Zehn-Millionen-Abzocke mit Fantasie-Aktien

Mutmaßlicher Drahtzieher wurde unmittelbar vor Prozessbeginn verhaftet.

Düsseldorf. Mit zwei Stunden Verspätung begann gestern vor dem Landgericht der Prozess gegen eine Bande von mutmaßlichen Anlagebetrügern, die Kunden um knapp zehn Millionen Euro betrogen haben sollen. Dafür gab es zum Autakt eine Überraschung. Denn statt fünf saßen sechs Herren auf der Anklagebank. Axel K. , der als einer der beiden Drahtzieher gilt, war monatelang untergetaucht. Erst am vergangenen Freitag wurde der 63-Jährige in Frankfurt verhaftet — gerade noch rechtzeitig zum Prozessbeginn.

Zusammen mit seinem Geschäftspartner Frank P. soll er die Idee entwickelt haben, Anlegern Aktien einer amerikanischen Finanz-Holding zu verkaufen, die im Bereich der medizinischen Forschung tätig ist. Tatsächlich existierten diese Aktien aber nach den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft gar nicht. Da Wertpapiere heute praktisch nur noch virtuell gehandelt werden, war es offenbar nicht schwer, die Investoren zu täuschen.

Ab Januar 2006 sollen Axel K,. und Frank P. mit dem Betrug begonnen haben. In der Opitzstraße und später an der Münsterstraße mieteten sie Büroräume an. Dort waren bis zu 40 Telefonverkäufe damit beschäftigt, Kunden zu akquirieren.

Dabei wurden gezielt Anleger angesprochen, die schon von anderen Betrüger-Firmen, unter anderem Caviar Creator, übers Ohr gehauen wurden. Denen wurde erklärt, dass es mit einem „Handelsprogramm“ die Chance gebe, das verlorene Geld zurück zu holen. Innerhalb von 90 Handelstagen, so wurde versprochen, würde sich der Gewinn verzehnfachen.

Mindestens 57 Opfer sollen auf die Masche hereingefallen sein. Eine Kunde allein soll 1,8 Millionen Euro gezahlt haben. 21 weitere investierten 50 000 Euro und mehr. Tatsächlich seien niemals Finanzgeschäfte abgewickelt worden.

Laut Anklage wurden allein Axel K. knapp zwei Millionen Euro von den Firmenkonten überwiesen. Frank P. hat nach den Ermittlungen mehr als 1,3 Millionen Euro kassiert. Außerdem wurde viel Geld für die Provisionen der Telefonverkäufer ausgegeben. Teilweise wurden auch kleine Summen an Kunden zurück überwiesen, damit das Schneeball-System weiter funktionierte.

Zum Prozessauftakt gestern wurde nur die Anklage verlesen. Ob die sechs Beschuldigten ein Geständnis ablegen, steht noch nicht fest. Am nächsten Montag geht es weiter.