Wird die Königsallee noch nobler?
Escada an der Kö hat plötzlich dichtgemacht. Experten glauben, dass ein Luxuslabel der Firma eine Ablöse gezahlt hat.
Düsseldorf. Die Fenster sind verklebt, Folie überdeckt die Schriftzüge „Escada“ rechts und links des Eingangs am Eckhaus Königsallee/Blumenstraße. Am Samstag hat das Modehaus seine Pforten plötzlich geschlossen. Ein Handzettel im Schaufenster verweist lediglich auf die Filialen in der Umgebung.
Inzwischen hat die Firma ein offizielles Statement abgegeben. Von einem neuen Ladenkonzept ist die Rede. „Der Escada-Store in Düsseldorf passt mit seiner überdurchschnittlichen Größe und der damit verbundenen strukturellen betriebswirtschaftlichen Nachteile nicht mehr in die neue Ausrichtung von Escada.“
Man suche einen neuen Standort in Düsseldorf. Der Laden zu groß? Der Umsatz vielleicht zu gering? Ein schlechtes Omen für die Kö? Im Gegenteil, sagen Experten.
Albert Eickhoff, Modezar und Kö-Kenner Nummer eins, tippt, dass eine große Marke Escada eine Ablösesumme gezahlt hat, um den Mietvertrag zu übernehmen — so genanntes Key-Money.
Auch ihm selbst sei für sein Geschäft bereits mehrfach Geld geboten worden, „und nicht zu wenig“. Das sei ein Effekt der bevorstehenden Kö-Bogen-Eröffnung. Eickhoff: „Die großen Marken wollen jetzt alle nach Düsseldorf mit einem Mono-Store.“ Heißt: Luxusmarken wollen eigene große Geschäfte an der Kö.
Diese Entwicklung beobachtet auch Marcel Abel vom Immobiliendienstleister Jones Lang LaSalle. „Die Mietpreise sind bereits hochgegangen“, sagt er. Der Kö-Bogen sei voll vermietet, jetzt seien die großen Labels bereit, Key-Money zu zahlen, um doch noch an die Kö zu kommen. „Das sind sechs- bis siebenstellige Summen“, sagt Abel.
Der Nachfolger von Escada könne „nur ein Luxusbrand sein“. In der Branche verbreitet sich das Gerücht, es handele sich um Prada. Die für das Objekt zuständige Verwaltungsgesellschaft Haeffs bestätigt bislang auf WZ-Anfrage nur, dass ein neuer Mietvertrag bereits unterschrieben ist — der Name werde in den kommenden Tagen bekanntgegeben. Und ja: Es sei eine Nobelmarke.
Es wird nicht das letzte Geschäft dieser Art sein, glaubt Immobilienexperte Abel. Und so sieht es auch Rainer Gallus vom Einzelhandelsverband NRW. Wer glaube, der Kö-Bogen mit seinen großen Flächen und das Luxus-Kaufhaus Breuninger seien eine gefährliche Konkurrenz für die Kö-Boutiquen, der liege falsch.
Von einer „Aufwertung des Standortes“ durch die neue Schnittstelle zwischen Altstadt, Schadowstraße und Kö spricht Gallus. „Wir bekommen einen neuen Schwerpunkt an der oberen Kö“, glaubt er.
Die ganz großen Marken könnten gar eine Doppel-Präsenz im Kö-Bogen und mit einem Mono-Store an der Kö selbst anstreben. Weil die neuen Einkaufsflächen möglicherweise ein ganz anderes Publikum anzögen als die klassischen Kö-Flaneure. In einem Punkt sind die Kenner sich einig: Die Kö hat eine luxuriöse Zukunft vor sich.