Düsseldorf U-Bahn-Tunnel: Bald steuern die Fahrer die Züge wieder selbst
Für zig Millionen Euro wird im Untergrund eine neue Technik installiert. Folge: Die Züge fahren künftig nicht mehr ganz automatisch.
Düsseldorf. Ein bisschen seltsam ist das schon, wenn man in Nürnberg mit der U-Bahnlinie 3 fährt. Denn die Züge rauschen vollautomatisch durch die Röhre — da, wo sonst der Fahrer sitzt, sitzen in der Linie 3 gewöhnliche Fahrgäste.
Möglich macht das eine Technik, die es so ähnlich auch in Düsseldorf gibt. Dank der so genannten Linienzugbeeinflussung (LZB) werden die U-Bahnen auch hier automatisch geführt. Die Fahrer haben nur überwachende Funktion, heißt: Auch im Düsseldorfer Untergrund könnten die Züge ohne Fahrer fahren. Zumindest theoretisch — praktisch hätte das keinen Sinn, denn alle Stadtbahnlinien haben auch oberirdische Strecken. Und da geht es ohne Fahrer nicht.
Aber auch unter der Erde bekommen die Fahrer bald wieder mehr zu tun. Denn die LZB-Technik ist veraltet und wird durch ein neues System ersetzt. Im Februar 2016 startet es im Tunnel der Wehrhahn-Linie, die Vorbereitungen dafür laufen auf Hochtouren. Wichtigste Neuerung: Die Fahrer steuern wieder selbst.
Damit das auch reibungslos klappt, werden auf der Tunnelstrecke Signale installiert, die ähnlich funktionieren wie Ampeln im Straßenverkehr: Es gibt Grün, Rot und Gelb — wobei es auch die Kombination Gelb mit Grün gibt. Sie bedeutet: freie Fahrt, aber nur mit reduziertem Tempo, weil eine Weiche in abzweigender Lage folgt. Ein ähnliches System gibt es bei der Deutschen Bahn.
Ob sich die Fahrer an die Signale und an die Geschwindigkeitsbegrenzungen halten, wird von der neuen Leittechnik überwacht. Sind die Fahrer zu schnell, bremst das System automatisch ab. Übersieht der Fahrer ein rotes Signal, bringt die Technik den Zug zum Stillstand.
Doch woher weiß das System, wo und wie schnell ein Zug gerade unterwegs ist? Weil zwischen Zug und Leitstelle permanent Daten ausgetauscht werden. Dieser Austausch geschieht über so genannte Koppelspulen. Es gibt an der Strecke fest installierte Signale — rollt ein Zug mit einer entsprechenden Koppelspule darüber (siehe Foto oben), findet per Funk ein Datenaustausch statt. So weiß das System stets, wo sich die Züge befinden und wie schnell sie sind — und kann gegebenenfalls eingreifen.
Ob auch alles so funktioniert, testet die Rheinbahn bereits seit einer Weile: „Die Prüfgleise dazu in Heerdt und in Lierenfeld sind schon seit mehr als einem Jahr in Betrieb“, sagt Uwe Kietzmann, der bei der Rheinbahn für die neue Technik zuständig ist.
Die Installation ist teuer und zeitaufwändig: Pro Woche wurde ein Zug mit der neuen Technik ausgerüstet. Insgesamt werden 76 Bahnen auf der Wehrhahn-Linie im Einsatz sein, seit Juni sind alle Züge fit für die neue U-Bahn.
Noch in diesem Jahr startet auch die Umrüstung der vorhandenen U-Bahn-Strecken: Los geht es unter der Ronsdorfer Straße, wo erste Signale eingebaut werden. Weil das aber nur in den kurzen nächtlichen Betriebspausen gemacht werden kann (jeweils drei Stunden), wird sich die Umrüstung hinziehen — wohl bis Mitte 2018.
Dann soll es einen Parallelbetrieb des alten und des neuen Systems geben. Erst 2024, wenn auch Duisburg die neue Technik im Einsatz hat, soll die alte LZB-Technik für immer abgeschaltet werden.
Die Fahrgäste werden von all dem nicht viel mitbekommen. Für die Rheinbahn aber gibt es eine Reihe von Vorteilen. „Das alte System gab es nur für Duisburg und Düsseldorf. Ersatzteile sind deshalb schwer zu bekommen“, erklärt Kietzmann. Und: Mit dem neuen System sind auch Überführungsfahrten — etwa von Oldtimern — möglich.