Tausendfüßler wird 50 Jahre alt
Denkmalschützer laden am Samstag ab 16 Uhr zu einem Geburtstagsfest auf die Tuchtinsel.
Düsseldorf. Genau 50 Jahre ist es am Samstag her, dass der Tausendfüßler dem Verkehr übergeben wurde. Seitdem rollen ab dem Dreischeibenhaus die Autos auf der geschwungenen Brücke südwärts, während der nordwärts gerichtete Verkehr drunter her fährt. Ein schon immer umstrittenes Bauwerk, könnte man meinen, wenn man die Debatten der Anfangszeit mit denen von heute vergleicht.
Dabei vergisst man leicht, dass die Brücke jahrzehntelang weder durch Unfälle noch durch sonstige Negativmeldungen für Schlagzeilen sorgte. Erst als vor neun Jahren Politik und Verwaltung die Vision vom Kö-Bogen entwickelten, stand ein Abriss des Bauwerks zur Debatte, das 1993 als herausragendes technisches Denkmal seiner Zeit unter Denkmalschutz gestellt worden war.
Ob es dazu kommt, entscheidet bald Bauminister Harry Kurt Voigtsberger auf Basis eines Gutachtens, das derzeit erstellt wird. Die Fragestellung ist, ob der Bau bei einer Sanierung originalgetreu erhalten werden kann oder verändert werden müsste. In letzterem Falle könnte der Denkmalschutz fallen.
Wobei der Minister am Freitag erneut betonte, dass es allein um diese Sach-Entscheidung geht — politische Erwägungen gebe es nicht. Der Erbauer des Tausendfüßlers, der damalige Baudezernent Friedrich Tamms, hätte über das Ansinnen, die Brücke nach 50 Jahren abzureißen, nur den Kopf geschüttelt. Auf die besorgte Frage im Stadtrat, wie lange die Brücke halten würde, entgegnete er damals: „Solche Brücken halten über 200 Jahre“.
International wird der Brücke Formschönheit bescheinigt. Für den US-Historiker John E. Burchard gehört sie sogar zu den hervorragendsten deutschen Nachkriegsbauten. Deshalb ist sie auch auf dem Umschlagblatt seines 1965 erschienen Buches über die deutsche Nachkriegsarchitektur abgebildet. Auch Axel Föhl, rheinischer Denkmalpfleger für Industriebauten, bescheinigt der Brücke „Eleganz und eine einzigartige Rücknahme der Wuchtigkeit solcher Verkehrsbauten“.
Dabei ist die besondere Form eher eine Notlösung. Denn Tamms stand vor zwei Problemen: Zum einen wollte der Eigentümer der Tuchtinsel das Gelände nicht verkaufen, zum anderen favorisierte ein Teil der Politik eine Tunnellösung, was aber den Hofgarten tangiert hätte. Und so tüftelten Tamms’ Planer an einer Variante, die beiden Seiten gerecht wurde. Dabei wurde die ursprünglich geplante Trasse so verkürzt, dass sie erst am Dreischeibenhaus und nicht schon an der Kaiserstraße in die Höhe ging — um sich dann hinter dem „Hindernis“ Tuchtinsel zu gabeln.