NRW Helfer stapeln Sandsäcke in Grevenbroich

Grevenbroich · Der Dauerregen am Quell­ort der Erft in der Eifel hat die Grevenbroicher veranlasst, sich auf ein Erft-­Hochwasser vorzubereiten. Im Fokus: das Albert-­Schweitzer-Haus direkt am Fluss. Das Seniorenheim wurde bereits in der Nacht zu Donnerstag mit Sandsäcken geschützt. Nicht der einzige Einsatz.

 Das Albert-­Schweitzer-Haus der Diakonie: Am Wohnbereich für 18 demente Senioren lagen am Donnerstag 3000 Sandsäcke gestapelt aneinander.

Das Albert-­Schweitzer-Haus der Diakonie: Am Wohnbereich für 18 demente Senioren lagen am Donnerstag 3000 Sandsäcke gestapelt aneinander.

Foto: Kandzorra, Christian

Retter von Feuerwehr und THW, die in Grevenbroich Sandsäcke stapeln: Das ist ein seltenes Bild. Doch nach dem Dauerregen am Mittwoch war auch am Donnerstag noch keine Entspannung der Lage in Sicht. Insbesondere, was den Pegel der Erft betraf. Denn der stieg im Laufe des Tages, bis zum Abend sollte der Wasserpegel erneut um einen halben Meter steigen. Grund waren die Regenfälle am Quellort der Erft in der Eifel. Permanent gemessen wurde der Wasserstand durch die Feuerwehr im Bereich des Bends auf einer Brücke an der Autobahn 540.

Die Gefahr einer Hochwasser-Lage für Grevenbroich veranlasste Bürgermeister Klaus Krützen am Donnerstagmittag schließlich dazu, einen Appell an die Bürger zu richten: Vorsorglich sollten alle die an der Erft gelegenen Gebiete meiden. Außerdem wurden Bewohner durch die Stadt aufgefordert, gegebenenfalls Tiefgaragen zu räumen und Wertgegenstände aus Kellern in Sicherheit zu bringen. Flussaufwärts waren Uferregionen der Erft da bereits in Teilen überflutet. Die Gefahr für Grevenbroich: Tritt die Erft im Bereich kanalisierter Straßen über die Ufer, kann es zu einem Rückstau in den Kanalnetzen durch Wassereintritt über die Schachtbauwerke und Straßeneinläufe kommen.

Der Dauerregen hat den Einsatzkräften in Grevenbroich bereits am Mittwochabend viel Arbeit beschert. Nachdem die Zahl der Notrufe gegen 20.30 Uhr kurzfristig stark angestiegen war, löste die Feuerwehr Stadtalarm aus. Schwerpunkte des Einsatzgeschehens waren zunächst die Stadtteile Langwaden und Frimmersdorf sowie die Südstadt. Anwohner meldeten überflutete Straßen und vollgelaufene Keller. Bereits in den ersten zwei Stunden bis 22.30 Uhr zählten die Helfer rund 30 Einsätze, weitere folgten in der Nacht und am Donnerstag. In Neurath musste die Frimmersdorfer Straße nach einer Überflutung gesperrt werden, an der Gürather Straße blockierte ein Baum die Fahrbahn. In der Laag in Frimmersdorf kam es zu großflächigen Überflutungen. In Kapellen liefen an der Stormstraße mehrere Keller voll.

Parallel zum Einsatzgeschehen überwachte der Führungsdienst die Entwicklung des Wasserstandes der Erft. Aus Sicherheitsgründen wurde das in der Nähe des Flusses liegende Albert-Schweitzer-Haus in der Innenstadt mit Unterstützung des Technischen Hilfswerks in der Nacht zu Donnerstag gegen eine mögliche Überflutung geschützt. Rund 3000 Sandsäcke wurden 50 Zentimeter hoch gestapelt, um das Wasser an strategische Punkte abzuleiten, wo es abgepumpt werden kann. In dem Seniorenheim leben 140 Menschen.

18 Bewohner mit Demenz, die in den Wohnungen leben, die mit Sandsäcken geschützt werden mussten, wurden in obere Etagen gebracht. In den Gärten des Landesgartenschau-Geländes, das an das Haus angrenzt, kam das Wasser dem Ufer so nah wie selten, einige Bereiche in Ufernähe blieben am Donnerstag überschwemmt.

In Langwaden wurden in der Nacht zu Donnerstag erneut weite Teile der Dorfstraße überflutet. Auch dort war die Feuerwehr im Einsatz. Es mussten einige Pferde in Sicherheit gebracht werden, weil der nahe Gillbach überzulaufen drohte. Die Feuerwehr forderte die Besitzer auf, ihre Tiere weiter entfernt an den Häusern zu betreuen. „Die Schleuse des Bachs ließ sich zum Glück rechtzeitig öffnen“, sagte Pferde-Besitzerin Anika Hinzer.

Im Laufe des Tages wurden weitere Vorbereitungen getroffen. Ein Schäfer in Gindorf wurde aufgefordert, sein Gelände nahe der Erft zu verlassen. Privatleute rüsteten sich für die Flut, füllten Säcke mit Sand und dichteten die Schwellen an ihren Haustüren ab.