Trinkräume statt Straßengelage?
Dem Kieler Modell eines Raumes für obdachlose Alkoholiker stehen alle Parteien offen gegenüber.
Düsseldorf. Saufgelage an Plätzen und in Parks, Grünstreifen, die als Toilette benutzt werden, lautstarkes Gegröle oder gar Pöbeleien — wo obdachlose Alkoholiker sich treffen, sinkt nicht selten die Lebensqualität der Allgemeinheit. Das soll sich ändern: Der Ausschuss für Gesundheit und Soziales hat gestern die Verwaltung beauftragt, sich über sogenannte Trinkraum-Projekte in anderen Kommunen zu informieren und Möglichkeiten einer Einbindung in bestehende Düsseldorfer Drogenhilfesysteme zu prüfen.
Die Stadt Kiel gilt als Erfinder dieses Trinkraum-Konzeptes. Seit 2003 können sich dort Alkoholiker, die sonst auf der Straße trinken, im Café „Zum Sofa“ einfinden und ihren mitgebrachten Alkohol konsumieren. Viele andere Kommunen wie Wuppertal, Dortmund und Bonn haben das Konzept mittlerweile kopiert oder in abgewandelter Form übernommen.
Sozialarbeiter versprechen sich von Trinkräumen, die Straßenszene besser erreichen und einfacher weitere Hilfen vermitteln zu können.
Für SPD-Ratsherr Rajiv Strauß profitieren auch die Anwohner: „So können wir die öffentlichen Plätze für die Allgemeinheit zurückgewinnen.“ Das habe man durch Repressalien und Verdrängung nicht geschafft.
Der Ausschussvorsitzende und CDU-Ratsherr Wolfgang Janetzki warnte vor einer möglichen Konzentration sozialer Sorgen durch Trinkräume und Protestwellen von Anwohnern: „Soziale Brennpunkte kann man besser heilen, in dem man soziale Sorgen räumlich verteilt.“ Antonia Frey von den Grünen will vorab geklärt wissen, „ob wir das brauchen“ und wenn ja „wie viele Räume mit wie viel Platz“. Mattheisen (FDP) hält nichts davon, „Geld in einzelne zusätzliche Projekte zu stecken“. Dass ein Trinkraum nur eingepasst in vorhandene Strukturen eingerichtet werden soll, darin waren sich dann auch alle Fraktionen einig.
Ein Problem könnte die Überschneidung von Drogen- und Alkoholiker-Szene sein. Ein Trinker-Café wäre eventuell für Heroinabhängige in Substitutionsprogrammen eine Anlaufstelle für den Beikonsum von Alkohol. Genau den soll die Methadon-Vergabe aber verhindern.