Hilfseinsatz Wenn die Feuerwehr per Telefonkette alarmiert wird
Düsseldorf · Das European Support Team hilft den Feuerwehren in Kenia und Tansania — auch ein Düsseldorfer ist dabei.
Im Zuständigkeitsgebiet der Feuerwache „Karagwe Fire and Rescue Force“ wohnen etwa so viele Menschen wie in Düsseldorf. Flächenmäßig würde die Rheinmetropole etwa 35 Mal in das Gebiet im Westen Tansanias passen. Hier arbeiten sieben hauptamtliche Feuerwehrleute. Unvorstellbar? „Katastrophal“ — so beschreibt Oliver Elsner die Situation der Feuerwehren in Ostafrika. Und dafür gibt es verschiedene Gründe. Eine Gruppe von Feuerwehrmännern aus ganz Deutschland hat es sich zur Aufgabe gemacht, diese Situation zu verändern.
Der Verein „European Support Team“ (EST) wurde Mitte 2017 vom Feuerwehrmann Christian Hagedorn gegründet. Er hatte schon davor für einzelne Projekte der örtlichen Regierung seine Hilfe angeboten — zum Beispiel im kenianischen Baringo County. Das Gesamtprojekt beruht auf Austausch und voneinander Lernen. Oliver Elsner ist seit 20 Jahren Berufsfeuerwehrmann in Düsseldorf — und Teil des Projekts.
„Die Feuerwehren dort sind oft sehr schlecht ausgestattet“, sagt Elsner. Eine Feuerwache gebe es in den meisten Orten nicht, im Notfall stehe ein Löschzug irgendwo geparkt, der vielleicht 1000 Liter Wasser fasst — mit plattem Reifen. Die Strecken sind weit, die Straßen schlecht ausgebaut — wenn es hier brennt, dann dauert es, bis Einsatzkräfte vor Ort sein können. Und egal, wie sehr diese sich bemühen, zu helfen: Immer wieder kommt es zu größeren Einsätzen, bei denen auch immer wieder jede Hilfe zu spät kommt.
Hilfe zur Selbsthilfe,
das ist die Idee
Hier will das European Support Team ansetzen — mit verschiedenen Mitteln. „Wir helfen Material und Ausrüstung anzuschaffen und senden Ausbilder“, sagt Elsner. Als Netzwerk aus Berufs-, Werks- und Freiwilligen Feuerwehrleuten könne man oft Kontakte nutzen. Wichtiges Grundprinzip ist dabei aber nicht, die afrikanischen Regionen einfach nur mit allem zu beschenken, sondern ihnen die Chance zu geben, sich zu entwickeln und auch allein zurecht zu kommen — „train the trainer“, also trainiere den Trainer und: Hilfe zur Selbsthilfe.
Wie gut ein Bezirk im Falle eines Brandes ausgestattet ist, das hänge meist von der jeweiligen Regierung ab. Ein Governor kann Gelder beantragen und investieren — oder eben nicht. Dadurch seien Ausrüstung und Ausbildung der Feuerwehrleute sehr unterschiedlich. „Wir versuchen, eine Basisausbildung vergleichbar mit der der Freiwilligen Feuerwehren in Deutschland zu verbreiten“, sagt Elsner. Sodass die unterschiedlichen Feuerwehrleute auch auf einem ungefähr gleichen Stand sind. Derzeit berät das EST zum Beispiel ein Projekt für eine zentrale Feuerwehrschule, die in der Region entstehen soll. Die Anfrage für solch eine Zusammenarbeit kommt häufig von der Stadt oder dem Bezirk selbst.
Doch nicht nur die Ausbildung ist laut Elsner ein Grund für die schlechte Versorgung in Ostafrika. „Es gibt in vielen Gebieten gar keine einheitliche Notrufnummer“, sagt er. Manchmal sei eine Handynummer bekannt, an deren Ende jemand einen Notruf weitergeben kann — per Telefonkette. Denn eine Leitstelle gebe es nicht. Zudem fehle auch ein zentrales Hydrantensystem, daher seien anders als hierzulande wasserführende Löschzüge notwendig. Dadurch, dass es — gerade in ländlicheren oder Slum-Gebieten — kaum Bauvorschriften gebe, sei ein Brand oft noch verheerender und breite sich schneller aus.
Vieles, was Elsner über die Region weiß, weiß er aus persönlicher Erfahrung. Er ist selbst mit einer Kenianerin verheiratet und hat schon einige Urlaube dort verbracht. In den vergangenen Jahren, so Elsner, habe sich die Lage verändert. „Da findet gerade ein Riesenwandel statt.“ Viele, die zum Studium oder für den Beruf ins Ausland ausgewandert seien, kommen jetzt zurück – mit Erwartungen. Die Infrastruktur werde immer besser, die Städte größer und durch große Autobahnen erweitert und ausgebaut.
Doch das bringe auch Gefahren — durch Unfälle etwa. Die Versorgung durch Rettungskräfte hinke diesem Ausbau noch hinterher. Und das sorgt immer wieder für Unmut. Der Wille, das zu ändern, sei also in der Bevölkerung da. Das European Support Team und andere Organisationen aus verschiedenen Ländern und Regionen, versuchen, Menschen und Behörden dabei zu unterstützen.