Wie Düsseldorf als Musikstadt noch populärer werden kann
Von Pop über Jazz bis zur Klassik: Im Zakk diskutierten führende Experten und Manager über den Musikstandort — was er zu bieten hat. Und was er dringend noch gebrauchen kann.
Musiker, Produzenten, Clubbetreiber oder Veranstalter sind meist kleine oder mittlere Unternehmer. Sie gehören zum Wirtschaftsstandort einer Region. Allein in Düsseldorf gibt es 15 Musikhandwerker — vom Geigen- bis zum Orgelbauer — und mehr als 2500 Freiberufler in der Musikbranche.
Sie können aber auch den Wirtschaftsstandort für andere Branchen attraktiv machen, indem sie der Stadt eine schillernde, magnetische Außenwirkung verleihen. Diesen Zusammenhang nahm die Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung (MIT) der CDU Düsseldorf zum Anlass, Kenner der Branche zur Podiumsdiskussion einzuladen. Den Rahmen bildete der „D-Dorf Pop Day“ im Zakk.
Bevor auf der großen Club-Bühne Düsseldorfer Bands zu Instrumenten und Mikrofonen greifen, nehmen dort fünf Musikmanager mit Moderator Christian Zeelen (Antenne Düsseldorf) platz: Ina Schulz (vom Plattenlabel Unique), Produzent und Komponist Dieter Falk, Tonhallen-Intendant Michael Becker sowie Lars Terlinden (Leiter Kompetenzzentrum Kultur im Amt für Wirtschaftsförderung) und Michael Brill (Geschäftsführer D.Live).
Studenten der Robert-Schumann-Hochschule würden nicht nach Berlin abwandern, weil Düsseldorf viel an Auftrittsmöglichkeiten zu bieten habe durch Festivals und Clubs wie das Zakk, sagt Falk, der eine Gastprofessur für Musikproduktion und Populargesang am Institut für Musik und Medien innehat. „Wenn Bands zum Beispiel Slots bei der Jazz-Rally bekommen, wächst die Motivation der Studenten überhaupt Musikgruppen zu gründen.“
Terlinden gießt da allerdings Wasser in den Wein: „Es gibt in Düsseldorf tolle Clubs, aber es fehlt an großen Auftrittsmöglichkeiten.“ Bühnen für Auftritte vor 500 bis 1500 Besuchern seien in Düsseldorf Mangelware. „Es gibt das Zakk, dann kommt lange nichts“, sagt Terlinden.
Unterdessen attestiert Michael Brill Düsseldorf großes Potenzial, um sich als Stadt für Popkultur einen Namen zu machen wie Köln oder Hamburg. „Köln besitzt da eine traditionelle Landschaft im Club-Bereich.“ In dieser beginne sich ein jedes Musikgeschäft zu entwickeln. „Im Club-Bereich müssen wir mehr Attraktivität schaffen.“ Ganz einfach sei es nicht, in Düsseldorf Räumlichkeiten zu finden, die genügend Abstand zu Wohngebieten hätten, meint Terlinden. Andererseits: „Das Berolina steht leer.“ Offenbar sei es mit Schwierigkeiten verbunden, einen Club erfolgreich werden zu lassen. Wichtig sei es, Akteure sinnvoll zusammenzubringen, etwa Musiker und Immobilien-Fachleute.
Dass es für die Attraktivität einer Musikstadt auch personelle Gründe geben kann, zeigt Michael Becker. „Seitdem Adam Fischer die Düsseldorfer Symphoniker in der Tonhalle leitet, hat das Orchester einen Sprung von zehn bis 20 Prozent gemacht.“ Dadurch hätten auch immer mehr Musiker ihren Kompass nach Düsseldorf ausgerichtet. Auch an den steigenden Besucherzahlen sei der Fischer-Effekt abzulesen.
Plattenproduzentin Schulz zeichnet ein generell positives Bild von Düsseldorf. „Die Stadt ist schon durch ihre Größe attraktiv für viele Musiker.“ Sie sei nicht so groß und anonym wie Berlin. „Dort gehen Musiker leicht unter.“ Düsseldorf hingegen böte ideale Bedingungen zum Netzwerken.
Die Podiumsdiskussion war weitgehend ergebnisoffen. Auch blieb der ein oder andere Widerspruch im Raume stehen. Zum Beispiel kann man sich fragen, warum es einerseits an Räumlichkeiten und Spielstätten fehlen soll, wenn zentral gelegene Locations wie das ehemalige Berolina-Kino nicht genutzt werden. Das Gespräch kann aber immerhin ein Anfang sein, die Situation der Musikszene in Düsseldorf genauer unter die Lupe zu nehmen.