Mehr als Summen und Brummen Honig made in Viersen

Viersen · Matthias Krahn vom Imker-Verein Viersen erklärt, wie lange eine Bienenkönigin lebt, was ihre Lebenserwartung mit dem Hochzeitsflug zu tun hat und wie sie letztlich die Voraussetzungen schafft, damit die goldene Substanz entstehen kann, mit der sich so viele Menschen Tee, Porridge oder den Tag versüßen.

Matthias Krahn ist der erste Vorsitzende des Viersener Imker-Vereins. Foto: Maren Kaster

Foto: Maren Kaster

Die Herrschaft einer Bienenkönigin dauert etwa zwei bis drei Jahre. „Theoretisch können es bis zu fünf werden, praktisch gehen ihr aber vorher die Spermien aus“, sagt Matthias Krahn. Er ist Hobby-Imker und der erste Vorsitzende des Imker-Vereins Viersen.

Wieso die Königin Spermien in sich trägt, scheint an dieser Stelle eine valide Frage. Aber von vorne.

Schlüpft eine Prinzessin, ist sie nach etwa einer Woche geschlechtsreif. Dann geht sie auf ihren sogenannten Hochzeitsflug. Dabei wird sie von mehreren männlichen Bienen, die Drohnen genannt werden, begattet. Im Idealfall stammen diese aus einem anderen Volk. Um möglichst viele Spermien zu sammeln, trägt die Bienenkönigin eine Art Vorratskammer im Körper, in der sie gelagert werden. Denn der Hochzeitsflug findet nur ein einziges Mal statt. Mit den gesammelten Spermien werden die Eier der Königin befruchtet. Wenn der Vorrat aufgebraucht ist, muss sie abdanken. Eine neue Prinzessin schlüpft, das Spiel wiederholt sich.

Sofern die Bedingungen stimmen, legt eine Bienenkönigin im Sommer bis zu 2000 Eier täglich. „Mögliche Verluste bei den Arbeiterbienen kann ein gesundes Volk auf diese Weise sofort ausgleichen und verkraften“, sagt Krahn. Die Gemeinschaft stehe bei Bienen über allem. Das Individuum zählt nicht.

Jetzt im Winter sind die Bienen hauptsächlich damit beschäftigt, die Königin zu wärmen. Sie sind also wach, reduzieren ihre Aktivität aber stark und fliegen nicht aus. „Im Winter gibt es dementsprechend auch für mich als Imker nur wenig zu tun“, sagt Krahn. „Im Grunde würde ich sie nur stören.“ Was aber notwendig ist, ist eine Milbenkontrolle. „Bienen haben immer Milben. Aber wenn es zu viele werden, kann das problematisch sein“, sagt Krahn. Wenn bestimmte Werte überschritten werden, müsse man deshalb aktiv werden und die Völker behandeln.

Krahn blickt auf ein Jahr mit insgesamt zehn Völkern zurück. 40 bis 50 Kilogramm Honig könne ein Volk in einem Jahr produzieren. „Wenn es gut läuft.“ Faktoren wie Wetter und Standort spielten eine große Rolle. Im Radius von bis zu drei Kilometern fliegen die Tiere und sammeln Nektar. „Im Stock reduzieren sie nach und nach das Wasser im Nektar, indem sie Enzyme hinzugeben“, sagt Krahn. So entsteht mit der Zeit Honig.

Im Fenster neben der Eingangstür des Wohnhauses von Krahn, hängt ein Schild, das auf den Honigverkauf hinweist.

Foto: Maren Kaster

„In meinem Fall schmeckt er jedes Jahr anders. Je nachdem, was gerade besonders stark geblüht hat“, sagt der Hobby-Imker.“ Ich habe beispielsweise regelmäßig Vergissmeinnicht-Pollen im Honig, weiß aber nicht mal, wo die in der Umgebung wachsen.“ Für Sortenhonig wie Lavendelhonig oder Rapshonig müsse man mit dem Volk wandern und es an entsprechende Orte stellen, wo die Bienen beispielsweise Rapsfelder zur Verfügung haben.

Krahn schätzt regionalen Honig, auch wenn einige Produkte im Supermarkt günstiger sind. „Umso günstiger er ist, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass er gepanscht ist“, sagt er. Das Problem dabei sei vor allem, dass es sehr schwierig ist, nachzuweisen, ob ein Honig mit Zuckersirup gestreckt wurde.

Aktuell zählt der Imker-Verein Viersen 68 aktive Mitglieder. Ihren Honig verkaufen die meisten an der Haustür. Bei Krahn steht ein Schild im Fenster, das darauf hinweist. „Immer wieder kommt es vor, dass sich Leute nicht trauen, aber dafür steht das Schild ja extra dort“, sagt er.

Auf der Website des Vereins finden Honigliebhaber eine Auflistung derjenigen, die ihren Honig verkaufen. Etwa 6,50 Euro bis sieben Euro müsse man für ein 500-Gramm-Glas zumindest verlangen.

Wer selbst Interesse am Imkern hat, kann sich beim Verein melden und bekommt einen Imker-Paten. „Der schaut dann am Anfang ein bisschen über die Schulter und zeigt alles Wichtige“, sagt Krahn. „Wir haben auch schon erlebt, dass Menschen erst herausfanden, dass sie eine Allergie gegen Stiche haben, als sie schon das ganze Zubehör gekauft hatten.“ Deshalb könne es durchaus von Vorteil sein, sich erst über einen Verein zu informieren.