Vorfreude aufs Düsseldorf-Festival
Düsseldorf. Ein Überblick über die Tänzer, Akrobaten und Musiker, die im September ins Zelt auf dem Burgplatz kommen.
Das Düsseldorf-Festival beginnt in diesem Jahr leise und eher zart. Die Compagnie Michèle Anne de Mey eröffnet das Festival am 12. September. Nanodanse nennt die Choreographin das, was sie mit einem Filmteam auf die Bühne bringt. Die sanften Bewegungen finden live auf der Bühne statt, werden aber gleichzeitig abgefilmt und auf eine Leinwand hinter der eigentlichen Bühne projiziert. Riesig erscheinende Finger bewegen sich durch einen winzigen Bahnhof, an dem winzige Persönchen auf einen kleinen Zug warten. Making-of und fertiger Film sind also zugleich in der Vorführung.
Ein Novum, nämlich, dass ein Auftritt, der schon einmal beim Düsseldorf-Festival dargeboten wurde, erneut auf die Bühne kommt, gibt es mit „Sutra“ von Sidi Larbi Cherkaoui und Sadler’s Wells. Die Produktion feiert in diesem Jahr ihr Zehnjähriges. Dafür verbinden die Choreographen die Kampfkunst der Shaolin-Mönche mit Tanz. Dabei wird versucht, die Seele der Kung-Fu-Kampfkunst, begleitet durch klassische Kammermusik, auf die Bühne zu bringen.
Eine tänzerische Reise in ihre eigene Heimat bieten Kader Attou und Mourad Merzouki mit „Danser Casa“. Beim bisher letzten Auftritt waren die Hip-Hop-Choreographen noch zu zweit und begeisterten mit ihrer Produktion „Pixel“. In diesem Jahr haben sie ein junges Ensemble aus Casablanca zusammengestellt, das mit Tänzen und Bewegungen zu seinen Wurzeln nach Marokko führt.
Christiane Oxenfort und Andreas Dahmen sind die Intendanten des Düsseldorf-Festivals. Foto: Susanne Diesner
Letztes Tanz-Element unter den bislang angekündigten Highlights ist die Aufführung „Show“ von Hofesh Shechter mit der Kompanie Shechter II. In dieser Produktion geht es um Gewalt und die Frage, welche Rolle und Präsenz diese in unserer Kultur hat. „Die Aufführung erinnert eher an ein Rockkonzert“, sagt Intendant Andreas Dahmen. Die Beleuchtung nehme eine dominante Rolle ein, die Körpersprache sei entfesselt.
Novum und doch bekannt — das gibt es auch bei der diesjährigen Aufführung des Cirkus Cirkör. Die Truppe ist den Intendanten sehr gut bekannt, sie ist seit knapp 20 Jahren beim Festival dabei. Doch das Stück „Epifónima“ feiert erst im September seine Premiere — kurz vor den Düsseldorfer Auftritten zwischen 25. und 27. September. Auch Christiane Oxenfort und Andreas Dahmen kennen die neue Produktion also nicht. „Auf Cirkus Cirkör können wir uns aber verlassen“, sagt Oxenfort.
Dem Fliegen nah sind die Artisten des „Machine de Cirque“ Foto: Loup-William Théberge
Cirkör ist nicht die einzige Gruppe, die mit Zirkuselementen und Akrobatischem in die Landeshauptstadt kommt. Schon am Anfang, am 15. und 16. September, steht „Machine de Cirque“ auf dem Programm. Die Akrobaten, Musiker und Komödianten der kanadischen Gruppe finden sich in einer Art apokalyptischem Szenario wieder. Sie sind die einzigen Überlebenden und entdecken eine große Maschine auf der Bühne. Mit deren Hilfe versuchen sie, sich wieder ein Leben auf der Erde aufzubauen. Wichtiger Hinweis: Diese Aufführung ist gut für die ganze Familie geeignet.
Neben den Tanz und Akrobatik gibt es auch wieder viel Musikalisches zu sehen und zu hören. Liniker ist Transgender und thematisiert die Probleme, die man damit in der brasilianischen Gesellschaft hat — und das in den Liedern der Combo Os Caramelows.
Ebenfalls eine NRW-Premiere bedeutet das Gastspiel von Daara J Family — obwohl einigen Festival-Fans einer der beiden Künstler bekannt sein dürfte. Faada Freddy wurde bereits 2015 begeistert im Festival-Zelt aufgenommen. Nun hat er NDongo D mit dabei, sie zeigen Rap aus dem Senegal, der sich damit befasst, wie man dort das Leben lebenswerter gestalten kann.
Auch der Musiker Dhafer Youssef spielt mit seinen afrikanischen Wurzeln. Nicht nur, dass der Tunesier das traditionelle Instrument Oud meisterhaft beherrscht, er spielt auch mit seiner variationsreichen Stimme und gelangt damit in höchste Höhen. Mit dabei hat er eine Gruppe von Musikern, darunter ein Pianist, mit dem er laut eigener Aussage eine Seelenverwandtschaft teilt.
Auch eher ruhigere Töne bietet die A-capella-Gruppe „Voces 8“. Sechs Männer und zwei Frauen singen am 18. September in der Johanneskirche mit sanften aber starken Stimmen ein bisschen was aus allen Epochen. Das reicht von „Maria durch ein Dornwald ging“ bis zu den Beatbox-Fähigkeiten eines Sängers.
Zu guter Letzt wird es auch noch experimentell beim Festival. Der Meister-Schlagzeuger Jojo Mayer, der schon im Alter von zwei Jahren sein Instrument lernte und bereits als Dreijähriger auf der Bühne stand, hat sich einen neuen Stil überlegt. Das, was er ansonsten im Studio macht, also mit synthetischen Klängen und Loops arbeiten, will er auch mit seinem Instrument auf der Bühne schaffen. Mit der Gruppe „Nerve“ im Schlepptau kreiert er so einen elektronischen Klang mit schnellen Rhythmen, bei dem Christiane Oxenfort nur sagt: „Schade, dass wir im großen Zelt keine Tanzfläche haben“. Carolin Scholz