Düsseldorf Viele verletzte Radfahrer — können Ampel-Blinklichter helfen?
Es gibt sie an vielen Kreuzungen, aber lange nicht an allen. Die Stadt will sie sparsam einsetzen.
Düsseldorf. Die Zahl der Radlerunfälle ist im vergangenen Jahr extrem in die Höhe geschnellt: 889 Fälle gab es, eine satte Steigerung um fast 20 Prozent im Vergleich zum Jahr davor (751 Unfälle). Ein Zusammenstoß in der vergangenen Woche wirft ein Schlaglicht auf eine der Hauptursachen: In Düsseltal wird eine 81-jährige Radlerin von einer Autofahrerin beim Abbiegen übersehen — die Seniorin wird schwer verletzt.
Immer wieder berichtet die Polizei über solche Unfälle. 1. September, ein BMW-Fahrer biegt auf der Ulmenstraße ab und rammt einen Radfahrer (21) — schwer verletzt. 25. August, eine Frau biegt mit ihrem Citroën in den Hellerhofweg ein, rammt einen 16-jährigen Radfahrer — leicht verletzt; die Frau hält kurz an, fährt dann aber weg.
18. August, ein weißer Audi TT fährt beim Abbiegen von der Völklinger Straße in die Plockstraße einen 26-jährigen Radler an — leicht verletzt; auch dieser Fahrer flüchtet.
21. Juli, ein Audifahrer übersieht beim Abbiegen in die Plockstraße einen Radfahrer (54) — schwer verletzt. 15. Juni, ein 14-Jähriger fährt mit seinem Rad auf der Jülicher Straße, als eine Autofahrerin (68) ihn beim Abbiegen in die Eulerstraße nicht beachtet — schwer verletzt. Nur einige Beispiele.
Dass sie aber nicht für bedauerliche Einzelfälle stehen, zeigt ein Blick in die aktuelle Statistik der Polizei. Da sieht der Trend für dieses Jahr zunächst positiv aus: Zwischen Januar und September gab es 657 Unfälle mit Radlern — im gleichen Zeitraum 2014 waren es 694. Es werden also weniger Radfahrer auf Düsseldorfs Straßen verletzt (581 in den ersten neun Monaten 2014, dieses Jahr 555). Aber: Die Unfälle, bei denen Autofahrer Radler beim Abbiegen übersehen haben, nahmen sogar zu: von 110 auf 123 im Vergleichszeitraum.
Es gibt wenig, was Polizei und Stadt gegen die Unachtsamkeit von Autofahrern tun können. Ein einfaches Mittel allerdings sind Blinklichter an Ampelkreuzungen (die Umrüstung kostet laut Stadt 3000 bis 5000 Euro), die auf Fußgänger und Radfahrer aufmerksam machen sollen. An der Hüttenstraße etwa blinkt es gelb für Abbieger in die Herzogstraße, wenn die Ampel für den Fußgängerüberweg und den Radweg dort Grün zeigt.
Einige hundert Meter weiter indes sind täglich brenzlige Situationen zu beobachten, wenn Autofahrer von der Kö in die Steinstraße Richtung Carlsplatz einbiegen, keinen Schulterblick machen und Radler, die auf dem Geh- und Radweg unterwegs sind, fast auf der Motorhaube sitzen haben — einen Warnblinker gibt es dort nicht.
Die Entscheidung, wo das gelbe Licht blinken soll, ist laut Stadt teils eine statistische: Die Unfallkommission überprüfe Stellen, an denen die Polizei eine Häufung von Unfällen verzeichnet und beschließt gegebenenfalls Veränderungen. Teils geht es aber auch nur darum, wo die Stadt zufällig gerade baut: „Im Zuge jeder Umplanung von Kreuzungen werden Anpassungsmaßnahmen geprüft“, erklärt Andrea Blome, Chefin im Amt für Verkehrsmanagement. Eine turnusmäßige Überprüfung aller Ampelanlagen gebe es aber nicht, sagt sie.
Ohnehin ist sie gegen einen flächendeckenden Einsatz der Blinklichter: „Sie sind sparsam zu verwenden und sollen wirklich nur an Gefahrenstellen eingesetzt werden“, erklärt die Amtsleiterin. Sonst könne es im Verkehr zu einer „Reizüberflutung“ kommen — und die sei schließlich ebenso gefährlich.