Von Unterwasserwelten in Kellern und Wohnzimmern

Die Amazonas Zierfischfreunde frönen einem fast vergessenen Hobby. Der Verein hat nur noch 16 Mitglieder.

Düsseldorf. Ein Aquarium ist wie ein Fernseher. Und eigentlich noch viel besser. Jede Sekunde zeigt es seinem Zuschauer ein wechselndes Bild und verströmt dabei eine Ruhe, die sich im gesamten Wohnzimmer ausbreitet.

Das, findet Wolfgang Reich, zeichnet sein Hobby aus. Seit den 70er Jahren gehört der Düsseldorfer zu den Amazonas Zierfischfreunden, einem Verein, dessen Gründungsdatum die Mitglieder schon gar nicht mehr zurückverfolgen können.

In seiner Hoch-Zeit erstreckte sich Reichs Unterwasserwelt auf vier Aquarien und brachte es auf eine Füllmenge von insgesamt 1000 Litern. Übrig ist davon heute nur noch ein gut ein Meter langes Becken. „Wir wohnen mittlerweile in der vierten Etage, da ist eine Überschwemmung verheerend“, begründet Reich.

Wie verheerend, das weiß Vereinskollege Reiner Goldhorn aus eigener Erfahrung. Zwei Mal schon flutete eins seiner drei Aquarien das Wohnzimmer. „Das waren 100 Liter, die damals ins Zimmer liefen“, erinnert sich der 53-Jährige. Seitdem schmückt auch sein Wohnzimmer ein kleineres, 60 Zentimeter langes Modell, das 54 Liter fasst und Goldhorn etwa 20 Euro im Monat kostet.

Kein Vergleich ist das mit dem unumstrittenen Spitzenreiter des Vereins, dem ersten Vorsitzenden Rudolf Kinder aus Ratingen. Sein Keller beherbergt nicht weniger als 13 Aquarien, in denen sich überwiegend Fische aus der heimischen Zucht tummeln, zum Beispiel bunte westafrikanische Barsche.

Die seien nämlich bereits an das mitteleuropäische Klima gewöhnt und fühlten sich gerade in hartem Wasser pudelwohl. „Besonders exklusive Fische haben wir derzeit nicht im Verein.“

Um das zu ändern, ist manchmal eine Reise nötig, die mehr Aufwand kostet als die Fahrt zum nächsten Zoohändler. „Unser Mitglied Stefan Schwarz fliegt bald wieder nach Afrika, um Fische zu fangen“, berichtet Goldhorn.

Seit der Naturschutz in vielen Ländern der Welt einen höheren Stellenwert einnehme, sei eine solche Expedition mit einer Menge bürokratischer Hürden verbunden. „Aber das ist natürlich auch in unserem Interesse.“

Nicht nur juristische Bedingungen haben sich für den Verein geändert. „Im Moment sind wir 16 Mitglieder, in den 70er Jahren waren es rund 200“, bedauert Reich. „Heutzutage lädt man sich Aquarien als Bildschirmschoner auf den Laptop, und für Ratschläge muss man nicht mehr zu einem Verein fahren, sondern nur das Internet befragen.“

Die Zierfischfreunde kommen trotzdem noch gerne einmal im Monat zusammen, tauschen Ratschläge und den ein oder anderen Fisch aus. Und mit der anhaltenden Leidenschaft konnte Reich sogar seine zwei Söhne anstecken. „Das ist das Schönste, wenn die eigenen Kinder die Begeisterung für Fische weitertragen.“