„Regelmäßig im Monat“ Eltern kritisieren Unterrichtsausfall in NRW

DÜSSELDORF · Bei einer von der SPD in Auftrag gegebenen Umfrage haben mehr als die Hälfte der befragten Eltern angegeben, dass regelmäßig der Unterricht des Kindes ausfällt. Was nun gefordert wird.

Laut einer Elternbefragung im Auftrag der SPD-Landtagsfraktion haben mehr als die Hälfte der Teilnehmer von regelmäßigen Unterrichtsausfällen im Monat bei ihren schulpflichtigen Kindern berichtet.

Foto: dpa/Marijan Murat

„Der landesweite Unterrichtsausfall im ersten Schulhalbjahr beträgt über alle Schulformen hinweg 4,8 Prozent. Darin enthalten sind sowohl ersatzlos ausgefallene Unterrichtsstunden (3,3 Prozent) als auch das Eigenverantwortliche Arbeiten (1,5 Prozent).“  Der Satz steht in einer Pressemitteilung des Schulministeriums. Und er ist alt, bezieht er sich doch auf das Schuljahr 2018/19. Während der Pandemie hatte es das Schulministerium aufgegeben, dem Unterrichtsausfall nachzuspüren. Das will man erst ab dem nächsten Schuljahr wieder tun, wie Schulministerin Dorothee Feller (CDU) am Montag bekräftigte. Die Schulen müssen dann ihren Unterrichtsausfall wieder erfassen und melden,  kündigte sie an. Wohl mit Blick darauf, dass die SPD-Opposition im Landtag das Thema am Dienstag auf die Tagesordnung bringen würde. Und das taten die Sozialdemokraten mit der Präsentation einer von ihnen in Auftrag gegebenen Umfrage.

Das Institut Civey hat eine repräsentative Umfrage unter 500 Vätern und Müttern von Schülern an Grundschulen und weiterführenden Schulen im Land durchgeführt. Wesentliche Ergebnisse: 56,2 Prozent der befragten Eltern gaben an, dass „regelmäßig im Monat“ Unterricht ihres Kindes ausfalle. 22 Prozent sagten sogar, dass es zu „mehrmals wöchentlichen Ausfällen“ komme. Besonders häufig betroffen sei der Unterricht in Mathematik, Deutsch und Englisch. Warum gerade in diesen Fächern, das wurde nicht hinterfragt.

Entsprechend macht sich mehr als die Hälfte der Eltern Sorgen, dass ihre Kinder wichtige Lerninhalte verpassen. 47,1 Prozent gaben sogar an, sie hätten bei ihren Kindern in den vergangenen sechs Monaten bereits negative Folgen durch den Ausfall von Schulunterricht bemerkt. Und eine Antwort passt der SPD gewiss ganz gut ins Argumentationskonzept. Auf die Frage „Unternimmt die Landesregierung Ihrer Meinung nach genug, um den Unterrichtsausfall an den Schulen in NRW zu reduzieren?“ antworteten nur 6,6 Prozent mit Ja, dafür aber 60,3 Prozent mit Nein.

Dilek Engin, schulpolitische Sprecherin der SPD, Dilek Engin fordert, dass nunmehr die „realen Zahlen“ erhoben werden sollten. Dabei solle auch das „eigenverantwortliche Arbeiten in der Oberstufe“ als Unterrichtsausfall gewertet werden. Neben der nun anstehenden Aufgabe, „ein digitales systematisches und schulscharfes Monitoring des Unterrrichtsausfalls zu entwickeln, müsse vor allem auch einiges geschehen, ausreichend Lehrkräfte zu gewinnen und zu binden. Engin kritisiert, dass zeitlich befristete Lehrkräfte, oftmals nicht mehr weiterbeschäftigt würden. Das liege daran, dass nach mehreren Kettenarbeitsverträgen eine Übernahme in ein unbefristetes Arbeitsverhältnis anstehe und man dies vermeiden wolle. Um das Problem des Unterrichtsausfalls zu lösen, müsse der Seiteneinstieg in den Schulbetrieb erleichtert werden. Teilzeitmöglichkeiten müssten angeboten werden. „Wir können es uns nicht erlauben, Lehrkräfte ganz zu verlieren, mahnen Engin und der SPD-Fraktionschef Jochen Ott, selbst langjähriger Schulpolitiker. Im vergangenen  Jahr hätten 880 Lehrkräfte den Schuldienst verlassen, 240 davon seien sogar verbeamtet gewesen.