Treibt gut: Per Flosse von Oberkassel bis nach Lörick

203 Schwimmer nehmen am verspäteten Neujahrsschwimmen im Rhein teil.

Düsseldorf. Mit reichlich Verspätung ist das Neujahrsschwimmen der DLRG am Samstag über die Bühne gegangen. Bitterkalt ist es immer noch, als um Punkt 14 Uhr per Böllerschuss das Signal zum Start gegeben wird. Die ersten Meter in den Rhein müssen die in Neopren gepackten Schwimmer noch rückwärts watschelnd zurücklegen, dann erst können sie die Strecke zwischen Kniebrücke und Löricker Paradieshafen unter die Schwimmflossen zu nehmen.

Zum Pulk gehört auch Lucas Steen. Für Lucas (12) ist es eine Premiere, er geht zum ersten Mal auf die Flussreise von Oberkassel nach Lörick. Etwas bang ist ihm zumute. Seine Befürchtung: Er könnte den Rheinschiffen zu nahe kommen. 45 Minuten später klettert er glücklich und mit vor Kälte rotem Gesicht die Zielrampe im Löricker Sporthafen hinauf. Sein Fazit: „Großartig, nach dem Startschuss war meine Angst wie weggeblasen. Aber jetzt will ich nur noch den Sand aus meinen Schwimmschuhen loswerden, eine heiße Dusche und etwas Warmes zu trinken.“ Die 5,5 Kilometer lange Strecke zu bewältigen, ist für ihn kein Problem gewesen. „Total entspannt, man lässt sich einfach treiben. Nur an der Hafeneinfahrt war es etwas anstrengend“, sagt er. Um in den Hafen zu gelangen, müssen die Teilnehmer gegen die Strömung schwimmen. Rettungsboote sichern die Einfahrt ab, falls den Schwimmern am Ende doch die Kraft ausgeht.

Von seiner Frau wird Karl Heinz Blum (71) mit einem Glühwein und den Worten begrüßt: „Ich hatte schon Angst, du tauchst gar nicht mehr auf!“. Wie oft der älteste Teilnehmer beim Neujahrsschwimmen mitgemacht hat, kann er nicht genau sagen. „Ich schätze, um die 40 Mal, ich habe nie gefehlt“, sagt er. Etwas öfter war es dann doch, das Neujahrsschwimmen jährte sich am Samstag zum 46. Mal.

An die Anfänge des Neujahrsschwimmen kann sich der ehemalige Rettungstaucher noch gut erinnern. „Wenn im Winter etwas passiert, müssen wir auch ins Wasser, haben wir uns damals gesagt.“ Um sich an die Kälte zu gewöhnen sind Blum und seine Kollegen vor über vierzig Jahren zum ersten Mal im Winter durch den Rhein geschwommen. Ohne zu ahnen, dass sie damit eine neue Tradition begründen.

Der ursprüngliche Termin im Januar fiel durch das starke Hochwasser buchstäblich ins Wasser. Aber das Neujahrschwimmen ist für die DLRG genau so wichtig wie der Rosenmontagszug für die Jecken. Ohne geht es eben nicht.