Erste Sonntagsöffnung seit Langem kam bei Kunden gut an Einzelhandel: „Ein Spielball zwischen den Stühlen“
LEICHLINGEN · Die Händler freuten sich, dass Verdi ihnen keinen Strich durch die Rechnung gemacht hatte und sie tatsächlich öffnen durften.
Am Sonntag zog es viele Leichlinger in die Innenstadt. Trödelmärkte und der erste verkaufsoffene Sonntag in diesem Jahr sorgten für Betrieb. Die kleinen Läden der Blütenstadt hatten unter den Corona-Beschränkungen seit dem Frühjahr arg gelitten. Nun waren sie froh, einen außerordentlichen Verkaufstag zu haben.
Freundlich lächelte Monika Jellwitzki unter ihrem Mundschutz hinter der Kasse entgegen. Sie besitzt mit ihrer Geschäftspartnerin Kathrin Weber ein kleines Spielzeuggeschäft direkt am Brunnen. Sie begrüßte die Gelegenheit, an diesem zusätzlichen Tag Umsatz machen zu können. Schließlich habe das Geschäft unter den Auflagen gelitten. Wenngleich die Frauen findig agierten: Sie lieferten ihre Waren kurzerhand aus – mal nur an den drei Meter entfernten Brunnen, mal bis an die Haustür.
„Wir haben sehr, sehr treue Kunden“, betonte Jellwitzki mit ein wenig Stolz in der Stimme. Angst vor einer Ansteckung habe sie nicht, wie sie sagte. Es seien grundsätzlich nur fünf Kunden mit Mundschutz in der „Kinderkiste“ erlaubt.
Dass die Händler am letzten Tag der Woche geöffnet haben durften, stand lange nicht fest. Die Gewerkschaft Verdi hatte jüngst gegen viele der verkaufsoffene Sonntage geklagt – und oftmals Recht bekommen. Für die Händler in der Blütenstadt ein Ärgernis.
Manche Geschäfte konnten nicht angemessen für den Tag werben
„Wir als Einzelhändler sind da der Spielball zwischen den Stühlen“, sagte Sabine Belde-Grunwald. „Hier in Leichlingen ist alles etwas familiärer. Wir sind mit unseren Geschäften verwachsen, und wir wollen helfen, dass es ihnen gut geht“, versicherte die Angestellte. Weil lange nicht klar war, ob das Modegeschäft „Lorbeer und mehr“ geöffnet haben würde, konnte einer der wichtigsten Tage im Jahr nicht angemessen beworben werden. „Das war alles zu kurzfristig“, bedauerte die 53-Jährige.
An der Brückenstraße gleich nebenan führt Ursula Maarg ihre „Stoffbude“. Sie berichtete, die Pandemie habe ihr einen Umsatzschub herbeigeführt. „Die Leute arbeiten wieder mehr handwerklich“, berichtete sie. Da viele andere Beschäftigungsmöglichkeiten wegfielen, habe sie mehr und mehr des bunten Stoffes verkauft. Dass sie nun auch an einem Sonntag hinter der Ladentheke stand, machte ihr nichts aus. „Das gehört zu meinem Beruf dazu“, sagte sie.
Die Kunden nutzen das gute Wetter zum Sonntagsbummel. Im Brückerfeld lockte unter anderem ein Karussell. Wegen der Coronaschutz-Bestimmungen mussten die Besucher auch im Freien eine Maske
tragen.