Frau Fach, mir ist Ihr Anhänger aufgefallen. Was ist das?
Ein Interview für ein Eis Spontan-Interview in Cronenberg: „Computer? Das brauche ich alles nicht“
Cronenberg. · Die WZ sprach mit Ingrid Fach (74) über Kunst, unnütze Technik und ein EDV-Seminar, bei dem ihr Mann sie vor dem Kursleiter blamiert hat.
Eine Frau schlendert durch Cronenberg und bleibt an einem Schaufenster hängen. Das ist die Chance. Wir suchen zum dritten Mal einen zufälligen Menschen auf der Straße, der uns ein Interview gegen ein Eis gibt. Die Dame trägt einen interessanten Halsschmuck: ein blaues Quadrat mit scheinbar zufällig aufgeklebtem Krimskrams. Da steckt doch eine Geschichte dahinter. Zum Glück ist Ingrid Fach (74) bereit, uns einzuweihen. Gegen ein Eis, versteht sich.
Fach: Das ist eine kleine Leinwand, die mit Fundstücken beklebt ist. Das ist etwa ein Stück Holz aus dem Wald, zusammen mit ein paar Unterlegscheiben. Ich habe davon rund 50 Stück gemacht.
Sie sind Künstlerin?
Fach: Ja. Ich male auch.
Seit wann?
Fach: Seit 2001.
Das kam wie aus der Pistole geschossen. Was war 2001?
Fach: Ich habe als Kind und Jugendliche schon gerne gemalt. Während meiner Zeit mit Familie und Beruf habe ich dann 30 Jahre nichts gemacht. Aber mir war immer klar, dass ich wieder damit anfangen möchte, denn die Leidenschaft war immer da. Also bin ich zur Volkshochschule gegangen und habe einen Aquarell-Kurs belegt. Inzwischen male ich auch in Acryl und mache kleine Skulpturen aus Holz. Man ist einfach kreativ.
Haben Sie schon ausgestellt?
Fach: Ja, zusammen mit der Dönberger Künstlerkolonie. Wie sind ein Zusammenschluss von maximal 20 Künstlern, die unter anderem eine Jahresschau machen.
Wie ist das, wenn man seine Kunstwerke in die Öffentlichkeit entlässt und dann stellen sich fremde Menschen davor und kommentieren die eigene Kunst?
Fach: Das ist hoch interessant. Gerade bei nicht gegenständlichen Motiven. Man selber hat ja eine gewisse Vorstellung, was das Werk darstellen könnte und die Leute stehen davor und haben eine ganz andere Vorstellung. Ich sage mir dann: Ach, die haben ja recht. Das sieht man auch darin.
Welcher Beruf hat Sie denn 30 Jahre von der Kunst abgehalten?
Fach: Ich war Verlagskauffrau. Meine Ausbildung habe ich bei der Westdeutschen Rundschau gemacht, die es heute gar nicht mehr gibt - und dann war ich beim Generalanzeiger in der Anzeigenabteilung. Da haben wir damals die Einführung der EDV mitgemacht und den armen Programmierer fast zur Weißglut getrieben.
Wie sah die Arbeit in der Anzeigenabteilung einer Zeitung ohne Computer eigentlich aus?
Fach: Ja, da haben wir alles mit Karteikarten und Terminplanern gemacht. Das war lustig.
Wie stehen Sie zu Computern?
Fach: Ich habe mit meinem Mann einmal an einem Einführungskurs in die Programmiersprache „Basic“ teilgenommen. Der kapierte nichts, ich kapierte nichts. Und dann sagte der doch zum Kursleiter: „Komme Sie mal bitte, meine Frau versteht da was nicht.“ Da habe ich den ganzen Tag nicht mehr mit ihm gesprochen. (lacht) Na ja... und Sie machen da jetzt am Ende 15 Zeilen daraus?
Das wird schon etwas mehr. Sie haben ja viel zu erzählen...
Fach: Ab einem gewissen Alter ist das so. Obwohl auch junge Leute ja einiges zu erzählen haben. Das ist nur anders gelagert. Ich habe aktuell meine 43-jährige Tochter und meinen 14-jährigen Enkel da. Das sind drei Generationen unter einem Dach.
Und was sind da so die Themen?
Fach: Gestern war der Streitpunkt: Wir haben keinen Computer, keine Spülmaschine, keine Mikrowelle, kein Auto. Ich brauche das alles nicht. Unser Enkel war als Kind oft bei uns und fragte uns jetzt: „Habt ihr noch immer keinen Geschirrspüler?“ Ich sagte: „Da steht er: mein Mann.“
Merken Sie nicht schon mal, dass man als Mensch ohne PC und Internet in der heutigen Zeit benachteiligt ist?
Fach: Doch, das merke ich schon. Aber: Wir haben ja gute Freunde. Die haben einen PC und machen das für uns.
Das ist doch praktisch. Welches Eis darf’s denn sein?
Fach: Schokolade. Eine Kugel.