Whiteboards statt Kreide und Schwamm: Schulen schaffen die Tafel ab
Am Hülshoff-Gymnasium haben Kreide und Schwamm ausgedient. In fast allen Räumen haben interaktive Whiteboards Einzug gehalten.
Düsseldorf. Am Annette-von-Droste-Hülshoff-Gymnasium haben bröckelige Kreide und miefiger Schwamm ausgedient. In den vergangenen sechs Jahren hat die Schule die klassischen Kreidetafeln sukzessive durch interaktive digitale Tafeln ersetzt. Die sogenannten digitalen Whiteboards sind mit einem Computer verbunden und lassen sich ähnlich wie das Display eines Smartphones per Fingerdruck steuern — können allerdings auch wie eine klassische Tafel beschrieben werden.
Nur noch drei Klassenräume fehlen, dann ist das Gymnasium — das zu den Vorreitern in Sachen Whiteboards zählt — mit Ausnahme der Kunsträume voll digitalisiert. „Wirklich genial“, findet das Englischlehrer Matthias Götz: Wenn er wissen will, was er am Montag vor einer Woche in der 5a an die Tafel geschrieben hat, reicht zum Beispiel ein Mausklick, um das entsprechende Dokument erneut zu projizieren. Zugleich kann er die Tafelbilder per Mail an die Schüler verschicken oder ein Spiel aufrufen, um Vokabeln zu prüfen.
Auch andere Schulen arbeiten im Unterricht an Whiteboards, allerdings in der Regel noch nicht in dem Maße, wie dies das Gymnasium in Benrath tut. „Rund 70 (von 156) städtische Schulen nutzen die Technik“, sagt Dagmar Wandt, Leiterin des Schulverwaltungsamtes. Seit 2010 habe die Schulverwaltung 190 digitale Whiteboards von unterschiedlichen Herstellern erworben.
Rund 5000 Euro kostet ein Board. Voraussetzung für die Beschaffung sei, dass die Nutzung wie am Hülshoff-Gymnasium im schulischen Medienkonzept integriert ist und die Lehrer ausreichend qualifiziert sind. Denn die Geräte, deren Kosten im Vergleich zur „grünen Tafel“ sehr hoch sind, seien zum Teil störungsanfällig, da es durch nicht ausreichend geschultes Personal zu Fehlern bei der Benutzung und Kopplung der Geräte komme, sagt Dagmar Wandt. Dadurch komme es immer wieder zu Kabelbrüchen, defekte Lampen müssten ausgetauscht werden.
Um dies zu vermeiden, schulen am Hülshoff-Gymnasium erfahrene Kollegen neue Lehrkräfte, wie die Technik einzusetzen ist. Mittlerweile können alle Lehrer mit den Whiteboards umgehen. Auch ein weiteres Problem ist die Schule bereits angegangen: Da die Wartung der Geräte recht teuer ist, übernimmt Antonius Rübbelke, an der Schule zuständig für Neue Medien, diese zum Teil selbst. Denn dass sich das Projekt „Digitale Tafel“ auszahlt, bezweifel am Gymnasium wohl kaum einer.
„Das ist ein pädagogisch reizvolles Konzept“, sagt auch Antonius Rübbelke. Dirk Allhoff von der Medienberatung NRW ist da etwas vorsichtiger. Der Medienexperte bemängelt, dass durch den Einsatz der digitalen Tafeln „der Frontalunterricht zementiert“ werden könnte. Sinnvoller sei es, in der Schule Techniken einzusetzen, die Schüler selbst nutzen können — zum Beispiel Handys. Die Geräte verfügten mittlerweile über so viele Funktionen, dass sie wie ein Computer genutzt werden können. „Da können dann alle Schüler an ihrem eigenen Gerät arbeiten und das Ergebnis wird dann per Beamer an die Tafel projiziert“, sagt er.
Ein Konzept, das auch die technikaffinen Schüler des Annette-von-Droste-Hülshoff-Gymnasiums bereits nutzen. Die digitalen Tafeln würde die Klasse allerdings um keinen Preis der Welt mehr hergeben. Die Schüler der 5a finden das Board vor allem im Matheunterricht sinnvoll: „Man kann die verschiedensten Figuren ganz leicht an die Tafel bringen und dann noch hin- und herschieben. Außerdem kann man viel mehr Sachen machen, als an einer normalen Tafel“, lobt etwa der zehnjährige Nils die Whiteboards.