Von der Nachhilfe profitieren beide Seiten

„Jugend fördert Jugend“ nennt die Diakonie ihr Programm, in dem zurzeit 88 junge Freiwillige 156 jungen Flüchtlingen helfen, die deutsche Sprache zu lernen.

Foto: Sergej Lepke

Die Zahlen sind beachtlich: In 2963,5 Stunden haben von Januar bis Oktober 88 junge Freiwillige 156 Flüchtlingen geholfen, besser Deutsch zu lernen. Zehn Euro bekommen die Lehrer für ihre Nachhilfestunden. Doch Zahlen sind bei diesem Projekt längst nicht alles. Dass der 25-jährige Ole Katzenberger sich seit mehr als einem Jahr im Schnitt zweimal die Woche mit Aghyad Hennawi (19) trifft, hat andere Gründe. „Das ist nicht nur ein Job. Wir wollen uns sehen“, sagt der Informatikstudent. Ihm gefalle das Zwischenmenschliche. Und dass dabei auch schon mal die Analyse eines Barock-Gedichts ansteht, darüber können die beiden sich amüsieren.

Vor zwei Jahren ist der 19-jährige Schüler aus Syrien über Jordanien nach Düsseldorf geflohen. Sechs Monate hat er Deutsch am Lessing-Gymnasium gelernt und steht jetzt am Heine-Gymnasium in Mettmann kurz vor dem Abitur. Mit seinem Lehrer Ole trifft er sich meistens in der Zentralbibliothek hinter dem Bahnhof. „Fallstricke hält die deutsche Sprache auch für mich bereit“, sagt der Informatik-Stundent. Akkusativ oder Dativ — das Gefühl des Muttersprachlers ist klar. Aber warum? Ole Katzenberger gefällt das. Und es begeistert ihn, welche Fortschritte Aghyad in so kurzer Zeit gemacht hat und jetzt plant, nach dem Abitur Medizin zu studieren.

„Jugend fördert Jugend“ nennt die Diakonie das seit 2014 laufende Projekt. Mit finanzieller Unterstützung der Rotarier kann der Jugendmigrationsdienst der Diakonie junge Menschen im Alter von zwölf bis 27, die neu in Düsseldorf ankommen, mit Schülern und Studenten aus der Stadt zusammenbringen. „Integration funktioniert nur, wenn man Deutsch spricht“, erklärt Margit Jandali, die als Rotarierin von Anfang an zu den Unterstützern zählte. Der Erfolg begeistert sie. Die Rückmeldung etwa vom Albrecht-Dürer-Kolleg sei deutlich, die Schüler seien merklich besser geworden.

Dass Lernen nicht nur in eine Richtung funktioniert, hat auch Noee Knecht erfahren. Die Schülerin am Cecilien-Gymnasium trifft sich mit ihren beiden Nachhilfeschülerinnen, die aus dem Irak und aus Syrien kommen, an ihrer Schule. „Wir gehen da die Bücher der Klasse 6 durch“, beschreibt sie den Unterricht. Sie selbst habe viel über die Kultur und die Landschaft im Irak gelernt.

Diakoniepfarrer Thomas Nolting betont beim Treffen den Gemeinschaftsprojekts: „Wir wollen Kontinuität und auch die nächsten Jahre über ,Jugend fördert Jugend“ anbieten. Wer also mitmachen möchte, kann sich bei der Diakonie in Düsseldorf melden. Ob als Spender oder Lehrer, alle sind willkommen.

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