Dokomi-Messe 2020 in Düsseldorf Anime und Manga mit Mundschutz

Stockum. · Beim Einlass zur zwölften Dokomi, Deutschlands größter Anime-Messe, mussten Besucher stundenlange warten.

Die Erfurterinnen Frances (rechts) in der Rolle der Nami und Lisa als „Nier“ sind extra für die Dokomi nach Düsseldorf gereist.

Foto: Anne Orthen (orth)/Anne Orthen (ort)

Nach einem Jahr voller Absagen haben die Fans von Anime, Videospielen, Cosplay, Live-Acts und japanischer Pop-Kultur dem größten Ereignis der Szene geradezu entgegen gefiebert. So wie Tobi (22) und Anna (24) aus Rheinland-Pfalz, Frances (25) und Lisa (28) aus Erfurt pilgerten aus ganz Deutschland Tausende Manga-Liebhaber in schrill-bunten Kostümen oder sperrigen Rüstungen in die Messehallen am Rhein. Kaum einer kam in „zivil“: Maske war Pflicht und Perücken in Lila oder Silber waren das Mindeste an Verkleidung. Abstand galt überall – sei es bei den Schlangen am Einlass, beim Fiebercheck, der anschließenden „Waffenkontrolle“ (bei vielen Figuren aus Comics und Videospielen sind Requisiten wie Schwerter, Lanzen und Messer ein Muss) oder beim Anstehen auf dem Messe-Freigelände an den Ständen mit asiatischem Street-Food.

„Die notwendigen Regeln wurden ausgesprochen diszipliniert eingehalten – und das von einem mehrheitlich jungen Publikum zwischen 18 und 30 Jahren“, betonte einer der beiden Veranstalter der Manga-Messe, Andreas Degen. Mehr als 100 Security-Mitarbeiter waren diesmal im Einsatz und das – so Degen – bei einer im Vergleich zum vergangenen Rekordjahr 2019 mit 108 000 Quadratmetern doppelt so großen Veranstaltungsfläche und einer halbierten Besucherzahl. „Unser zusammen mit der Stadt Düsseldorf und der Messe in den vergangenen sechs Monaten entwickeltes Sicherheitskonzept ist aufgegangen“, sagte Andreas Degen. Jedoch scheinbar nicht jeder Anime-Fan war vor Beginn der Veranstaltung davon überzeugt, wie sich an der zum Teil harschen Kritik in den sozialen Netzwerken erkennen lässt.

Dortmunderin bastelt mehrere Monate an ihrem Kostüm

Von Anfang an bei der Dokomi dabei ist Sandra. „Es ist gut, dass nicht so viele Leute da sind und überall viel Platz ist“, sagte die Dortmunderin, die ihre Leidenschaft für Comics und Videospiele seit 14 Jahren lebt. Monatelang hat sie wieder an einem aufwendigen Kostüm mit langer Schleppe, an der geflochtenen Perücke und all den Requisiten gezeichnet, gebastelt, genäht, geklebt. Vom farblich passenden Mundschutz bis zum Reifrock und dem samtenen Mantel wurde jedes Detail von Hand gemacht, bevor sie in die Rolle der Anna aus dem Animationsfilm „Die Eiskönigin 2“ schlüpfen konnte und am Samstag ihren großen Auftritt hatte.

Mit dabei: Freundin Anna (im wirklichen Leben arbeitet sie im Bergbau als Konstrukteurin), verkleidet in einem Laub-Kleid aus Tausenden mit der Heißklebe-Pistole befestigten Plastik-Blättern. Zusammen schlenderten sie durch die Hallen, genossen das Treffen und den Austausch mit Gleichgesinnten, die alle ihre Subkultur leben. Die Dokomi sei eben der perfekte Laufsteg, um seine Kreationen zu zeigen. Mehr als 100 davon hängen bereits im Kleiderschrank der pharmazeutisch-technischen Assistentin.

Auch wenn die Anzahl der vertretenen Comic-Verlage, Aussteller und Manga-Künstler geringer war als sonst, das Bühnenprogramm mit E-Sport-Turnieren, Talkrunden und Live-Acts abgespeckt war, Ehrengäste aus dem Ausland erst gar nicht anreisen konnten, Disco und großer Ball am Abend wegen Corona ganz ausfielen, wahre Fans ließen sich nicht abschrecken. Darunter waren auch Lisa und Frances, Studentin im Fach Kinder- und Jugendmedien. Haben sie denn keine Angst sich während eines Events mit Tausenden Teilnehmern und den zurzeit wieder deutlich steigenden Infektionszahlen anzustecken? „Wir sind vorsichtig und befolgen alle Anweisungen. Eine Garantie, gesund zu bleiben, gibt es ohnehin nicht“, erklären die
Erfurterinnen.

Ähnlich denkt auch der als Joker verkleidete Software-Entwickler und Spiele-Fan Fabian aus der Pfalz. Für ihn und seine Freundin Florence, der er erst einmal beim Anziehen ihrer schweren Rüstung helfen musste, ist es der erste Besuch in Düsseldorf. Ob er im kommenden Jahr, bei der ursprünglich zu Pfingsten geplanten 13. Dokomi dabei ist – wer weiß? „Was nächstes Jahr sein wird, steht nicht fest“, sagt Veranstalter Degen. „Wir warten die weitere Pandemie-Entwicklung ab.“