Zurück zu den Wurzeln: Narren lassen die Brauhäuser wackeln
Der Karneval kommt aus der Kneipe und kehrt zurück. Brauhaus-Sitzungen sind der neue Trend.
Düsseldorf. Gerade mal vier mal 2,50 Meter groß ist die Bühne im Schumacher-Brauhaus an der Oststraße. Zu klein für die mehr als 20 Musiker der Kölner Samba-Narren von Querbeat. Sie stellen sich bei der Sitzung der Hoppediz-Wache auf Tische und Bänke im Publikum — mittendrin statt nur dabei sind die 100 Gäste, die bereitwillig zusammenrücken. Karneval zum Anfassen, der neue Trend in der Landeshauptstadt. Ob im Uerige, bei Schumacher oder im Füchschen, Karten für die Brauhaus-Sitzungen gehen weg wie warme Semmeln.
„Der Karneval kehrt zu seinen Wurzeln zurück“, sagt Hermann Schmitz, der vor 13 Jahren die Schrottgala im Uerige erfand, „Schon in den 50er Jahren haben wir mit unseren Funken Blau-Gelb in der Unterrather Klinke unsere Herrensitzung gefeiert.“ Die sei ganz spontan entstanden: „Wir haben sonntags zusammengesessen und Witze gemacht. Zufällig waren ein paar bekannte Büttenredner da. So fing das an.“ Die 120 Karten für seine Schrottgala zum Preis von 30 Euro sind in fünf Minuten vergriffen.
Schon seit Jahren wird im Füchschen gefeiert. Die Karnevalssitzung des Stammtisch „Die fünf Füchse“, zu dem auch Ex-Prinz Peter Sökefeld gehört, gehörte lange zu den Geheimtipps im Düsseldorfer Karneval. Wenn die Tanzgarde der Katholischen Jugend sich in eine Ecke des Wintergartens quetscht, dann ist das große Kunst auf kleinstem Raum.
Inzwischen feiert auch die Prinzengarde Rot-Weiss im Füchschen. „Das ist eng und urgemütlich. Und alles wirkt nicht so perfekt wie auf einer großen Bühne,“ erklärt Füchschen-Chef Peter König den Trend, „außerdem mag es daran liegen, dass Qualität und Service in den großen Sälen nicht immer stimmen.“
Zwei Brauhaus-Sitzungen veranstaltet Stefan Kleinehr mit seinem AVDK bei Schumacher und lässt dort Größen wie Guido Cantz auflaufen, die normalerweise nur auf großen Bühnen zu sehen sind. Wie sich das finanziert? „Das geht nur über Sponsoren. Der Eintritt kostet 33 Euro, davon sind allerdings 20 Euro ein Verzehrgutschein“, rechnet Kleinehr vor, „wir sind zufrieden, wenn wir am Ende mit Plus-Minus-Null abschließen.“
Auch die Künstler treten gern im Brauhaus auf. „Da können wir ganz anders mit dem Publikum spielen. Die Leute sind so nah dran, dass sie unsere Grimassen sehen. Das funktioniert auf einer großen Bühne nicht“, sagt Manfred Castor von den Düssel-Disharmonikern, „außerdem fühlen wir uns in Kneipen einfach wie Zuhause.“
Hermann Schmitz sieht die Entwicklung nicht ohne Sorgen: „Es sollte jetzt nicht jeder Wirt hingehen und seine eigene Veranstaltung machen. Das Überangebot würde den großen Sitzungen der Vereine schaden.“