Gelb ist die Farbe des Sommers Gelbe Backenzähne sind erwünscht
Anrath · In einem der großen Maisfelder von Bernd Steves raschelt es. Sekunden später taucht der Landwirt aus der rund drei Meter hohen grünen Fläche auf, in der Hand einen Maiskolben. Steves schält die äußeren Blätter ab, um dann mit einem Knacken den sonnengelben Kolben in der Mitte durchzubrechen.
„Anhand des Korns kann ich den Reifezustand erkennen“, erklärt der Anrather Landwirt und deutet auf die Körner, die wie Backenzähne aussehen. Allerdings nicht in strahlendem Weiß, sondern in Gelb.
Am Außenrand weisen sie allesamt ein sattes dunkelgelb auf. Nach innen ist es allerdings eher ein milchiges Gelb. „Die sogenannte Milchlinie wandert immer mehr in die Mitte. Wenn alles dunkelgelb ist, dann ist der Reifezeitpunkt erreicht und die für uns Landwirte wichtige Stärkeeinlagerung im Korn ist erfolgt. Ist in der Mitte ein schwarzer Punkt zu sehen, dann ist die Einlagerung vollständig abgeschlossen“, informiert Steves, der Futtermais anbaut. Er braucht die gelben Kolben und das Grün in Form von Silage für seine Kühe. Jeder Tag, der derzeit mit Sonne und Wärme einhergeht, tut dem Mais gut. Solche Tage bringen Ertragszuwachs in Form von Stärke. Der Mais braucht eine gewisse Anzahl an Sonnenstunden für die Stärkeeinlagerung. „Der Mais ist eine Tropengetreidepflanze aus Südamerika. Er mag es generell warm mit ausreichend Regen“, sagt Steves. Das diesjährige Wetter mit viel Regen und trotzdem hohen und Sonne hat dem Mais gutgetan.
Eingesät hat Steves den Mais aufgrund der niedrigeren Temperaturen aber erst Ende April und nicht wie normal Mitte April. Mais braucht eine Bodentemperatur von acht Grad, damit er wachsen kann. Im Mai sah die Entwicklung vom Mais noch schlecht aus, aber im warmen und nassen Juni holte er auf. Für Ende September, Anfang Oktober wird die Ernte in diesem Jahr anvisiert. „Etliche der Maispflanzen haben zwei Kolben angesetzt, weil das Wetter mitgespielt hat. Uns ist allerdings ein gut angesetzter Kolben lieber als zwei Kolben, weil die meist nicht komplett angesetzt haben“, sagt Steves. Wenn der Kolben nicht richtig befruchtet und dementsprechend nicht komplett mit Körnern besetzt ist, spricht man vom sogenannten Fingerkolben.
Maispflanzen befruchten sich selber. Bei der oberen Blüte vom Mais handelt es sich um den männlichen Part. Die weibliche Blüte sitzt tiefer. Mit ihren klebrigen Härchen fängt sie den von oben herunterfallenden Samen auf. Jedes Haar wird so zu einem Korn. „In den vergangenen drei trockenen Jahren hatten wir bereits bei der Befruchtung Probleme. Die Härchen der weiblichen Blüte trockneten aus, klebten nicht mehr und konnten daher die Samen nicht halten“, berichtet Steves.
Für Menschen ist der
Futtermais ungenießbar
Dieses Problem gab es in diesem Jahr nicht. Der Futtermais, der nahezu überall im Kreis Viersen angebaut wird, ist nicht zum Verzehr geeignet. „Aufgrund des hohen Stärkegehaltes schmeckt er nicht“, sagt Steves, der immer mal wieder von Leuten gefragt wird, ob sie sich einen Maiskolben mitnehmen können. Wer Steves nicht glaubt und trotzdem einen Maiskolben abbricht, der wird bitter enttäuscht.
Für den Mais, der als Kolben zum Grillen verwendet wird beziehungsweise der im Glas landet, wird der Zuckermais angebaut, der besonders schöne Kolben ausbildet. Der Zuckermais ist kleiner in der Pflanze und steht nicht so dicht. Für den Laien ist der Unterschied kaum zu erkennen. Der Zuckermais bleibt bis Ende Oktober/Anfang November stehen und wird mit einem Mähdrescher geerntet, der die Kolben abpflückt, drischt und das Maisstroh aufs Feld auswirft. In Sachen Futtermais geht der Maishäcksler in den Einsatz. Er schneidet die ganze Pflanze ab und zerhäckselt sie. Die Körner gehen dabei durch einen Kornkräcker. Der besteht aus zwei Walzen, die sich mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten drehen und auf diesem Weg die Körner zermahlen. Es ist wichtig, dass die Körner zermahlen werden. Kühe können nämlich keine ganzen Maiskörner verwerten.