Vor dem Schulstart „G9 entschleunigt die ganze Sache auf jeden Fall“

Düsseldorf · Gesundheitsexperten befürworten die Rückkehr zum Abitur nach neun Jahren. Schulstress könne so gemindert werden.

 Mit Beginn des neuen Schuljahres kehren die allermeisten Gymnasien in NRW ab den Klassen 5 und 6 wieder zum Abitur nach neun Jahren zurück.

Mit Beginn des neuen Schuljahres kehren die allermeisten Gymnasien in NRW ab den Klassen 5 und 6 wieder zum Abitur nach neun Jahren zurück.

Foto: dpa/Armin Weigel

Der Kölner Kinder- und Jugendpsychiater Stephan Bender begrüßt die Rückkehr zu G9 in NRW mit Beginn dieses Schuljahres. „In puncto Stress entschleunigt G9 die ganze Sache auf jeden Fall“, sagte der Direktor der Kinder- und Jugendpsychiatrie der Uniklinik Köln im Interview mit dieser Zeitung. „Und Nachmittagsunterricht entfällt zugunsten anderer Aktivitäten, die dann wieder möglich werden.“

Die politische Entscheidung, an den Gymnasien ab den jetzigen 5. und 6. Klassen zum Abitur nach neun Jahren zurückzukehren, findet auch bei den Krankenkassen Unterstützung. „Auch wenn es unterschiedliche Studienergebnisse zu G8 und G9 gibt, wird es für viele Schüler weniger stressig werden. Viele Gymnasiasten klagten unter G8 über sehr hohe Belastungen, Lernstress, weniger Freizeit für außerschulische Aktivitäten und Probleme im Lernverhalten“, sagt Klaus Overdiek, Leiter der DAK-Landesvertretung in NRW.

In der NRW-Auswertung ihres Kinder- und Jugendreports hatte die Krankenkasse festgestellt, dass bei rund neun Prozent der Kinder und Jugendlichen eine potenziell chronisch verlaufende psychische Erkrankung vorliegt. Am häufigsten genannt wurden das Aufmerksamkeitsdefizit ADHS, Schulangst sowie Depressionen. Die Auswertung ist eine der umfangreichsten Untersuchungen zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in NRW.

Während ADHS vor allem in der Grundschule Thema ist, geht es bei Jugendlichen eher um Depressionen, Essstörungen oder Ängste davor, von anderen bewertet zu werden. „Die Zahl der Jugendlichen, die vor der Klasse kein Referat mehr halten wollen, weil sie befürchten, ausgelacht zu werden, und am Ende vielleicht gar nicht mehr zur Schule gehen, nimmt deutlich zu“, sagt Klinikdirektor Bender.