Sport in Düsseldorf Kampf um den Ball im Sand
Oberkassel/Bilk. · Marcel Nowak und Joscha Metzler haben in Portugal mit ihrem Club knapp das Beachsoccer-Finale verpasst. Bei der EM zuvor zahlten die noch Lehrgeld. Trostpflaster: der Deutsche-Meister-Titel an diesem Sonntag.
Bei diesem Pensum würden Profi-Fußballer wohl laut jammern: Innerhalb von weniger als acht Wochen haben die beiden Düsseldorfer Beachsoccer-Spieler Marcel Nowak und Joscha Metzler so viele wichtige Partien absolviert, wie andere in einem ganzen Jahr nicht schaffen würden. Erst standen drei Spieltage für die Qualifikation zur Endrunde um die Deutsche Meisterschaft am zurückliegenden Wochenende in Warnemünde an. Dann folgte die EM im portugiesischen Nazare. Und vor Ort wurde im Anschluss gleich noch die Champions-League-Endrunde ausgetragen.
Aber der Reihe nach: Im August fanden alle drei Bundesliga-Spieltage am Unterbacher See statt. Mit neun Siegen gelang Marcel Nowak und Joscha Metzler mit ihrem Verein Ibbenbürener BSC die souveräne Qualifikation für das Final-Four-Turnier an der Ostsee. An Regeneration war aber nicht zu denken, denn nach langer Ungewissheit wurde Mitte August bekannt, dass sowohl die Euro Beachsoccer League (vergleichbar mit der Europameisterschaft) als auch der Euro Winners Cup (gleichzusetzen mit der Champions League) in Nazare (Portugal) unter strengen Hygieneauflagen ausgetragen werden sollte.
Nach bestandenem Corona-Test flogen Nowak und Metzler drei Tage später mit der DFB-Beachsoccer-Nationalmannschaft nach Portugal, um dort gegen vier weitere Nationen um die europäische Krone zu spielen. Neben Gastgeber und Weltmeister Portugal standen für das junge deutsche Team Partien gegen die Ukraine, Frankreich und Mitfavorit Schweiz auf dem Programm. „Normalerweise hätten zwölf Nationen teilnehmen können. Weil alles so kurzfristig organisiert war, haben aber die meisten abgesagt“, erzählt Nowak. „Wir hatten uns durchaus etwas ausgerechnet, allerdings waren alle Teilnehmer in der Weltrangliste vor uns gelistet“, sagt der 26-Jährige.
Trotz starker Auftritte konnten die Deutschen kein Spiel für sich entscheiden und verloren jeweils knapp. Offensivspieler Joscha Metzler konnte sich gleich mehrfach als Torschütze auszeichnen. „Es war ein riesiges Erlebnis, das erste Mal gegen den amtierenden Weltmeister Portugal zu spielen und mithalten zu können. Sie sind dann auch verdient Europameister geworden“, berichtet der 25-Jährige.
Dass in Portugal Beachsoccer einen ganz anderen Stellenwert hat, merkte man alleine daran, dass jedes Spiel im Free-TV übertragen wurde. „Ohne Corona wäre das hier auch rappelvoll gewesen“, so Nowak.Kaum war das EM-Finale gespielt, stand mit der Euro Beachsoccer League direkt der nächste Höhepunkt auf dem Programm. Dadurch, dass man international für einen anderen Verein spielen darf als in der deutschen Liga, kam für die beiden ein Engagement bei Real Münster zustande, da Stammverein Ibbenbüren nicht an dem Turnier
teilnahm.
Der Kader bei Münster bestand aus deutschen Nationalspielern und einigen aktuellen sowie ehemaligen spanischen Auswahlspielern. Trotz der hohen Qualität war nicht unbedingt zu erwarten, dass man hier Beachsoccer-Geschichte schreiben würde, denn zuvor war noch nie ein deutsches Team in das Achtelfinale eingezogen. Dass es dann anders kam, dafür hat Metzler eine plausible Erklärung: „Das Erfolgsrezept war vielleicht die Kombination aus deutscher Defensive und spanischer Offensive“, so der Student, der in Oberkassel lebt.
In sieben Spielen an sechs Tagen waren Nowak und Metzler mit Real Münster am Ende erst im Halbfinale durch den Vorjahressieger SC Braga zu stoppen. „Die Mannschaft von Braga besteht je zur Hälfte aus portugiesischen und brasilianischen Nationalspielern. Mehr als die Hälfte des Spiels mit 1:0 zu führen, war eine wahnsinnige Leistung von uns“, erklärt Nowak, der in Gerresheim als Event- und Marketingleiter von Cosmo Sports arbeitet. Am Ende hiet es dennoch 3:6 aus Sicht von Real. „Es ist schon Wahnsinn, was die am Ball alles können, die bestrafen jeden Fehler“, sagt Nowak, der in Bilk wohnt.
Joscha Metzler gehörte mit zehn Toren zu den Top-Goalgettern des Turniers, bei dem 26 Teams aus ganz Europa teilnahmen. Am Ende setzte sich das russische Team BSC Kristall in einem dramatischen Finale im Neunmeterschießen gegen SC Braga durch.
Das große Happyend folgte dann an diesem Wochenende. In Warnemünde zogen Nowak und Metzler mit Ibbenbüren durch einen 6:1-Halbfinalsieg ausgerechnet gegen Real Münster in das Finale ein. Und der Gegner dort hatte es ebenfalls sich: Die Beach Royals Düsseldorf traten an, das Ex-Team von Nowak und Metzler. Nostalgie-Gefühle waren jedoch fehl am Platz, denn die beiden Nationalspieler wollten sich natürlich für die vielen Mühen im Sand am Ende auch belohnen. Das gelang, Ibbenbüren gewann mit 4:2.