Düsseldorf Vinyl ist auch eine Geldanlage

Großer Andrang herrschte am Sonntag bei der Schallplattenbörse. Auch junge Menschen interessieren sich für die alten Tonträger.

Foto: Michaelis

Düsseldorf. Viele bezeichnen es als das Revival des „schwarzen Goldes“, für andere war die Schallplatte nie aus dem Wohnzimmer wegzudenken. „Wir beobachten aber, dass die Tonträger wieder beliebter werden und immer mehr Menschen sich dafür interessieren“, sagt Alexander Lauber, einer der Organisatoren der Schallplattenbörse im Weiterbildungszentrum am Hauptbahnhof. Vier Mal im Jahr findet die statt, am Sonntag boten rund 50 Händler ihre Schätzchen an.

Das Jahr 2006 sei der Tiefpunkt gewesen, das Vinyl habe „keinen guten Stand“ gehabt, sagt Lauber. „Von da an ist es aber wieder stetig bergauf gegangen, heute kommen jedes Mal bis zu 500 Besucher.“ So war es auch am Sonntag.

Lauber selbst ist erst 18 Jahre alt und hat schon eine beachtliche Sammlung von 200 Platten zuhause. Und so wie er begeistern sich mehrere junge Gesichter fürs Vinyl. Etwa die 14-jährige Lilly: „Es ist ein ganz anderes Gefühl, wenn man die Platte auf den Plattenspieler legt. Das ist nicht zu vergleichen mit einem Klick auf eine elektronische Datei am Computer.“ Sie hört die Platten ihres Vaters, etwa Interpreten wie Bob Dylan, David Bowie oder die Beatles. Von neuen Platten mit aktuellen Songs hält sie nichts — das sei nicht authentisch genug. „Man sieht das große Cover, auch das kann man mit einer winzigen CD nicht vergleichen“, sagt die Schülerin aus Düsseldorf.

Seit 30 Jahren sammelt Händler Georg Platten. Seinen vollen Namen möchte er lieber nicht in der Zeitung lesen — denn mit den Platten sei es ein wenig wie mit wertvollen Kunstobjekten: „Man muss sich in Acht nehmen, dass nicht die falschen Leute Wind davon bekommen, wo man wohnt“, sagt er. Rund 2000 Schallplatten hortet er zuhause, einige verkauft er auf Börsen wie der im Weiterbildungszentrum. „Viele Leute interessieren sich plötzlich dafür, suchen aber vor allem günstige Platten.“ Viele würden sich dann über alles wundern, was nicht für fünf Euro über den Tisch gehe. „Für einen echten Knaller muss man aber schon mal 100 Euro bezahlen“, sagt der Händler. Er hat zum Beispiel eine Musterplatte der Rockband „Pretty Things“ aus den 1960er Jahren im Angebot; sie soll 120 Euro kosten. Zunehmend betrachte er die Platten auch als Geldanlage: „Geld wird weniger wert, bei den Platten ist es andersherum.“

Sammler Normen, der seinen Nachnamen ebenfalls nicht in der Zeitung sehen möchte, findet es wichtig, Musik gewissenhaft zu hören. „Wenn ich eine Platte auflege, nehme ich mir Zeit und lasse mich auf den Sound ein. Das vermisse ich zum Beispiel bei Streamingdiensten im Internet“, sagt der 36-Jährige. Er hat vor zwei Jahren mit dem Sammeln angefangen und mittlerweile gut 200 Tonträger zuhause gehortet. „Vinyl bleibt übrig, während andere Musik schnell wieder aus den Köpfen verschwindet. Das finde ich so fantastisch“, sagt der Düsseldorfer.