Karneval in Köln: Ein Ausflug ins befreundete Ausland

Als Düsseldorfer Jeck in Köln muss man sich ein paar Sprüche gefallen lassen, feiert am Ende jedoch einfach mit.

Karneval in Köln: Ein Ausflug ins befreundete Ausland
Foto: Joachim Badura

Köln. Als die Idee entstand, mit meinem Kölner Kollegen einmal an einem Abend zu tauschen, er in die Düsseldorfer Säle, ich in die Kölner Säle, war ich erst skeptisch. Aber irgendwann gefiel mir der Gedanke, mich einmal im „benachbarten befreundeten Ausland“ zu tummeln. „Jetzt trinken wir erstmal ein leckeres Bier“, begrüßt mich Jutte Frey, Sprecherin der Fidelen Zunftbrüder, und drückt mir ein Kölsch in die Hand.

Sitzungskarneval auf Kölsch im Maritim Hotel. Foto: Jutta Frey

Sitzungskarneval auf Kölsch im Maritim Hotel. Foto: Jutta Frey

Foto: Jutta Frey

Lecker oder nicht, darüber könnten wir jetzt diskutieren, denk ich so bei mir. Knapp 1500 Jecken tummeln sich im fast ausverkauften Maritim Hotel, meiner ersten Station. Literat Dirk Finkernagel hat kleine Schweißperlen auf der Stirn. Es ist kurz vor 19 Uhr, noch fehlen die Roten Funken, die in zwei Minuten die Sitzung eröffnen sollen.

Schon fast zehn Minuten Verspätung, dann kommen sie endlich um die Ecke. Martin steht mit seiner riesigen Trommel neben mir und macht sich für den Auftritt bereit. Ich gebe mich als Düsseldorfer zu erkennen. „Oje“, sagt er und ich muss mir natürlich sofort ein paar Sprüche gefallen lassen. „Das schönste an Düsseldorf ist doch die Autobahn nach Köln.“ Oder: „Warum trinkt ihr eigentlich kein Bier?“ Als er dann aber behauptet, in Düsseldorf würden nur Kölner Bands auftreten, muss ich ihn aufklären.

Der Kölner neigt ja bekanntlich dazu, alles, was im Umkreis von 50 Kilometern um Köln herum wohnt, als Einheimische zu betrachten. Aber dass „De Räuber“, Bernd Stelter und viele andere nicht aus der Domstadt kommen, stimmt ihn jetzt doch nachdenklich. Im Saal ist die Stimmung schon ordentlich. Nur leider verkaufen die Kölner gar kein Bier im Saal, das kenne ich aus meiner Heimatstadt zum Glück nicht. Die Tanzgruppe Kölsche Hännes’chen begeistert mit ihren tollen Einlagen und schönen Kostümen das Publikum. „Wir sind ein großer Verein mit etwa 300 Mitgliedern“, sagt Jutta, „wir lassen uns immer ein paar lustige Sachen einfallen.“

Das trifft dann auch schon mal den Prinzen, der dann auf der Bühne in einer Badewanne nach Fischen angeln muss. Beim ersten Mal rufe ich übrigens noch aus Versehen Helau statt Alaaf, aber das hat bei der Lautstärke zum Glück niemand gehört. Nach dem Auftritt von Bernd Stelter soll eigentlich das Dreigestirn auf die Bühne, doch die haben jetzt schon fast 20 Minuten Verspätung, im Saal wird zur Überbrückung Musik gespielt. Und ich muss weiter zu meiner nächsten Veranstaltung. Im Vorbeigehen laufen sie mir über den Weg. Prinz Holger I., Bauer Michael und „Jungfrau“ Alexandra.

Als Nächstes geht es zur Große KG Greesberger von 1852. Die drittälteste Gesellschaft in Köln, die übrigens die Damensitzung erfunden hat. Allerdings hieß das 1949 noch „Hausfrauennachmittag“. Zur Feier auf der Rhein Energy kommen etwa 1100 Jecke. Ein tolles Fest auf einem schönen Schiff. Auch hier drückt mir Sprecher Georg Steinhauser erst mal ein Kölsch in die Hand, freundlicherweise aber ohne fiese Bemerkungen über unser leckeres Altbier.

Die Stimmung ist klasse. Aber wo soll ich jetzt auch hin, denn das Schiff hat abgelegt? Allerdings ist der Blick vom Wasser auf die hell erleuchtete Oper oder den Dom schon großartig. Die Kölner Jecken haben richtig Spaß. Besonders bei der Band „Zollhuus Colonia“ oder der eigenen Tanzgarde JTG Kölsche Greesberger. Eigentlich hat es in Köln richtig viel Spaß gemacht, denke ich mir so auf dem Heimweg. Aber ich bin doch froh, wenn ich wieder in Düsseldorf bin und statt der Jungfrau wieder unsere tolle Venetia Claudia sehe.