Bäume „Witwenmacher“ - Seltene Kiefer in Düsseldorf trägt die größten Zapfen Deutschlands
Düsseldorf · Knapp drei Kilogramm schwer, 38 Zentimeter lang, mit spitzen Dornen ausgerüstet: Die Zapfen an einer Kiefer im Düsseldorfer Norden können sogar tödlich sein.
Vergessen Sie alles, was Sie bislang über Tannenzapfen wussten, dachten oder sich vorstellen konnten. Denn was da an einer Kiefer mitten auf den Wiesen eines Pferdehofs im Düsseldorfer Norden hängt, hat eher was von einer Waffe. Die Spitze eines Streitkolbens ließe sich sicher sehr effektiv mit den zwei bis drei Kilogramm schweren Zapfen voller harter, spitzer Dornen ausrüsten. Nicht umsonst hat der Baum einen Spitznamen: „Widowmaker“, zu deutsch: Witwenmacher. Denn aufgrund der herabstürzenden Monster-Zapfen der vor allem in Kalifornien und Mexiko beheimateten Coulter-Kiefer segneten bereits einige Holzfäller das Zeitliche.
In Düsseldorf führte der Nadelbaum dagegen bislang – da sich glücklicher Weise keine Unfälle ereigneten – ein Schattendasein. Fast 50 Jahre lang stand er mehr oder weniger unbemerkt herum. Doch dann fiel er im Vorbeifahren auf der B8n dem Nadelbaumexperten André Zieschank aus Kaarst auf (der genaue Ort wird auf Wunsch des Grundstückeigentümers nicht genannt). Er bog ab, schaute sich den Baum aus der Nähe an und fand seinen Verdacht bestätigt. Eine von vielleicht insgesamt 30 Coulter-Kiefern stand dort, allerdings mit besonders großen Zapfen und auf einem Privatgrundstück und nicht wie meistens in Botanischen Gärten stehend.
Der Gutsbesitzer wusste laut Zieschank gar nicht genau, was er da auf seiner Wiese stehen hatte, er hatte Anfang der 70er Jahre lediglich einen Bekannten beauftragt, einigermaßen exotische Bäume auf seinem Grundstück zu pflanzen. Das Ergebnis könnte laut Zieschank ein Rekord sein. Er vermutete, dass hier die wohl größten Zapfen Deutschlands vom Baum zu holen sein könnten.
Dabei half ihm der Baumkletterer Jarl Spiegel, der nicht lange nachdenken musste, ob er die Reise nach Düsseldorf antritt. „Diese Chance, die größten Zapfen zu ernten, wollte ich mir nicht entgehen lassen.“
80 Stück drehte er mit Sicherheitshandschuhen vom Baum. „Anders ist das nicht zu machen. Die Stiele sind sehr kurz und dick und werden von der Zapfenbasis komplett verdeckt.“ Deshalb lasse sich keine Säge ansetzen.
Die Zapfen lassen sich übrigens zu einem Preis von rund 15 Euro als Dekorationsobjekt verkaufen, erklärt Zieschank.
Der größte Zapfen weist übrigens eine Länge von 38,5 Zentimetern aus. „Mir ist nichts Vergleichbares in Deutschland bekannt“, sagt Zieschank, der als Experte für Nadelbäume Führungen macht und Vorträge hält.
Für ihn ist klar. „Das ist ein Rekord.“