Hebamme Maria Slotta aus Kempen Hebammen werden zur Rarität
Kempen · Maria Slotta ist seit 35 Jahren Hebamme mit Leib und Seele. Sie gibt Tipps, wie sich Frauen am besten auf die Geburt und die Zeit danach vorbereiten können. Und wie sie eine Hebamme finden.
Fast täglich bekommt Maria Slotta Anfragen von Schwangeren. Die examinierte Hebamme ist in Kempen und Umgebung sehr gefragt. Aber auch bei ihren Kolleginnen stehen die Telefone nicht still: „Es ist wirklich so, dass Hebammen rar gesät sind – und tatsächlich sollte sich jede Schwangere sehr früh um eine Hebamme kümmern“, rät die 56-Jährige. Konkret: Zeigt der Schwangerschaftstest zwei Striche, sollten Frauen nicht nur zeitnah einen Termin bei ihrem Gynäkologen vereinbaren, sondern sich auch direkt auf die Suche nach einer Schwangerschaftsbetreuung oder Nachsorge durch eine Hebamme machen.
Maria Slotta weiß, dass die Zeit der Schwangerschaft für jede werdende Mutter eine ganz besondere ist. Deshalb rät die Kempenerin: „Eine ärztliche und/oder Hebammenvorsorge ist sehr wichtig.“ Je nach Bedarf können die Schwangeren individuell entscheiden, in welchem Umfang sie von der Hebamme versorgt werden möchten: „Der Körper verändert sich, die Frauen haben mit Übelkeit zu kämpfen, haben Rückenschmerzen oder andere Beschwerden. Wir als Hebammen begleiten diesen Prozess“, sagt Slotta.
Damit meint die Freiberuflerin, dass sie bei Problemen mit natürlichen Mitteln, Akupunktur, Homöopathie oder gezielten Übungen (beispielsweise bei Rückenschmerzen) helfen kann. Wenn der Bauch immer größer wird, man vielleicht noch ein anderes Kind mit zu versorgen hat, helfen dann auch Entspannungstechniken, die die Schwangere gut durch die Zeit bringen sollen. „Es gibt auch Frauen, die möchten nur eine Nachsorge, also komme ich erst, wenn das Baby geboren ist“, sagt Maria Slotta. Dann versorgt sie neben dem Kind auch die frisch gebackene Mutter. Dazu gehören neben der Kontrolle der Wundheilung nach der Geburt auch die Gewichtsüberprüfung beim Baby, Ernährungsberatung, aber auch eine ausführliche Stillberatung, erklärt Slotta: „Wie lege ich richtig an, wie viel soll ein Baby trinken? Was, wenn es nicht genügend zunimmt?“ Bei all diesen Fragen steht sie ihren Patientinnen mit Antworten zur Seite.
Nicht immer ist alles rosarot. Ein großes Thema sei bei vielen Müttern auch das „Schlafen und Wachen“, berichtet die erfahrene Hebamme: „Viele denken zunächst: Ich darf nicht schlafen. Was ist, wenn meinem Baby genau dann etwas passiert?“ Doch auch psychologische Aspekte würden eine wichtige Rolle spielen. „Die Mamis durchlaufen nach der Geburt eine Achterbahn der Gefühle, alles muss sich einspielen; der Tagesablauf wird mit Baby durcheinander gewirbelt. Lange ist kein Rhythmus da“, erklärt die Geburtshelferin, die zehn Tage im Monat auch im Hospital zum Heiligen Geist praktiziert. „Bei der Betreuung geht es auch um wichtige Themen wie Verdauungsprobleme, Schwierigkeiten beim Wasserlassen oder die erste Periode nach der Geburt. Es gibt keine Tabus“, erklärt die Mutter zweier erwachsener Kinder.
Pro Jahr betreut sie um die 100 Geburten und weiß, dass nicht immer alles ohne Komplikationen abläuft. „Wir Hebammen versuchen die Frauen so gut wie möglich zu begleiten. Das ist eine ganz intime und besondere Erfahrung, die wir gemeinsam mit den Eltern teilen“, sagt die Kempenerin. Sie rät den Müttern, etwa vier bis sechs Wochen nach der Entbindung mit der Rückbildungsgymnastik anzufangen. Dazu gehören Beckenbodenkurse, aber gerade in Corona-Zeiten wären Kurse im Freien mit Baby sehr gefragt. Schon während der Schwangerschaft seien, je nach Fitnessgrad der Frau, Yoga, Pilates, Gymnastik sehr zu empfehlen. Nicht immer müssen es jedoch Kurse sein: Lange Spaziergänge würden nichts kosten – und frische Luft sei sowieso das Beste, findet Maria Slotta.
Viele Frauen suchen meist sehr lange, bis sie eine Hebamme gefunden haben. „Eigentlich läuft alles über Mundpropaganda. Die Schwester, Freundin, Schwägerin hatte die und die, die Schwangere fragt da also zuerst an“, sagt Maria Slotta. Oder sollte diese selbst nicht können, empfiehlt sie eine ihrer Kolleginnen weiter. „Wir haben ein gutes Netzwerk untereinander und können dann vermitteln“, sagt Maria Slotta. Wenn sie selbst im Urlaub ist, kümmert sich immer ihre Vertretung weiter um die Schwangeren. So sind die Mütter optimal versorgt.
Ganz bewusst verabschiedet sie sich am Ende ihres Besuchs meist mit den Worten: „Wann möchtest du mich wieder sehen?“ von ihren Patientinnen. So könne die Mutter ganz frei entscheiden, ob sie noch Unterstützung braucht oder es der letzte Besuch von Hebamme Maria Slotta war. „Wenn dann nach ein paar Jahren im Handydisplay ein Name wieder erscheint, dann weiß ich schon Bescheid“, sagt die 56-Jährige und lächelt, denn sie findet: „Wenn die Familie größer wird, das ist doch das Schönste, was es gibt.“