Tipps der Verbraucherzentrale in Düsseldorf „Jede zweite Abrechnung ist fehlerhaft“

Düsseldorf · Die Preise für Energie sind rasant gestiegen. Wenn dann die Abrechnung kommt, blicken viele nicht mehr durch. Die Verbraucherzentrale berät immer mehr Düsseldorfer wegen mutmaßlich falscher Zahlen.

Vor allem im Bereich Energie hat der Beratungsbedarf stark zugenommen, sagt Sebastian Dreyer, Leiter der Verbraucherzentrale Düsseldorf.

Vor allem im Bereich Energie hat der Beratungsbedarf stark zugenommen, sagt Sebastian Dreyer, Leiter der Verbraucherzentrale Düsseldorf.

Foto: dpa/Hauke-Christian Dittrich

Wenn die Rechnung plötzlich deutlich höher ausfällt als sonst, schaut man genauer hin. Immer mehr Düsseldorfer zweifeln angesichts gestiegener Energiekosten offenbar an, ob ihre Abrechnungen für Strom, Gas oder Heizung eigentlich realistisch und richtig sind. Das Problem: Die Zahlen sind oft undurchsichtig und intransparent.

Die Verbraucherzentrale in Düsseldorf berichtet von einer gestiegenen Nachfrage bei Rechtsberatungen und Energiefragen. Gerade Ende 2022 hatten die Preise stark angezogen, im folgenden Jahr kamen dann die hohen Rechnungen – und mit ihnen viele Fragezeichen bei Mietern und Eigentümern. Rund 15 000 Anfragen sind bei der Beratungsstelle im vergangenen Jahr aufgekommen. Davon waren fast ein Drittel Rechtsberatungen oder -vertretungen – 33 Prozent mehr als im Vorjahr. Vor allem im Bereich Energie hat der Beratungsbedarf stark zugenommen, sagt Sebastian Dreyer, Leiter der Verbraucherzentrale.

„Die Zahl der Rechtsberatungen ist so groß, weil immer mehr Verbraucher nicht mehr durchdringen“, sagt Dreyer. „Bei Nachfragen zu ihren Abrechnungen landen sie in Callcentern und werden abgewiegelt.“ Bei der Beratungsstelle melden sich Düsseldorfer ganz unterschiedlicher Art, sagt Dreyer, „vom Leistungsempfänger bis zur Großmutter aus Oberkassel, spitz zusammengefasst“. Vor allem aber sind es Menschen, denen die Digitalisierung zu schaffen mache – dazu gehörten Ältere und Menschen mit Migrationsgeschichte, die Deutsch nicht als Muttersprache gelernt haben. Viele suchen dann Hilfe bei der Verbraucherzentrale.

Nicht selten haben die Verbraucher guten Grund für ihre Zweifel. „Gut jede zweite Nebenkostenabrechnung ist fehlerhaft“, sagt Thomas Bertram, Energieberater bei der Verbraucherzentrale in Düsseldorf. Zwar handele es sich nicht immer um tatsächliche Rechnungsfehler, sondern mitunter auch um Formfehler. Wer aber den ernsthaften Verdacht hat, dass die Abrechnung nicht korrekt ist, sollte Widerspruch einlegen und sämtliche Rechnungen und Originalbelege anfordern, so Bertram. Vermieter dürfen nämlich nur laufende und jährlich wiederkehrende Kosten auf die Mieter umlegen: Heizung, Warmwasser, Kaltwasser, Abwasser, Grundsteuer. Anders als zum Beispiel einmalige Reparaturen.

Ähnlich sei es bei Strom- und Gasrechnungen. „Die Rechnungen sind teilweise intransparent. Die Verbraucher blicken nicht durch“, sagt Sebastian Dreyer. Meist gehe es in den Beratungen zunächst darum, die Rechnung zu erläutern und zu erklären, wie die Zahlen zustande kommen und was sie bedeuten. Die nächste Frage: Ist der Verbrauch auch realistisch?

So kann es sein, dass Anbieter den Verbrauch schätzen, dann sind die Kosten in der Regel deutlich höher als bei den abgelesenen Werten. Solche Schätzungen müssen auf der Rechnung klar ausgewiesen werden.

Ist dieser Wert zu hoch, können Anwohner dem Strom- oder Gasanbieter den tatsächlichen Zählerstand mitteilen und eine korrigierte Rechnung verlangen. Auch neue Abschlagszahlungen müssen Mieter nicht einfach akzeptieren, wenn diese überhöht sind. Immer wieder habe die Verbraucherzentrale Düsseldorf hier angepasste Abschläge erwirken können.

Wer ein Haus oder eine Wohnung in Düsseldorf besitzt, muss sich früher oder später auch mit der Zukunft seiner Heizung auseinandersetzen. Spätestens bis zum Jahr 2045 müssen alle Heizungen vollständig mit erneuerbaren Energien betrieben werden.

Wärmepumpen und Photovoltaik statt Gas und Öl – auch zu diesem Komplex haben die Energieberater der Verbraucherzentrale im vergangenen Jahr etliche Fragen beantwortet.

Dabei ging es oft auch um das Förderprogramm „Klimafreundliches Wohnen und Arbeiten“ der Stadt Düsseldorf. Weil die Nachfrage bei Energiethemen so sprunghaft gestiegen ist, bietet die Verbraucherzentrale seit 2023 auch Workshops zu Wärmepumpen, Heizungstausch und energetischen Sanierungen an.