Wie man auf Inlineskates bremst — ein Selbstversuch

Passend zur Rollnacht-Saison: Ein Besuch bei der Skateschule NRW und die ersten Rollversuche seit vielen Jahren.

Foto: Sergej Lepke

Wo ist die nächste Laterne, der nächste Pfosten, der nächste Zaun? Früher hielt ich stets danach Ausschau, wenn ich auf Inlinern unterwegs war. Waren sie doch die allerwichtigsten Bremshilfen: dagegen fahren, sich daran festklammern, stehen. Damit bin ich nicht alleine, das stellt sich bei einem Kurs der Skateschule NRW schnell heraus. In rund eineinhalb Stunden wollen wir lernen, richtig zu bremsen. Rund die Hälfte aller Inliner bewegt sich sicher auf den Rollen, weiß aber nicht, wie man ohne Laterne am schnellsten zum Stehen kommt, ist die Erfahrung Claus Vogel, Organisator der Rollnacht und der Kurse.

Für mich beginnt der erste Test schon beim Fahren. Wie viele Jahre ist es her, dass ich zum letzten Mal Inliner an den Füßen hatte? Ich weiß es nicht. Chris und Claus, die beiden Trainer, wollen erst mal sehen, wie wir uns auf den Rollen bewegen. Es klappt erstaunlich gut, Runde um Runde gleite ich mit den anderen über den glatten Boden der Turnhalle und es fühlt sich großartig an.

Dann die erste Lektion: die sogenannte Notfallbremse. Wir sollen uns einfach nach vorne auf die Knie und die Hände fallen lassen, auf die weichen Schoner. Erst so tief wie möglich in die Knie gehen, und dann mit einem kleinen Ruck auf den Boden. Zugegeben, es kostet schon Überwindung. Aber als einer nach dem anderen mutig umfällt, probiere ich es auch — und bin ehrlich überrascht, wie sanft die Landung ist, wie auf weiche Kissen springen. Aus voller Fahrt und auf Asphalt sieht das mit Sicherheit noch mal anders aus, aber es geht ja auch nur darum, im allerhöchsten Notfall die Bewegungen abzurufen, die dabei helfen, sich möglichst wenig Schrammen zu holen.

Gleich danach sind wir wieder in voller Fahrt unterwegs, bereiten die zweite Bremsart vor. Zunächst bringen wir den Fuß mit dem Stopper hinten am Schuh nach vorne: In Schwung kommen, Bein vor, rollen lassen. Auch das funktioniert, macht großen Spaß. Einer nach dem anderen fahren wir durch eine mit kleinen Hütchen abgesteckte kurze Strecke, Claus und Chris schauen genau hin, geben Tipps: „Schön parallel bleiben. Viel tiefer in die Knie. Füße enger zusammen.“ Dann kippen wir den Stopper-Fuß nach hinten, noch ohne zu bremsen. Wir lassen den Schuh erst mal nur locker über den Boden schleifen.

„Es geht darum, ein Gefühl für die Bewegung zu bekommen“, erklärt uns Claus. Jetzt wird es schon schwieriger, dauerhaft das Gleichgewicht zu halten. Manchmal fange ich urplötzlich an zu kippeln, instinktiv reiße ich die Arme zur Seite. Claus fährt an meine Seite. „Das sieht zwar cool aus, hilft dir aber leider nicht“, sagt er. Der Tipp: Hände zusammen und auf das Stopper-Knie legen, dabei leicht, aber nicht zu weit nach vorne beugen.

Jetzt kommt das eigentliche Bremsen, mit Druck auf den Stopper. Bis zu einer festgelegten Linie sollen wir aus voller Fahrt zum Stehen kommen. Bei Chris und Claus sieht das ganz leicht aus. Bei meinen eigenen ersten Versuchen bin ich vorsichtig, langsam, stehe schon deutlich vor der Linie. Mit mehr Schwung brauche ich allerdings zu lange, um mein Gleichgewicht zu finden — und schieße deutlich übers Ziel hinaus. Macht nichts, Prinzip verstanden, jetzt heißt es üben, üben, üben.

Für den echten Härtetest geht es nach draußen, auf den rauen Asphalt mit Steinchen, kleinen Unebenheiten. Jetzt haben wir eine abgesteckte Bremsstrecke von zirka einem Meter vor uns, und eine lange Bahn zum Schwung holen. Wieder und wieder rolle ich zu weit, immer wieder muss mit den Armen rudern, um nicht hinzufallen. Doch immer öfter klappt es. So wage ich mich am Ende auch an die größte Herausforderung: Den leicht abfallenden Weg zur Turnhalle hinunter, in Dauer-Brems-Pose. Mit Chris’ helfenden Händen klappt es auch. Doch der suchende Blick nach Pfosten und Zäunen wird noch eine Weile bleiben.