Essener Tafel: Ausweise nur für Deutsche zum vorerst letzen Mal
Die Entscheidung der Essener Tafel, neue Kundenkarten vorübergehend nur an Deutsche auszugeben, hatte für heftige Debatten gesorgt. Jetzt endet der Aufnahmestopp für Ausländer. Am Mittwoch wurden aber noch Menschen abgewiesen.
Essen. Die Essener Tafel hat zum vorerst letzten Mal nur an Deutsche Berechtigungskarten für den Bezug von Lebensmitteln ausgegeben. Unter den rund 60 Wartenden vor der Zentrale der Hilfsorganisation in Essen waren am Mittwochmorgen auch mehrere Ausländer. Sie erhielten keinen Ausweis, wie einige von ihnen anschließend berichteten.
Der Vorstand des Trägervereins hatte am Dienstag beschlossen, dass Berechtigungskarten künftig wieder unabhängig von der Nationalität vergeben werden sollen. Am Mittwoch informierte der Vorstand zunächst die elf Außenstellen über die Details. Am Abend sollte der Beschluss dann auf der Internetseite des Vereins veröffentlicht und damit in Kraft treten. Bis zum späten Mittwochabend war der Beschluss allerdings nicht auf die Webseite gestellt worden.
Die Entscheidung, die Lebenmittelausgabe wieder für alle zu öffnen, stieß bei den Wartenden auf ein geteiltes Echo. „Ich finde das in Ordnung“, sagte ein 56-jähriger Essener. Es müsse sich aber zeigen, ob die Ausweitung durchgehalten werden könne. Dagegen sagte eine 31 Jahre alte Frau: „Ich fand die Sperre gut.“ Eine 56-jährige Essenerin, die nach mehreren Jahren wieder für eine Berechtigungskarte anstand, meinte: „Ich bin gespannt, wie sie die Verteilung hinkriegen.“
Tafel-Chef Jörg Sartor hatte am Vortag erklärt, der von vornherein als zeitlich begrenzte Maßnahme geplante Aufnahmestopp habe Wirkung gezeigt. Der Anteil der Deutschen unter den Karteninhabern sei schätzungsweise auf etwa 55 Prozent gestiegen. Zuvor habe der Anteil von Menschen ohne deutschen Pass unter den Kunden der Tafel bei 75 Prozent gelegen. Seit dem 10. Januar hatte die Hilfsorganisation vorübergehend Ausländer als Neukunden bei der Essensausgabe abgelehnt - und damit bundesweit eine kontroverse Diskussion ausgelöst.
Falls die Kundenkarten wieder knapp werden, greifen nun neue Regeln: Alleinerziehende, Familien mit minderjährigen Kindern und Senioren sollen dann - unabhängig von ihrer Nationalität - bevorzugt aufgenommen werden. dpa