Familie in Kempen So klappt es mit der Kita-Eingewöhnung
Serie | Kempen · Wenn Kinder ganz neu in eine Kita kommen, steht zunächst die Eingewöhnung bevor. Wie das erfolgreich gelingen kann.
Noch ein letztes Küsschen, winken zum Abschied, und dann sollte man als Elternteil gehen. Aber was ist, wenn das Kind weint, Mama oder Papa nicht gehen lassen möchte? Solche Situationen kennen Angela Haller, Leiterin des städtischen Familienzentrums „Hoppetosse“ in Kempen, und ihre Kollegin Julia Heisig sehr gut, besonders aus der Zeit der Eingewöhnung. „Diese bedarf einer guten Vorbereitung“, weiß Angela Haller aus 44 Jahren Berufserfahrung. Zusammen mit ihren Kolleginnen hat sie für ihre Einrichtung Strategien entwickelt, wie die Eingewöhnung gut gelingen kann: „Kinder brauchen Struktur und Halt. Die Zusammenarbeit mit den Eltern ist dabei sehr wichtig“, so die Pädagogin.
Manchmal kann eine Eingewöhnung länger dauern. Keine zwei Wochen, sondern manchmal auch zwei Monate. „Jedes Kind ist individuell. Man muss Empathie haben, gerade in diesem jungen Alter brauchen die Kinder ganz viel Unterstützung“, sagt Heisig. Da ist der intensivere Körperkontakt, den die Kinder zwischen ein und zwei Jahren brauchen. Sie können sich oft noch nicht verbal ausdrücken. Dann müssen die Erzieherinnen Mimik und Gestik der Kinder verstehen lernen.
Vor der Eingewöhnung finden in der „Hoppetosse“ Begrüßungsgespräche statt. Diese können in der Kita, aber auch bei der Familie zu Hause sein. „Es geht darum, sich kennenzulernen, den Anamnesebogen zu beantworten, wie die Ess- oder Schlafgewohnheiten beispielsweise sind, aber auch vielleicht ob es Probleme in der Schwangerschaft oder Entbindung gab, die sich immer noch auf das Kind auswirken“, sagt Heisig.
Am Anfang bekommen die neuen Kinder eine Bezugserzieherin. „Das kann sich aber durchaus auch ändern, denn die Kinder suchen sich die Person aus, nicht andersrum“, sagt die Kitaleiterin. Rituale sorgen für Geborgenheit. Auf die ständigen Wiederholungen und Muster soll sich das Kind verlassen können. „Da ist der Teddybär, der Schnuller oder das Schmusetuch, aber auch die Kaffeetasse der Mutter“, sagt Haller lachend und erzählt: „Ein Kind brauchte immer die Tasse der Mutter in der Kita – so wusste es, dass sie am Nachmittag auch wiederkommt, schließlich braucht sie ihren Kaffee.“
Wichtig sei es, auf die Bedürfnisse der Kleinen einzugehen: Sie erlebten vieles zum allerersten Mal. Manche sind schnell angekommen, andere brauchen länger, um sich zu lösen. Der Blick auf die vielen Jahre Berufserfahrung lässt Haller eine Veränderung feststellen: „Der Lösungsprozess ist schwieriger geworden.“ Es sei das schlechte Gewissen bei den Eltern, ihr Kind früh abgeben zu müssen. Der gesellschaftliche Druck, die Rückkehr in den Job, finanzielle Sorgen würden Eltern unter enorme Anspannung setzen, wissen die Erzieherinnen. Damit müsse auch eine Eingewöhnung „so schnell wie möglich“ ablaufen, meinten einige Eltern. Doch so einfach sei das nicht, wissen die beiden.
Manchmal sei nach vielen Wochen das Repertoire einfach ausgeschöpft. „Dann müssen wir uns mit den Eltern noch mal zusammensetzen und sprechen, denn der Grundstock ist die Elternarbeit“, sagt Haller. Da kommt es oft vor, dass kurz vor solchen Gesprächen „der Knoten platzt“ ist und es keine Tränen mehr gibt. Dass das Kind „angekommen“ ist. Und manchmal entscheiden auch Eltern, dass ihr Kind oder auch sie selbst noch nicht soweit sind, um sich zu lösen. „Was auch schon vorgekommen ist: Dass wir gesagt haben, wir brauchen einen kompletten Neustart“, sagt Heisig. Alles wieder auf Null, „und dann hat es geklappt.“
Der immer gleiche Tagesablauf hilft dabei: der Morgenkreis, das gemeinsame Frühstück, das freie Spiel drinnen in der Kita oder dem Außengelände, turnen, Mal- oder Bastelangebote, Bücherbetrachtung. „All das ist besonders am Anfang wichtig“, weiß Heisig. Wenn das eine Kind um zehn Uhr müde ist, dann schläft es. Wenn den anderen nach dem Mittagessen erst die Augen zufallen: Auch gut, sagen die Erzieherinnen: „Jedes Kind bekommt das von uns, was es braucht. Wichtig ist, dass die Eltern uns vertrauen – schließlich geben sie uns das Kostbarste, was sie haben.“