Wahl-O-Mat: Dahinter steckt ein schlauer Kopf
Wissenschaftler der Heinrich-Heine-Universität begleiten und erforschen das Programm.
Düsseldorf. Bis zur Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen am kommenden Sonntag könnte der Wahl-O-Mat von der Bundeszentrale für politische Bildung einen Rekord verbuchen. „Wahrscheinlich werden wir bis dahin über eine Million Nutzungen verzeichnen“, sagt Stefan Marschall von der Heinrich-Heine-Universität, der das Instrument entwickelt hat. Bisher wurden bei der letzten Landtagswahl in Baden-Württemberg mit knapp unter einer Million die meisten Nutzungen vor einer Landtagswahl verzeichnet.
Ziel des Wahl-O-Mat, der erstmals zur Bundestagswahl 2002 eingesetzt wurde, ist es, dem Wähler Übereinstimmungen und Unterschiede der eigenen politischen Meinung zu den Wahlprogrammen der Parteien aufzuzeigen. Hierzu werden 40 Thesen vorgestellt, die eine Rolle im aktuellen Wahlkampf spielen. Entwickelt werden diese im Rahmen eines Workshops, der aus rund 20 Erst- und Zweitwählern besteht. Dabei werden aber nicht nur für Jungwähler relevante Fragen betrachtet.
„Wir setzen uns bei einem ersten Treffen zusammen und überlegen, welche Fragen für die jeweilige Wahl interessant sind“, erklärt Jonas Israel, der bereits in zwei Redaktionsgremien für die Thesen vertreten war. „Erst in einer zweiten Runde setzen wir uns dann auch mit den Wahlprogrammen auseinander.“
Unter Anleitung der Wissenschaftler werden dann rund 80 Thesen an alle zur Wahl zugelassenen Parteien versendet, die hierzu Stellung nehmen können. 40 Thesen schaffen es in den entgültigen Wahl-O-Maten, wo die Nutzer diese mit „stimme zu“, „neutral“ oder „stimme nicht zu“ bewerten können. „Die Thesen stehen im Mittelpunkt“, so Marschall. „Sie sollen leicht verständlich sein und die Parteien voneinander unterscheiden.“
Wie sich in einer anschließenden Nutzerbefragung herausgestellt hat, wollen mehr als die Hälfte der Nutzer ihren eigenen Standpunkt überprüfen. Kurz darauf an zweiter Stelle steht die Orientierungssuche für die Wahl und knapp zehn Prozent geben an, mehr über die Positionen der Parteien erfahren zu wollen.
Zusätzlich weise der Wahl-O-Mat einen Mobilisierungsfaktor auf, so Marschall. Mehr als 70 Prozent der Nutzer wollen über ihr Ergebnis sprechen, etwas mehr als die Hälfte der Nutzer wollen sich über das Instrument hinaus politisch informieren. Immerhin 5,4 Prozent der Nutzer geben an, dass sie durch den Wahl-O-Mat motiviert worden sind, zur Wahl zu gehen, obwohl sie es nicht vorgehabt hatten.