Interview mit Bettina Warnecke, Claus Pommer und Annette Herz So kinderfreundlich sind Hilden und Haan

Serie | Hilden/Haan · Schulen, Kindergärten, Spielplätze und Stillmöglichkeiten: Zwei Bürgermeister und eine Sozialdezernentin stellen sich den Fragen.

Hilden und Haan werden aus Sicht der Bürgermeister beider Städte Kindern gerecht.

Foto: dpa/Monika Skolimowska

Wie kinderfreundlich sind Hilden und Haan? Welche Angebote gibt es für Eltern mit Säuglingen, wie sieht es mit Kindergartenplätzen und Schulen aus und wie mit Nachmittags-Angeboten? Wir haben nachgefragt.

Ist Hilden eine Stadt für kleine Leute?

Claus Pommer: Auf jeden Fall. Kinder sind ein sehr wichtiges Thema für die Stadt, wenn nicht das wichtigste. Es liegt auch mir persönlich sehr am Herzen; auch meine drei Kinder sind in Hilden aufgewachsen. Unser Angebot für Kinder jeden Alters ist breit gefächert und kann sich wirklich sehen lassen.

Wie kinderfreundlich ist Haan?

Bettina Warnecke: Das müsste man eigentlich die Kinder fragen, und das machen wir auch: Wir holen ihre Meinung dazu ein, wo wir gut sind und wie wir uns noch verbessern können. Partizipation ist uns in Haan ungemein wichtig, und die Anträge, die es bisher etwa im Kinder- und Jugendparlament gab, sind wirklich sehr sinnvoll und gut durchdacht. Auch mir persönlich ist das Thema sehr wichtig, ich habe selbst drei Kinder im Schulalter, die mir sagen, wenn es hakt.
Annette Herz: Eine kürzlich umgesetzte gute Idee sind die Wasserspender an Schulen. Argumente der Kinder waren der Umwelt- und der Gesundheitsaspekt – mit beidem haben sie vollkommen Recht.

Welche Angebote gibt es in den Städten für Kinder? Vielleicht fangen wir mit den Kleinsten an.

Pommer: Für die neue Situation nach der Geburt eines Kindes gibt es in Hilden viel Begleitung. Mit den sogenannten frühen Hilfen unterstützen wir Familien in schwierigen Verhältnissen, auf Wunsch begleitet auch eine Hebamme den Start. Babybegrüßung, Treffen mit Babys und Erwachsenenbildung bieten weitere Möglichkeiten.
Warnecke: Auch in Haan können Familien frühe Hilfen und die Babybegrüßung in Anspruch nehmen, zudem haben wir verschiedene Baby- und Spielgruppen und eine ausführliche Familienbroschüre.

Gibt es Still- und Wickelmöglichkeiten in den Städten? Und kommen Kinderwagen überall hin?

Herz: Mitten in der Stadt sind Stillen, Füttern und Wickeln jetzt an einem ruhigen und dennoch zentralen Ort möglich: in der Stadtbibliothek. Das Thema Barrierefreiheit ist in Haan sicher noch optimierbar. Aber bei Neubauten wie etwa dem Rathaus ist das eine Selbstverständlichkeit.
Pommer: Stillen und Wickeln können Eltern an zentraler Stelle im Stellwerk im Rathaus. An der Barrierefreiheit arbeiten wir seit Jahren und sind weit gekommen. So können alle Busse ebenerdig betreten werden, der Umbau der Schwanenstraße ist ein weiteres Beispiel.

Wie sieht es mit Kindergartenplätzen aus?

Warnecke: Hier sind wir in Haan ausgesprochen weit. NRW-weit belegen wir stets den Platz 1 oder 2 unter den Städten, die die meisten Kita-Plätze zur Verfügung stellen. Schon vor meiner Zeit hier hat der Jugendhilfeausschuss darauf unglaublich viel Wert gelegt, das zahlt sich für unsere Familienfreundlichkeit absolut aus.

Pommer: Mit Hochdruck arbeiten wir daran, das Betreuungsangebot weiter auszubauen. Derzeit liegen wir bei den Über-Dreijährigen bei 93 Prozent Betreuungsquote, bei den Unter-Dreijährigen bei 57 Prozent. Gerade bauen wir die Kita Holterhöfchen, weitere Kita-Neubauten sind im Süden und Norden geplant. Eine Besonderheit ist Hildens Übergangsbegleitung von der Kita zur Grundschule, die wir mit der Neanderdiakonie anbieten.

Wie würden Sie die Schullandschaft beschreiben?

Pommer: Hildens Schullandschaft ist äußerst breit gefächert: Es gibt acht Grundschulen, zwei Gymnasien und zwei Gesamtschulen, die katholische Mädchen-Realschule, die Sekundarschule und das Förderzentrum Mitte sowie das Berufskolleg.
Warnecke: In den vergangenen fünf Jahren haben wir rund 60 Millionen Euro in die Bildung investiert. Haans Schullandschaft steht sehr gut da.
Herz: Wir haben fünf Grundschulen, das neu gebaute Gymnasium, die Gesamtschule und eine Waldorfschule mit sehr gutem Angebot.

Vielerorts ist der Ganztag ein Problem.

Herz: Unsere OGS-Betreuungsquote ist dank der oben genannten Investitionen sehr gut. Die Ganztagsbetreuung ist den Eltern heute ebenso wichtig wie ein Kita-Platz.

Pommer: Eine besondere Hildener Errungenschaft ist, dass wir den Nachmittag mit eigenem pädagogischen Fachpersonal abdecken. Das Angebot für die Schulkinder im Nachmittagsbereich ist also sehr gut, auch hat, wer einen OGS-Platz benötigt, bisher immer einen bekommen.

In beiden Städten gibt es jede Menge Spielplätze.

Warnecke: Oh ja. Es gibt 40 Spielplätze und 12 Bolzplätze. Das ist großartig. Mit dem Spielflächenleitplan entwickeln wir diese kontinuierlich weiter.
Herz: Weitere Angebote für den Nachmittag gibt es an den Schulen in Kooperation mit Vereinen, im Flemingtreff, mit der Hausaufgabenbetreuung und vielen weiteren Angeboten freier Träger. Wir haben beispielsweise die Musikschule, das Schwimmbad und den CVJM, sie alle bieten tolle Möglichkeiten.
Pommer: Hilden hat 66 Kinderspielplätze, 13 Bolzplätze und fünf Allwetter-Spielplätze. Besonders hervorheben möchte ich den Abenteuerspielplatz und das Spielmobil. Außerdem gibt es Jugendeinrichtungen, ein stets ausgebuchtes Ferienangebot und zahlreiche Vereine und Institutionen für Kinder. Da wären zum Beispiel die Jugendfeuerwehr, die Kinder- und Jugendkunstschule, die Kinder- und Jugendartothek, die Musikschule und vielfältige Sport- und Bewegungsangebote. Die Stadt und auch ich persönlich sind sehr glücklich über die große Vereinslandschaft.

Gibt es spezielle Aktionen, die Sie noch nennen möchten?

Pommer: Gerne. Aktionen wie „Bye, bye, Elterntaxi“ zeigen zusätzlich zu den ganzjährigen Angeboten, wie stark unser Fokus auf den Kindern liegt. Der Mitmach-Zirkus hat ein tolles Angebot für Kinder, das Grundschul-Fußballturnier ist Jahr für Jahr ein großartiges Event, und auch zur Weihnachtszeit binden wir die Kinder sehr schön ein, etwa mit dem Aufruf, Weihnachtsbäume in der Stadt zu schmücken.
Warnecke: Eine große Besonderheit ist die kinderfreundliche Kirmes – unsere Familienkirmes.
Herz: Und wir haben den Familienkarnevalszug, der sicher einmalig ist in Deutschland: Er wird vom Jugendamt organisiert.

(sad)