Parodistische Hommage im Düsseldorfer Kommödchen Rote Rosen auch für Irmgard Knef

Düsseldorf · Kabarettist Ulrich Michael Heissig tritt als Hildegard Knefs Zwillingsschwester auf.

Der Parodist Ulrich Michael Heissig in der Rolle von Irmgard Knef.

Foto: dpa/Robert Recker

(clhö) Im Dezember ist es so weit, Hildegard Knef (1925–2002) wäre 100 Jahre alt geworden. Aber sie hat es vorgezogen, sich schon 2002 zu verabschieden, also muss ihre „Zwillingsschwester“ Irmgard allein das Jubelfest begehen. Jetzt schwelgte die nur zehn Minuten jüngere Irmgard im ausverkauften Kommödchen mit ihrem Programm „100 Jahr, blondes Haar“ in Erinnerungen an jene berühmte Schwester, in deren Schatten sie Zeit ihres Lebens stehen musste.

Der Kabarettist Ulrich Michael Heissig stand 1996 zum ersten Mal als Irmgard Knef auf der Bühne. Damals begeisterte er die Berliner Subkulturszene mit seinem Auftritt. Seitdem ist sein Irmchen zur festen Größe in der Kabarettwelt geworden mit treuer Fangemeinde. Klar, so viele wie bei Hilde sind es nicht, immerhin ist Irmchen ja auch nicht mehr so taufrisch: Für den Abend im Kommödchen hat sie sich das Okay ihrer zahlreichen Ärzte eingeholt und die Seniorenresidenz in Berlin, die seit geraumer Zeit ihr Zuhause ist, hinter sich gelassen.

Irmgard hat sich ordentlich in Schale geworfen, mit viel Bling Bling, großer Sonnenbrille und glitzernder Federboa. Ein Gehstock gehört inzwischen auch zu ihrem ständigen Begleiter, das Alter fordert dieses Accessoire nun einmal ein. Und zwischendrin muss sich die betagte Dame dann auch mal in einen Sessel setzen.

Ein Pfund des ausgebildeten Sängers Ulrich Michael Heissig ist seine Stimme. Denn zum Programm gehören viele der Lieder, die das Publikum von seiner berühmten „Schwester“ Hilde nur allzugut kennt. Die hat der 60-Jährige mit neuen Texten versehen, die sowohl aktuelle Themen – wie den Umgang mit dem Altern – als auch die Beziehung der Schwestern zueinander beleuchten. Zwischen den Gesangseinlagen, die Irmchen immer mit der Anweisung „Kindchen fahr ab“ an die Technik einleitet, nimmt sie auch schon mal das Gendern aufs Korn oder die „Generation Ayurveda“, die lieber chillt, als arbeitet.

Ihrem 100. Geburtstag im Dezember entgegensehend, schaute Irmgard zwar etwas wackelig auf den Beinen, aber mit Würde und Haltung besonders auf die Anfangsjahre zurück. Hatte sie doch auch von der großen Karriere geträumt, notfalls zusammen mit Hilde, wie die berühmten Kessler-Zwillinge. Aber das ehrgeizige Schwesterlein wollte ja lieber allein Hollywood und später auch den Broadway erobern. Dabei war es doch Irmgard, die Lichtdouble am Set des berüchtigten Films „Die Sünderin“ war, während Hilde sich im Wohnwagen „mental auf ihre Rolle vorbereitet hat“.

Den Charme des Auftritts zieht Heissig aus den Erinnerungen, die das Publikum an die großen Erfolge von Hilde Knef hat, die Irmgard nur aus der Ferne erleben durfte. So locker flockig Ulrich Michael Heissigs Irmgard daherkommt, so ernst ist zwischendrin der Unterton, der mitschwingt, etwa bei seiner, pardon ihrer Version von „Mäckie Messer“ aus Brechts „Dreigroschenoper“. Heissigs Irmchen erinnerte an Elisabeth Hauptmann, die maßgeblich am Erfolg Bertolt Brechts beteiligt war, aber wie die Schwester der Knef, immer in seinem Schatten stand, während er die Lorbeeren kassierte. Zum Schluss des kurzweiligen Abends regnete es dann doch noch rote Rosen – auch für Irmgard, die den bekannten Knef-Song dazu dem Publikum widmete.

(clhö los)