Städten oder gar Ländern unterwegs. All das macht die Ermittlungsarbeit der Polizei nicht einfach.
Immerhin: Personell wurde aufgestockt, mehr verdeckte Ermittler sind vor allem in der Altstadt im Einsatz. Erfolg: Nach 66 Festnahmen im Vorjahr hat die Polizei es im laufenden Jahr allein von März bis August schon auf 130 gebracht. Mit einem aktuellen Anstieg der Taten um 13 Prozent stehe man im Vergleich zu anderen Städten noch gut da.
Dazu sieht die Polizei die Aufklärung als wichtigen Baustein an und geht deshalb im Rahmen der laufenden Aktionswoche auf Passanten zu. Das Düsseldorfer Logo zur Warnung werde zunehmend von Hoteliers und Wirten an den Eingängen angebracht.
Bei der Ermittlungsarbeit konzentriert die Polizei sich aktuell auch stark auf die Analyse von Strukturen. Viele der Täter sind international tätig und nur kurz in der Stadt, andere dagegen gehen der Polizei wiederholt ins Netz. Ein Haftbefehl ist aber auch in diesen Fällen schwer zu erwirken, wenn jemand einen festen Wohnsitz angeben kann — wobei diese Wohnsitze oft fingiert sind, die Polizei kennt auch die einschlägigen Adressen. „Wenn wir da besser werden, können wir die Justiz eher überzeugen, auch mal höhere Strafen zu verhängen“, so Iserath. Denn viele würden nach kurzer Haft wieder auffällig.