Coronavirus Wie sich Veranstalter und Behörden auf den Corona-Ernstfall vorbereiten

Düsseldorf · Fortuna droht Geisterspiel. 100 Schüler des Comenius-Gymnasiums müssen 14 Tage in Quarantäne.

In der Tonhalle ist das Konzert des japanischen Hochschulorchesters aus Chiba abgesagt worden. Mehr Absagen will man im Haus aber vermeiden.

Foto: nein/Susanne Diesner

Die rasante Entwicklung beim Thema Coronavirus macht größere Auswirkungen auf das Leben in Düsseldorf immer wahrscheinlicher. So steht unter anderem das Fortuna-Heimspiel am Freitagabend gegen Paderborn auf der Kippe, wenn bereits der Geschäftsführer der Deutschen Fußball-Liga, Christian Seifert, mit „Geisterspielen“ ohne Zuschauer rechnet. Ein Fortuna-Sprecher sagte am Montagmittag: „Wir werden nicht selbst aktiv, sondern sind von der Entscheidung des Landes abhängig.“ Jedoch mache man sich bereits Gedanken über ein mögliches Szenario für Freitag. Inzwischen ist ein weiterer Mann in Düsseldorf positiv getestet worden. Auch vier Mitglieder einer Schülergruppe des Comenius-Gymnasiums weist Krankheitssymptome auf.

Entscheidende Behörde in Düsseldorf ist laut Infektionsschutzgesetz das städtische Gesundheitsamt: Gesundheitsdezernent Andreas Meyer-Falcke sagte auf WZ-Anfrage, die Stadt warte zunächst ab, was das Landesgesundheitsministerium vorgebe, denn: „Wir wollen am liebsten bundes-, mindestens aber landeseinheitliche Regelungen.“ Noch sei man von Ordnungsverfügungen und Schließungen ein gutes Stück entfernt, so Meyer-Falcke, der zugleich die Bürger beruhigt: „Die Lage ändert sich immer schneller, aber wir können jederzeit adäquat reagieren und sind absolut auf der Höhe der Entwicklung.“

OB Geisel hält nichts von den Veranstaltungs-Absagen

Auch Oberbürgermeister Thomas Geisel äußerte sich gegenüber Antenne Düsseldorf: Er halte es für völlig unangemessen, pauschal Veranstaltungen über 1000 Personen abzusagen. Man solle jetzt nicht in Panik verfallen, sondern die Lage beruhigen.

Unabhängig von Behördenvorgaben machen sich immer mehr Einrichtungen in Düsseldorf selbst Gedanken, was sie noch wie stattfinden lassen wollen. Hier einige Beispiele:

Tonhalle: Das Chiba-Hochschulorchester aus Japan hat sein Konzert in der Tonhalle am 25. März abgesagt. Ansonsten will die Tonhalle von sich aus keine Konzerte absagen, auch nicht, wenn es eine behördliche Empfehlung dazu gibt. „Wir arbeiten da an mehreren Konzepten, so käme etwa bei gut besuchten Veranstaltungen eine Reduzierung der Plätze auf 1000 in Frage“, sagt Sprecherin Marita Ingenhoven. Im übrigen habe man jetzt im Foyer des Konzerthauses Spender mit Händedesinfektionsmitteln aufgestellt.

D. Live: Michael Brill, Geschäftsführer des städtischen Hallenbetreibers, sagt, man habe eine interne Taskforce gebildet, in der auf kurzem Weg der Austausch zur aktuellen Situation stattfindet: „Solange eine behördliche Anweisung nicht vorliegt, ist es nicht im Ermessen des Hallenbetreibers, eine Veranstaltung abzusagen.“ Man habe aber im Dome oder der Halle an der Siegburger Straße schon einige Maßnahmen (u.a. intensivere Reinigung vor allem, aber nicht nur in WC-Bereichen, mehr Desinfektionsmittelspender) ergriffen. Im Falle von Konzertabsagen müssten sich Kartenbesitzer an die Veranstalter zwecks Kostenerstattung wenden.

Hochschule Düsseldorf: Auf dem Campus in Derendorf bereitet man sich auf den Start des Sommersemesters am 23. März vor. Aus den besonders betroffenen Gebieten in Asien haben sich acht Koreaner eingeschrieben. Bisher ist nicht bekannt, ob es unter den anderen 11 000 Studierenden Verdachtsfälle gibt. „Sofern kein Anlass besteht, wird auch keine Quarantäne veranlasst“, sagt Sprecherin Simone Fischer. Allerdings wurden Dienstreisen in die betroffenen Corona-Gebiete in Asien allesamt abgelehnt. „Wir versuchen außerdem, viele Vorlesungen nur noch online abzuhalten.“ Zur Vorsorge wurden in jedem Gebäude zusätzliche Desinfektionsspender aufgestellt. „Und wir haben auch noch genügend Desinfektionsmittel auf Lager“, sagt Fischer.

Kirmes: Der Düsseldorfer Schausteller-Verband plant gerade die Osterkirmes auf dem Staufenplatz und die Frühlingskirmes am Tonhallenufer. Von übertriebener Panikmache möchte man nichts wissen, ergreift aber auch Vorsichtsmaßnahmen. „Wir werden an den Eingängen mehrere Spender mit Desinfektionsmittel aufstellen. Zudem werden wir mit Hinweisschildern die Leute aufklären, dass sie in die Armbeuge niesen und nicht in die Hand. Zudem dürfen die Mitarbeiter in den Gastro-Betrieben nur mit speziellen Handschuhen arbeiten“, erklärt Oliver Wilmering, Chef des Düsseldorfer Schausteller-Verbandes. Eine Absage kommt derzeit nicht in Betracht. „Wir stehen aber im Austausch mit den Gesundheitsbehörden. Und wenn dort über eine Absage entschieden wird, dann beugen wir uns dem.“

Fischmarkt: Veranstalterin Gabriela Picariello sieht derzeit noch keinen Grund zur Absage für ihre Veranstaltungen in Köln und Düsseldorf. „Darüber machen wir uns frühestens zehn Tage vorher Gedanken. Sollte es aber dazu kommen, dann werde ich mich um einen Ersatztermin kümmern.“ 

47-jähriger Iraner wurde
positiv getestet

Wie die Stadt am Montagabend meldete, gibt es eine weitere Infektion mit dem Coronavirus. Ein 47-jähriger Mann aus dem Iran wurde positiv getestet. Seit seiner Einreise am 28. Februar hatte er leichte Krankheitssymptome. Er hat sich deshalb freiwillig zu Hause aufgehalten. Es gibt nur zwei Kontakte aus dem familiären Umfeld, von denen eine Person mittlerweile auch Symptome aufweist, das Testergebnis steht noch aus.  Krankheitssymptome zeigen auch vier Jugendliche, die mit einer 100-köpfigen Schülergruppe des Comenius-Gymnasiums aus Südtirol zurück gekommen sind. Der ganzen Gruppe wurde empfohlen, sich für 14 Tage in häusliche Quarantäne zu begeben. Dagegen wird der Unterricht an der Dieter-Forte-Gesamtschule heute wieder aufgenommen.