Auf Rad- und Gehwegen Harter Kurs gegen Falschparker

Grevenbroich · Die Stadt Grevenbroich geht verstärkt gegen Autofahrer vor, die ihre Fahrzeuge auf Geh- und Radwegen abstellen. In den ersten acht Monaten 2019 stellte die Verwaltung bereits 842 Knöllchen aus.

Das Ordnungsamt in Grevenbroich stellt immer häufiger fest, dass Autos die Radwege oder Bürgersteige blockieren

Foto: Dieter Staniek

. Die Stadt belangt in zunehmender Zahl Autofahrer, die mit ihrem Fahrzeug Geh- oder Radwege blockieren und damit anderen Verkehrsteilnehmern das Fortkommen erschweren. Im vergangenen Jahr hatte die Verwaltung insgesamt 967 Ordnungswidrigkeiten in diesem Bereich registriert. 938 Mal wurde auf Gehwegen geparkt, in 29 Fällen der Fahrrad- oder kombinierte Geh- und Radweg zugeparkt. In den ersten acht Monaten 2019 stellte die Verwaltung bereits 842 Knöllchen aus, darunter 806 wegen Verstößen gegen die Straßenverkehrsordnung auf Geh- sowie 38 auf Rad- oder kombinierten Wegen.

„Die Zahlen sind deutlich gestiegen – um fast ein Drittel“, erklärt Stadtsprecher Stephan Renner. „Zum einen liegt das daran, dass wir im vergangenen Jahr den Ordnungs- und Service-Dienst OSD personell verstärkt haben. Der achtet bei seinen Kontrollen verstärkt auf solche Parkverstöße – zusätzlich zu den Mitarbeitern, die den ruhenden Verkehr überwachen“, sagt Renner. „Aber wir stellen auch fest, dass das Bewusstsein sinkt, gegen die Straßenverkehrsordnung zu verstoßen. Wir erleben, dass das Parken auf Geh- und Radwegen zunehmend als Kavaliersdelikt betrachtet wird“, berichtet der Rathaussprecher. Oft würden angesprochene Autofahrer mit Unverständnis reagieren. Dann sei zu hören: „Hier ist doch Platz“ oder „Ich halte doch nur ganz kurz“.

Strafen schrecken nicht alle vom Falschparken ab

Die Stadt, seit vergangenem Jahr Mitglied in der Arbeitsgemeinschaft fußgänger- und fahrradfreundlicher Kommunen in NRW, hält mit den verstärkten Kontrollen und mit Bußgeldern dagegen. „Der Schutz der schwächeren Verkehrsteilnehmer ist Schwerpunkt im Rahmen der Überwachung des ruhenden Verkehrs“, betont Beigeordneter Florian Herpel.

Bei einem Verstoß werden laut Stephan Renner 20 Euro fällig. Kommt es zu einer Behinderung, müssen 30 Euro bezahlt werden, in schwerwiegenden Fällen bis zu 60 Euro.

Doch das schreckt offensichtlich viele nicht davon ab, Radfahrern und Fußgängern die Teilnahme am Verkehr schwer zu machen – sie beispielsweise auf die Fahrbahn zu zwingen und damit zu gefährden. Ein Beispiel dafür schildert Wolfgang Pleschka. Der Vorsitzende des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) in Grevenbroich ist viel mit dem Rad unterwegs. Auf dem Weg von der Roseller Straße in Neukirchen bis zum Markt in der Innenstadt „musste ich vier Mal den Radweg räumen, weil der zugeparkt war. Bei zwei der Verstöße musste ich in den Gegenverkehr ausweichen.“

ADFC-Vorsitzender Wolfgang Pleschka beobachtet, dass die Zahl der von ihm festgestellten Behinderungen im Bereich der Innenstadt geringer werde, vermutlich zeigten „die Maßnahmen des Ordnungsamtes der Stadt erste Erfolge“. Häufiger zugeparkt würden dagegen Fahrradwege außerhalb der Grevenbroicher City.

Verkehrsministerium plant Änderung des Bußgeldkatalogs

Dass es mit der Rücksichtnahme von Autofahrern nicht zum Besten bestellt ist, zeigt auch das Ergebnis für Grevenbroich beim bundesweiten ADFC-Fahrradklimatest 2018. Auf die Frage „Überwacht die Stadt streng, dass Autos nicht auf Radwegen parken?“, vergaben 220 Grevenbroicher im Durchschnitt die schlechte Note 4,7 – laut Wolfgang Pleschka schlechter als im Schnitt vergleichbar großer Städte.

Nachhaltige Erfolge erhofft Pleschka sich von der vom Bundesverkehrsministerium geplanten Änderung des Bußgeldkataloges. Dann sollen fürs Parken auf Gehwegen bis zu 100 Euro fällig werden.