NRW DEG will für Überraschungen in der Meisterschaft sorgen
Der Sparkurs der DEG kommt nicht überall gut an. Aber Geschäftsführer Harald Wirtz will durch solides Wirtschaften attraktiv für neue Geldgeber werden – und den Eishockeyklub bis 2026 ins obere Tabellendrittel führen.
Eine Sache wollte Frieder Feldmann noch loswerden. Er wundere sich, sagte der Pressesprecher der Düsseldorfer EG, wie pessimistisch manche Fans derzeit auf ihren Verein schauen würden. Natürlich sei die Lage nicht einfach. Der Sparkurs, die Abgänge von Leistungsträgern, das verjüngte Team – ausgerechnet vor der Saison, in der der Abstieg in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) wiedereingeführt wird. Aber dass an der Brehmstraße nun Nachrichten eingingen, der Klub solle gleich für die zweite oder die Oberliga melden, das lasse „die DEG-Historie außer Acht“, sagte Feldmann. Höhen und Tiefen habe es ja immer gegeben.
2012 zum Beispiel, nach dem Ausstieg der Metro war die DEG abgeschlagen Letzte, „und drei Jahre später sind wir im Halbfinale, spielen ein Winter Game vor 50 000 Fans und in der Champions League“. Selbst in den vermeintlich goldenen Zeiten von 1967 bis 1996 mit acht Meisterschaften sei nicht alles glatt gelaufen. 1984 war die DEG zahlungsunfähig und „wusste nicht, ob sie abends überhaupt antreten kann, ob die Spieler ohne Gehalt spielen. Zehn Jahre später waren wir langweiliger Dauermeister.“
Was Feldmann sagen will: Kopf hoch, es kommen bessere Zeiten. Und um die Nachricht unters DEG-Volk zu bringen, hatte der Klub dieser Tage zur Fragerunde via Facebook geladen. Eine Stunde lang saßen Feldmann und Geschäftsführer Harald Wirtz vor der Kamera, gingen auf all die Sorgen und Nöte der Fans ein. Zum Spieler-Etat (um 20 bis 25 Prozent gekürzt), zum Kader (zwei starke ausländische Stürmer sollen noch kommen), zum Saisonziel (Play-offs), zu den Sponsoren (zehn Prozent Steigerung), zur Rückkehr der Fans in den Dome (nicht final entschieden, aber wahrscheinlich) oder zu Ticketpreisen (bleiben konstant).
Aktuell gibt es Verbindlichkeiten in Höhe von 16,6 Millionen Euro
Relativ am Ende erzählte Wirtz dann fast beiläufig von einem Fünf-Jahres-Plan. Das war neu. Also Anruf beim Geschäftsführer: Wo soll es bis 2026 hingehen mit der DEG? „Wir möchten die jetzige Phase natürlich nicht als Dauerzustand implementieren“, antwortet Wirtz, „wir erhoffen uns durch unsere Konzepte, in den nächsten fünf Jahren oben anschließen zu können.“ Das bedeute nicht Augenhöhe mit Mannheim und München, „aber wir möchten uns fest in den Play-offs etablieren. In den Jahren drei, vier und fünf unseres Plans wollen wir für Überraschungen gut sein.“
Zwingend dafür ist wirtschaftlicher Erfolg. Und an Geld mangelt es gerade. Nicht nur wegen der Pandemie, die vergangene war die letzte Saison, in der die Gesellschafter am Ende das Minus ausglichen. Vor allem Peter Hoberg, aber auch Stefan Hoberg und Familie Völkel sollen seit dem Metro-Ausstieg insgesamt rund 20 Millionen Euro in die DEG gesteckt haben, die wie nahezu alle DEL-Klubs stets mehr ausgab, als sie selbst einnahm. Im aktuellsten Jahresabschluss der DEG Eishockey GmbH, der sich im Bundesanzeiger findet, steht neben dem Wort Verbindlichkeiten die Zahl 16 636 371,57. Und die bezieht sich auf den 30. April 2020. Kleiner wird sie seitdem nicht geworden sein.
Nun wird die DEG die 16,6 Millionen Euro wohl niemals zurückzahlen, der Großteil sind „Verbindlichkeiten gegenüber Gesellschaftern“, und die sind mit Rangrücktritt versehen. Doch mit dem ewigen Leben auf Pump – in den Meisterjahren durch Klüh, später durch die Metro, zuletzt vor allem durch die Hobergs – ist nun Schluss: „Wir haben die Verschuldung und die Abhängigkeit von den Gesellschaftern gestoppt“, sagt Wirtz. „wir gehen erstmals mit einem ausgeglichenen Haushalt in die Saison.“
Möglich macht das der Sparkurs, der sich auf die Qualität des Kaders auswirkt. Das mag manche Fans ärgern, Wirtz sieht einen Etat ohne Zuwendungen als ersten Erfolg. „Und der macht die DEG für neue Partner interessant – in welcher Form auch immer.“ Soll heißen: Ein operativ gesunder Verein, der kein Fass ohne Boden ist, ist attraktiver für mögliche Sponsoren. Geht es nach Wirtz, trägt das erste Früchte. Dass Düsseldorf trotz seiner vielen Unternehmen ein schwieriges Pflaster für Sport ist, erlebt auch er, aber seit Herbst seien die Sponsoreneinnahmen um zehn Prozent gewachsen. Vor allem gebe es immer mehr langfristige Verträge, die Planungssicherheit geben: „Wir haben jetzt vermehrt über zwei- oder drei Jahre abgeschlossen, Ende des Monats werden wir einen Fünf-Jahres-Vertrag bekanntgeben.“
So soll es weitergehen. Jedes Jahr mehr Sponsoren, mehr Geld, besseres Team, sportlicher Erfolg, dadurch mehr Sponsoren, mehr Geld und so weiter. In fünf Jahren will die DEG oben dabei sein – selbst finanziert. Doch der Weg ist weit und erfordert Geduld. Intern wie im Umfeld.