Wie eine Düsseldorferin das Abenteuer Iran erlebte
„Das verlorene Kopftuch“ heißt das erste Buch von Weltenbummlerin Nadine Pungs. Einen Monat war sie in dem Land unterwegs - allein.
Düsseldorf. Zwei Jahre ist es her, dass Nadine Pungs eine abenteuerliche Reise antrat. Auf eigene Faust wollte die 36-Jährige den Iran entdecken. Nicht so, wie die wenigen Touristen, die jedes Jahr in das Land kommen, sondern abseits der normalen Reisewege. Einen ganzen Monat lang. Die Erlebnisse haben die praktizierende Lebenskünstlerin seitdem nicht mehr losgelassen. Nun hat die Kabarettistin, Chanson-Sängerin, Schauspielerin und Reisebloggerin noch einen Beruf drangehangen — als Buchautorin. Am Mittwoch erscheint „Das verlorene Kopftuch — wie der Iran mein Herz berührte“ im Piper Verlag.
„Ich habe damals an einem Schreibwettbewerb des Verlages für Reisereportagen mit einer hochkarätigen Jury teilgenommen“, schildert Nadine Pungs die Entstehungsgeschichte des Buches, „den habe ich gewonnen. Und dann hat man mich gefragt, ob ich statt der fünf Seiten auch 250 Seiten schreiben kann.“ Sie konnte. Als die erste Ausgabe jetzt auf dem Schreibtisch lag, war es ein besonderer Glücksmoment: „Ich war überwältigt. Das ist schließlich mein Erstlingswerk.“
Der Titel kommt nicht von ungefähr, denn mit dem Kopftuch begann die Entdeckungsreise. Kurz vor der Landung kamen klare Anweisungen von den Stewardessen, dass Damen bitte jetzt die Kopftücher aufsetzen möchten: „Die meisten Frauen hassen das. Aber es ist Pflicht. Ich hatte noch nicht so viel Übung beim Anlegen des Kopftuchs. Als es mir einmal auf der Straße verrutscht ist, wurde ich sofort von einem Mann angesprochen. Wer sich nicht an die strengen Regeln der Scharia hält, dem drohen Peitschenhiebe. Auch wenn man einen ausländischen Pass hat.“ Ein Erlebnis, das die Widersprüche des Landes, zwischen Kultur und Brutalität, im ersten Moment deutlich machte.
Mut gehört dazu, wenn die Düsseldorferin ihre Reisen antritt: „Das geht vorbei, wenn ich im Flugzeug sitze.“ Mit zwei Kopftüchern und ein Paar Brocken Farsi hatte die Weltenbummlerin sich auf den Weg gemacht. In keinem anderen Land hat sie so große Gegensätze erlebt: „Der Anteil der Iraner, die nach den Gesetzen der Scharia leben wollen, und derer, die eher westlich orientiert sind, liegt ungefähr bei 50:50. Was sich im Privaten abspielt, ist völlig unterschiedlich zum Leben auf der Straße.“
Da sind die riesigen Bilder der Religionsführer allgegenwärtig: „Frauen dürfen im Iran zum Beispiel nicht singen.“ Auch Alkohol ist streng verboten. Trotzdem feiern viele Iraner in ihren eigenen vier Wänden. „Manche kaufen Trauben und warten, bis sie anfangen zu gären. Andere schütten Alkohol in alkoholfreies Bier“, erzählt Pungs. Und es gibt einen großen Schwarzmarkt für Hochprozentiges.
(Am Mittwoch erscheint das Buch von Nadine Pungs im Piper Verlag.)
Das wäre der 35-Jährigen fast zum Verhängnis geworden. Denn bei einer Fahrt quer durch das Land geriet sie in einen Bus, in dem sich jede Menge Schmuggler befanden: „Der wurde von der Polizei kontrolliert. Die fand auch T-Shirts und Alkohol.“ Etliche Mitreisende wurden verhaftet, die Düsseldorferin konnte die Beamten nach einigen Stunden davon überzeugen, dass sie nicht zu den Schmugglern gehörte — und durfte schließlich weiterfahren.
Die Premieren-Lesung mit iranischer Musik findet am 3. Mai um 20 Uhr im Buchcafé Peter und Paul in Ratingen, Grütstraße 3 bis 7, statt. Eintritt: zehn Euro.