Verkehrsverbünde lassen Pendler im Regen stehen
Die seit Jahren angekündigte Entlastungslinie zwischen Köln und Düsseldorf ist auf 2016 verschoben worden. Zum Ärger vieler Pendler.
Düsseldorf. Wer regelmäßig im Berufsverkehr mit der Bahn zwischen Köln und Düsseldorf pendelt, kann ein leidvolles Lied singen: Es handelt von übervollen Zügen, in denen es zum Teil nur noch Stehplätze gibt. Von Gedrängel und schlechter Luft. Und von vielen Verspätungen, weil die Regionalzüge gern mal aufs Nebengleis gestellt werden, damit ICs und ICEs überholen können. Manche Pendler steigen daher auf den Fernverkehr um, was als Dauerlösung aber teuer ist.
Abhilfe sollte eine neue Regionalexpresslinie bringen. Der Plan: Die Züge fahren nicht über die stark belastete rechtsrheinische Strecke, sondern linksrheinisch über Neuss und Dormagen nach Köln (siehe Grafik). Das dauert zwar 40 statt 30 Minuten. Weil dort sonst aber nur noch eine weitere Regionalexpresslinie (RE7) und eine S-Bahn (S11) verkehren, gilt die Route weniger verspätungsanfällig. Und: Die rechtsrheinischen Züge würden entlastet.
Doch daraus wird nichts. Nach Informationen der WZ haben sich die beteiligten Verkehrsverbünde Rhein-Ruhr (VRR) und Rhein-Sieg (VRS) nicht einigen können. Dabei war erst ein Start im Dezember 2011 geplant. Dann sollte es 2012 werden, dann 2013. Doch noch immer gibt es keine Entlastung für die vielen Tausend Pendler. Und daran wird sich vorerst auch nichts ändern. Wahrscheinlich tut sich vor Dezember 2016 gar nichts.
Besonders ärgerlich: Eigentlich hatten sich VRR und VRS im Januar 2013 schon auf die Einführung der neuen Linie RE6a geeinigt. Der Fahrplan stand fest (die Züge ab Düsseldorf sollten stündlich von 5.14 bis 19.14 Uhr fahren). „Wir hatten die Strecke auch schon in den Liniennetzplänen eingetragen“, sagt VRS-Sprecher Holger Klein. „Aber dann ist das Projekt doch noch in den Vorlaufbetrieb des geplanten Rhein-Ruhr-Express eingegliedert worden.“
Soll heißen: Wenn ab 2016 die ersten neuen Wagen für den RRX ausgeliefert werden, könnten diese auf der linksrheinischen Strecke fahren. Vorteil: Diese Züge könnten dann auch im Tunnel fahren — und das ist nötig, wenn die Linie wunschgemäß bis zum Kölner Flughafen verlängert werden soll.
Was Ende 2016 womöglich gut ist, interessiert die Pendler heute allerdings wenig. „Dass zwischen den beiden Metropolen Köln und Düsseldorf nur zwei Nahverkehrszüge je Stunde fahren, geht gar nicht“, meint Iko Tönjes von der Düsseldorfer Abteilung des Verkehrsclubs Deutschland (VCD). Die Verschiebung der Entlastungslinie sei „einfach nur ärgerlich. Bis 2016 zu warten, kann keine Lösung sein.“
Bei den Verkehrsverbünden gibt man sich auf WZ-Anfrage zerknirscht. „Wir wissen, dass die Fahrgäste manchmal in den Zügen stehen wie Sardinen in den Dosen“, sagt Holger Klein (VRS). Und sein VRR-Kollege Johannes Bachteler räumt ein: „Die Entlastung war angekündigt, dass die nicht schneller kommt, dafür kann ich mich nur entschuldigen.“
Schuld sein wollen freilich beide Seiten nicht. Letztlich sei alles eine Frage der Kosten — und eine eigene Linie nur für wenige Jahre auszuschreiben, wäre unwirtschaftlich gewesen, heißt es.
Zuvor waren schon Verhandlungen mit der Deutschen Bahn gescheitert. Die hat zwar genügend Züge älterer Baujahre in der Hinterhand, die man für eine Zeit lang noch hätte einsetzen können, trotzdem sind sich der Konzern und die Verbünde nicht einig geworden.
Für die Pendler gibt es indes nur einen Hauch von Hoffnung. Klein: „Aktuell wird geprüft, ob wir nicht doch schon im Dezember 2015 starten können.“