Studentenwettbewerb Wie Studentinnen das Areal des alten Hallenbads Oberkassel neu planen

Nadine Keusen und Lea Schumschal gewinnen Wettbewerb. Ihr Plan: Kaum Vorgaben, die Bewohner sollen die Räume selbst frei gestalten.

Foto: Judith Michaelis

Düsseldorf. Das alte Hallenbad Oberkassel an der Lütticher Straße 1 wird derzeit abgerissen, um im dritten Quartal 2019 neben dem Sportgelände des CFR links an der Pariser Straße neu zu entstehen. Die Projektentwickler lechzen schon danach, die kostbare Immobilie nach dem Rückbau mit Luxus-Wohnungen zu besetzen. Doch noch ist nichts entschieden. Stattdessen ließ die Stadt Düsseldorf einen Studentenwettbewerb durchführen, der recht ungewöhnlich endete. Jedenfalls heckten die Preisträgerinnen Nadine Keusen und Lea Schumschal aus der Hochschule Düsseldorf ein Modell aus, das die Planungsdezernentin und mit ihr natürlich auch den Oberbürgermeister zum Nachdenken bewegen soll.

„Zukunftsgerichtete, innovative, experimentelle und nachhaltige Wohnbebauung“ war in dem Ideenwettbewerb gefordert. Immerhin geht es um ein Plangebiet von 5500 Quadratmeter in Niederkassel, in bester Wohnlage mit anschließendem Park. Das Areal liegt an der Grenze zu Oberkassel. „Wie wollen und werden die Menschen in 20 bis 30 Jahren in Düsseldorf leben?“, lautete die Frage.

Keusen & Schumschal sind ein eingespieltes Team, sie gewannen schon einen Wettbewerb zum „Wohnen mit Kindern“ in Mülheim. Und Keusen allein wurde vom Düsseldorfer Architekten- und Ingenieurverein für ihren Museumsvorschlag zur Unterbringung des Plattbodenschiffes ausgezeichnet. Nun rennen sie mit ihrem kühnen Vorschlag einer „Do-it-yourself-Idee“ all die Mauern ein, die die Projektentwickler zur Wahrung hoher Preise und hoher Standards errichtet haben. Eine Skelettbauweise mit tragenden Wänden müsse genügen, so die Studentinnen. Alles andere könnten die zukünftigen Anlieger selbst besorgen.

Wer heute eine Wohnung von der Stange kauft oder mietet, weiß, wie schwer es ist, Korrekturen in den Plänen anzubringen. Baukonzerne sind unflexibel. Sie gewinnen ihr Geld, wenn sie nicht für jedes Haus einen eigenen Architekten beschäftigen müssen. Es interessiert sie selten, ob die Griffe eines Schrankes oder einer Küche eher in die rechte oder linke Hälfte einer Wohnung passen.

Keusen & Schumschal aber erklären im WZ-Gespräch: „Unsere Idee ist es, dass die Räume komplett frei gestaltet werden. Es gibt nur fixe Schächte für Sanitäranlagen und Küchen. So lassen sich je nach Bedarf die Wohneinheiten schaffen, abtragen oder ersetzen.“ Das heißt: „Wenn sich ein junger Mann von seiner Freundin getrennt hat, braucht er eine andere Wohnung. Und wenn die Oma gestorben ist, könnte man aus einer Fünf-Zimmer-Wohnung ein Zimmer abzweigen.“

In die Fassaden möchten die angehenden Architektinnen Ein- bis Fünf-Zimmerwohnungen sowie Cluster-Wohnungen „einschieben“, bei denen es auch gemeinschaftlich genutzte Bereiche gibt. Wichtig sei es, auf den jeweiligen Lebensabschnitt eines Bewohners zu reagieren. Nadine Keusen: „Feste Decken und tragende Wände; und dazwischen genügt ein Trockenbau. Bei den Zwischenwänden muss Flexibilität herrschen.“

Sie verbinden ihren Entwurf mit einer Botschaft, dass sich die Architektur von morgen am Menschen und seinen Bedürfnissen orientieren müsse. Ihr Motto: „Bau dir deine eigenen vier Wände oder lass es nur eine Wand sein. Mach es selbst oder lass es einfach machen.“

Sie sind jedoch schon richtige Profis, die den Fachleuten mit auf den Weg geben, dass im Stützenraster alle sechs Meter eine Stütze vorgesehen sein sollte. Der gesamte Wohnbereich könne frei gestaltet werden, da hier keine tragenden Wände benötigt werden. Damit wäre endlich auch in Ober- und Niederkassel ein preiswertes Bauen, Mieten und Wohnen möglich.

Als Jan Stöfer vom Stadtplanungsamt die Entwürfe im Rathaus Oberkassel vorstellte, kam der kritische Kommentar der FDP, ein Haus ohne Stellplätze, das gehe doch nicht. Im Gegensatz dazu ist das Architekturbüro Lindner hell begeistert. Nadine Keusen kann dort nach dem Studium sofort anfangen.