Vorlesen mit Hund Therapiehund Quedo erleichtert Kindern das Lesen

Düsseldorf · In der Stadtteilbücherei Bilk durften Kinder am Samstag dem Therapiehund Quedo vorlesen. Er soll ihnen die Angst vorm lauten Lesen nehmen.

Die siebenjährige Sophie und Therapiehund Quedo in der Stadtbücherei Bilk.

Foto: Lepke, Sergej (SL)

Als Elina Quedo zum ersten Mal sieht, hat sie nur noch Augen für den Hund. Wie soll sie sich da noch für ein Buch entscheiden? Kurzerhand nimmt sie das mit den Pferdegeschichten — das hat ihre Freundin vorher auch schon ausgesucht. Dann aber erstmal wieder streicheln. Quedo ist ein Golden Retriever und nach Aussage seines Herrchens Stefan Knobel der wohl entspannteste Hund der Welt. Als sich Elina in die Kuschelecke setzt, legt er sich sofort daneben und schmiegt sich an das Bein der Siebenjährigen. Dann kann das Lesen losgehen.

Quedo ist Therapiehund, sein Halter Knobel Sozialpädagoge. Gemeinsam waren sie am Samstag zum ersten Mal in der Stadtteilbücherei in Bilk, um sich von Kindern vorlesen zu lassen. Ganz alleine — Stefan Knobel, Quedo und je ein Kind haben es sich dazu in der hintersten Ecke gemütlich gemacht — direkt vor allerlei Ratgebern zu Hund und Haustier. Die Bücherei ist zu diesem Zeitpunkt noch geschlossen, so gibt es niemanden, der stören könnte.

Elina liest noch ein bisschen holprig, traut sich aber sofort. Mit dem Zeigefinger streicht sie unter den Zeilen entlang, damit sie die Stelle nicht verliert. Quedo macht ein bisschen die Augen zu, weicht aber nicht von ihrer Seite. Sein goldenes Fell liegt wärmend an der Seite des Mädchens, das ganz konzentriert auf die Worte und Sätze ist.

Sophie ist Elinas Freundin, sie hat ihre Lese-halbe-Stunde schon hinter sich. „Richtig schön“ fand sie das. Sie mag Hunde, auch wenn sie selbst zuhause kein Haustier hat. Sie ist eine richtige Leseratte. „Das sagt mein Papa auch immer zu mir“, sagt sie. Am liebsten richtig dicke Bücher. Die Pferdegeschichten aus der Sternenschweif-Reihe oder die über das magische Baumhaus. Angst hatte sie vor dem Hund gar nicht.

Angebot ist besonders für Kinder mit Leseschwäche gedacht

Angst vor Hunden sollten die Kinder, die sich hier anmelden, auch nicht haben. Ansonsten ist das Angebot offen für alle — es richte sich aber eben eher an die Kinder mit Schwächen, als an die Leseratten, sagt Silke Liesenkloß, die Leiterin der Bücherei. Bis Weihnachten soll es noch fünf Termine geben, im neuen Jahr nochmal fünf. Man werde sehen, wie sich das Angebot etabliert.

Mit dem ersten Tag ist Stefan Knobel aber schonmal zufrieden. Einer der ersten, die heute gelesen hätten, auch ein Siebenjähriger, hätte Quedo richtig in den Arm genommen. Danach war das Lesen ganz entspannt — auch wenn er vielleicht noch ein bisschen Schwierigkeiten mit manchen Wörtern hatte. Sophie sei im Lesen schon sehr stark gewesen. „Da stand der Spaß mit dem Hund dann im Vordergrund“, sagt Knobel. Er hält sich, während die Kinder lesen, eher im Hintergrund. Verbessert sie nicht, sondern hört selbst nur zu und achtet auf seinen Hund. Auch für ihn ist diese Situation neu — bisher ging er mit Quedo vor allem in Altenheime oder ins Kinderhospiz.

Die Idee mit dem Vorlesen komme aus Amerika. Ursprünglich habe man überlegt, mit Quedo in Schulen zu gehen und dort Vorleserunden zu organisieren. Doch jetzt hier in der Bücherei ist es dann doch ruhiger und entspannter. „Eine schöne Runde“, sagt Knobel.

Auch Sophies Mutter Anna ist begeistert von dem Angebot. „Das ist eine klasse Idee. Sophie liebt Tiere und sie liest sehr gerne“, sagt sie. Da hätte sie unbedingt mitmachen wollen. Sie und Elinas Mutter sind schon gespannt, wenn auch Elina mit Lesen fertig ist. Denn auch die beiden Mütter wollen den entspannten Quedo einmal kennenlernen.

Weitere Termine in der Stadtteilbibliothek: 20. Oktober, 3. und 17. November und 1. Dezember. Weitere Informationen gibt es unter: