Ukrainerin in Düsseldorf Erfolgreicher Neustart in Oberkassel

Düsseldorf · Im März ist Viktoriia Osmokha aus der Ukraine nach Düsseldorf geflohen. Nun wird sie Kosmetikerin – ihr Traumberuf.

Viktoriia Osmokha bei der Arbeit im Kosmetikinstitut von Kathrin Weise-Walhöfer (rechts), ein Traumjob für die Ukrainerin.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Viktoriia Osmokha stammt aus einem Dorf nahe der Stadt Izum in der Ostukraine. Bis zum Beginn des russischen Angriffskriegs im Februar dieses Jahres lebte sie dort gemeinsam mit ihren Eltern ein ganz normales Leben. „Als die Front dann täglich näherrückte, haben meine Eltern mir immer wieder gesagt, dass ich fliehen soll“, erinnert sie sich. Da wehrpflichtige Männer – und zu diesen gehört Viktoriias Vater mit seinen 58 Jahren – das Land nicht verlassen dürfen, und die Mutter ihn nicht alleinlassen möchte, ist die 24-Jährige dann allein über Polen nach Deutschland geflüchtet und am 18. März in Düsseldorf angekommen. „Ich war vor ein paar Jahren während eines Urlaub schon einmal in Deutschland, deshalb wollte ich lieber hierhin als nach Polen“, erzählt sie – übrigens bereits in sehr gutem Deutsch, das sie innerhalb kürzester Zeit sowohl online als auch in einer Sprachschule gelernt hat.

Eine Reihe von
Glücksfällen half Viktoriia

Dass Viktoriia Osmokha nun kurz vor dem Beginn einer Ausbildung zur Kosmetikerin steht, hat sie einer Reihe von Glücksfällen zu verdanken. Zunächst besuchte sie im Juni das unter anderem vom Verein „Sei Stark“ initiierte erste Bewerbercafé für Geflüchtete aus der Ukraine im Supermarkt Zurheide. Der Verein hat es sich zur Aufgabe gemacht, sozial benachteiligte Frauen zu fördern, und dessen Düsseldorfer Vertreterin Christel Tzourmbakis bot ihr gleich beim Kennenlernen Unterstützung an. Und da Viktoriia Osmokha in der Ukraine Augenbrauen- und Fingernageldesign gelernt hat und nach einer Möglichkeit suchte, auch in Deutschland in diesem Beruf zu arbeiten, stellte Tzourmbakis den Kontakt zu Kathrin Weise-Walhöfer her.

Die Düsseldorfer Unternehmerin ist nicht nur Inhaberin eines Kosmetikinstituts, sondern auch Vorsitzende des im Frühjahr gegründeten Vereins „Daria“, dessen Ziel es ist, ukrainische Geflüchtete in Wohnungen unterzubringen. „Für mich war es selbstverständlich, hier sofort zu helfen“, sagt Weise-Walhöfer. Und nun absolviert Osmokhaia seit ein paar Wochen ein Praktikum in ihrem Kosmetikinstitut, die entsprechende Förderung durch die Arbeitsagentur ist auch bereits beantragt. „Viktoriia macht das nicht nur richtig gut und engagiert, sie ist auch freundlich und zugewandt. Meine Kundinnen fühlen sich sehr wohl bei ihr“, berichtet Weise-Walhöfer begeistert. Und die junge Ukrainerin freut sich, in einem Kosmetikstudio arbeiten zu können – aber sie möchte noch mehr, nämlich eine Ausbildung zur Kosmetikerin absolvieren. Hier kommt nun erneut Christel Tzourmbakis ins Spiel – sie vermittelte nämlich einen Kontakt zur Düsseldorfer Kosmetikschule Dr. Schrammek. Und dort kann Viktoriia Osmokha nun ab November ein Jahr lang abends, neben ihrer Arbeit bei Weise-Walhöfer, ihren Traumberuf erlernen – und zwar kostenlos, denn sie erhält ein Stipendium der Schule. „Ich bin jetzt sehr glücklich, auch mein Deutsch wird immer besser und ich habe schon neue Bekannte gefunden – ich möchte gern in Deutschland bleiben“, sagt die 24-Jährige dankbar.

Was ihr nun noch fehlt, ist eine eigene Wohnung. Derzeit wohnt sie in einem Hotel im Stadtteil Pempelfort, bis Dezember kann sie dort bleiben. Mit dem Verein „Daria“ haben Weise-Walhöfer und ihre Mitstreiter bereits rund 100 ukrainische Geflüchtete in Wohnungen unterbringen können und hoffen, auch für Viktoriia Osmokha bald etwas Passendes zu finden. Allerdings, so sagt die Vereinsvorsitzende, sei die Suche nach geeigneten Wohnungen aktuell unglaublich schwierig, es gebe in der Stadt kaum Angebote. „Neben Geldspenden – über die wir uns natürlich auch freuen – benötigen wir zurzeit ganz, ganz dringend Wohnungen und Arbeitsplätze für die geflüchteten Menschen“, sagt sie.