Düsseldorf Vom Alltag in der Feuerwehr-Leitstelle

Franz Hitz ist als Leiter in Rente gegangen. Im Rückblick erzählt er von kuriosen Anrufen und einem anspruchsvollen Job.

Foto: Judith Michaelis

Düsseldorf. Abends will man ins Kino, weiß aber gerade nicht, wann der Film läuft, den man schauen will — für manche Leute scheint sich diese Situation wie ein echter Notfall anzufühlen: Jedenfalls wählen immer wieder Leute die 112 und verlangen Informationen zum aktuellen Kinoprogramm.

Solche Anrufer landen dann in der Leitstelle der Feuerwehr in der Hüttenstraße. In einem großen Raum mit viel Technik, vielen Telefonen und Bildschirmen laufen sämtliche Düsseldorfer 112-Notrufe ein. Franz Hitz war 17 Jahre lang Chef der Leitstelle, nun ist er mit 60 in den Ruhestand gegangen. Er hat in dieser Zeit kuriose Anrufe erlebt — und einige Veränderungen.

So ist die Zahl der Menschen, der täglich die 112 wählen, in den vergangenen Jahren immer weiter gestiegen. Um die 1000 Mal klingelt an manchen Tagen in der Hüttenstraße das Telefon. Das hängt laut Hitz mit der wachsenden Einwohnerzahl Düsseldorfs zusammen, mit der Zunahme des Straßenverkehrs, mit Großveranstaltungen.

Gleichzeitig hat heute praktisch jeder sein Handy griffbereit. Bei irgendwelchen Problemen ist die 112 schnell gewählt. Wo ist das Einwohnermeldeamt, welche Apotheke hat nachts Notdienst? Immer wieder verstehen auch Menschen das Wort „Notruf“ offensichtlich falsch und rufen an, weil sie Probleme mit ihrem Handy haben.

Die Mitarbeiter der Leitstelle — die so genannten Disponenten — wissen, wie man solche Anrufer schnell wieder aus der Leitung bekommt. Oft viel schwerer zu bearbeiten sind dagegen die echten Notrufe. Die Menschen am anderen Ende der Leitung sind oft in Aufregung und nicht in der Lage, präzise Auskünfte zu geben. Für die Disponenten ist zunächst entscheidend herauszufinden, wo genau der Unglücksort ist. Das ist nicht einfach, wenn zum Beispiel jemand sagt: „Ich bin im Aaper Wald“. Die Handyortung, welche die Feuerwehr zuletzt mit Erfolg eingesetzt hat, ist inzwischen verboten worden — aus Gründen des Datenschutzes. Manche Leute sprachen zudem nur wenig Deutsch, was den Informationsaustausch erschwert. Den Disponenten werden regelmäßig Englisch-Fortbildungen angeboten.

Werden zum Beispiel Brände oder große Unfälle gemeldet, müssen die Disponenten binnen Sekunden entscheiden, welche Fahrzeuge und wie viele Kollegen sie losschicken. „Es ist ein stressiger Job“, sagt Franz Hitz. Auch wegen der dichten Folge der Telefonate: „Gerade fragt einer nach Apotheken, im nächsten Moment will jemand vom Dach springen.“ Manche Kollegen wünschen sich nach einer Weile, wieder Einsätze zu fahren.

Franz Hitz hat sich in seiner Zeit als Leiter vor allem mit Organisation beschäftigt, Abläufe verbessert, um bei Großeinsätzen schnell mit den richtigen Kräften vor Ort zu sein. Mit 60 Jahren hat man bei der Feuerwehr das Rentenalter erreicht, Hitz hat keine Angst, in ein Loch zu fallen: „Ich habe Familie und Hobbys.“ In diesem Sommer macht er mit Freunden eine große Motorradtour.