Wehrhahn: Handel leidet wie nie

Die Zukunft mancher Läden steht auf der Kippe. Die Stadt hat Baustellen-Anliegern bisher insgesamt 1,1 Millionen Euro Entschädigung gezahlt.

Düsseldorf. Wer auf der Straße Am Wehrhahn vom Kaufhof in Richtung Pempelforter Straße läuft, braucht viel Geduld — vor allem auf der rechten Seite des Gehwegs. Es ist eng und teilweise kommen sich die Fußgänger vor wie beim Slalom auf einer Skipiste: Bauzäune, Baken und Baucontainer — mitunter müssen Passanten regelrechten Zick-Zack laufen. Viele Geschäfte bieten enorme Rabatte an, dazwischen immer wieder Leerstände, so wie bei der Buchhandlung „Buch am Wehrhahn“, die inzwischen auch geschlossen ist.

Der Einzelhandel auf diesem Abschnitt leidet derzeit wohl am meisten unter den Bauarbeiten zur Wehrhahn-Linie. Während sich an der Schadowstraße die Situation langsam Schritt für Schritt verbessert (siehe Info-Kasten), sind die Händler am Anfang des Wehrhahns nach wie vor von Baustellenzäunen regelrecht umzingelt.

„Ich bin heute morgen zuerst gar nicht bis zum Laden durchgekommen“, sagt Ela Brzozowski, Mitarbeiterin im Schuhgeschäft Tamaris am Freitag. „Die Bauarbeiter waren unmittelbar vor der Tür beschäftigt. Pünktlich aufgemacht habe ich dann aber doch noch.“

Das Ladenlokal ist — wie einige andere Am Wehrhahn auch — derzeit nur über einen Steg zu erreichen. Kunden kommen in letzter Zeit nur wenige in das Schuhgeschäft. „Wir wissen nicht, ob wir diese Zeit mit der Baustelle überstehen. Es geht nicht anders als mit Rabatten zu locken, sonst kommt niemand“, sagt Brzozowski.

Die Stadt entschädigt einige Händler indes mit Geld. 141 Anträge auf Entschädigung sind bislang eingegangen, teilte die Verwaltung jetzt auf WZ-Anfrage mit. 94 davon kommen aus dem Bereich der Gewerbetreibenden sowie der Gastronomie. Dazu kommen 47 Anträge auf Ausgleich von Mietminderungen — diese Anträge kommen von Hausbesitzern.

Bei 31 Geschäften und 23 Hausbesitzern sind die Anträge positiv beschieden worden. Rund 680 000 Euro wurden bisher an Händler und Gastronomen ausgezahlt sowie rund 420 000 Euro an Hauseigentümer — insgesamt also rund 1,1 Millionen Euro.

Die tägliche Nervenbelastung kann das Geld natürlich nicht kompensieren. Schwierig ist die Lage etwa im traditionsreichen Schreibwarengeschäft Kammann. „Natürlich ist das keine gute Situation. Es wäre ja schön, wenn zumindest ein Teil der Baustelle bald verschwinden würde. Unser Laden ist durch die Zäune kaum wahrnehmbar“, sagt Mitarbeiterin Birgitta Sucker. „Aber wir halten durch.“ Ein Motto, das angesichts der relativ großen Zahl von leeren Ladenlokalen am Wehrhahn offensichtlich nicht auf alle zutrifft.

Hinter den Bauzäunen gibt es zwar keine tiefen Gräben mehr zu sehen. Dafür liegen tonnenweise Baumaterial und Bauabfälle in den abgesperrten Arealen. Eine Fußgängerin läuft entlang der Geschäfte bis vor eine Spielhalle. Falsch abgebogen, hier geht es nicht weiter. „Ich habe gute Laune heute, von daher finde ich die Situation nicht so schlimm“, sagt sie. Andere mögen das anders sehen. Die Händler jedenfalls lassen den Mut nicht sinken. „Was sollen wir sonst machen? Es wäre doch schade, wenn es nicht weitergeht“, sagt Birgitta Sucker.