Studie zur geplanten Radverbindung zwischen Venlo und Krefeld liegt vor – die 44-Kilometer-Strecke würde durch Nettetal, Grefrath, Tönisvorst und Kempen führen Kempens wichtige Rolle auf neuer Radachse

Kempen. · Angesichts des Klimawandels und der damit verbundenen Veränderungen dürfte die Bedeutung des Fahrrads als Verkehrsmittel in den kommenden Jahren zunehmen. Nicht zuletzt deshalb arbeiten mehrere Kommunen seit einigen Jahren grenzübergreifend an der Realisierung einer schnellen Radverbindung zwischen Venlo und Krefeld.

Der bereits vorhandene Bahnradweg – hier zwischen Oedter und Vorster Straße in Kempen – soll zum Herzstück der Radverbindung zwischen Venlo und Krefeld werden.

Foto: Reimann, Friedhelm (rei)

Führen soll die rund 44 Kilometer lange Strecke von Horst aan de Maas durch die Städte Venlo, Nettetal, Grefrath, Tönisvorst, Kempen nach Krefeld. Zu diesem Großprojekt liegt nun eine Machbarkeitsstudie vor, die am 25. Mai im Kempener Ausschuss für Umwelt, Planung und Klimaschutz (UPK) beraten wird.

In dieser Sitzung werden die Kempener Aspekte im Mittelpunkt stehen. Denn um das Großprojekt realisieren zu können, müsste auf dem Kempener Stadtgebiet eine Menge umgestaltet werden. Ein wichtiges Kernstück der Trasse ist der bereits bestehende Bahnradweg von Kaldenkirchen nach Kempen. Diese bei Ausflüglern und Touristen beliebte Trasse müsste ausgebaut werden, um den Ansprüchen einer modernen Radroute, die eben nicht nur von Ausflüglern, sondern auch von Pendlern mit E-Bikes genutzt werden kann, ausgebaut werden.

Wichtiger Baustein wäre eine Brücke über dem Außenring

Laut Studie würde die neue Strecke von Grefrath aus in Richtung Kempen geführt. In der Thomasstadt würde die Strecke von der Bahntrasse auf die Wohnstraßen St. Peter-Allee und Maria-Basels-Straße bis zum Lärmschutzwall am Außenring führen. In diesem Bereich unweit der Kreuzung St. Töniser Straße/Außenring stünde dann ein besonderes Bauprojekt an. Nämlich eine Brücke als Überführung über die B 509. Übrigens ein Plan, den der inzwischen pensionierte Dezernent Stephan Kahl schon einmal in den Planungen zum Kempener Neubaugebiet „An der Kreuzkapelle“ angedacht hatte. Wirklich ernsthaft verfolgt worden ist diese Idee aber aus Kostengründen nie.

Ein zentraler Bestandteil des nun angedachten Großprojektes ist eine schnelle Radverbindung zwischen Kempen und Krefeld. Denn in diesem Bereich, so das beauftragte Planungsbüro, befinden sich große Potenziale für einen florierenden Fahrrad-Pendler-Verkehr zwischen den beiden Städten. Damit man sich aber offiziell Radschnellverbindung nennen darf, müssen einige aufwendige Kriterien erfüllt sein. Laut Vorlage müsse ein Zweirichtungsverkehr auf mindestens vier Metern Breite möglich sein. Zusätzlich müsse es Platz für Fußgänger geben. Ebenso gehören per Definition geringe Zeitverluste an Knoten dazu. Was auch bedeuten würde, dass der Radverkehr an Kreuzungen und Kreisverkehren Vorfahrt erhält.

In Wohngebieten sind
Fahrradstraßen geplant

Wie schon erwähnt, könnte die Verbindung Venlo-Krefeld durch Kempener Wohngebiete führen. Anwohner, die sich nun sorgen, dass es vor ihrer Haustür nur noch einen Radweg gibt, können beruhigt werden. In Wohngebieten würde die Trassenführung mittels der Realisierung von sogenannten Fahrradstraßen umgesetzt. Eine solche Straße ist zum Beispiel bereits die Ludwig-Jahn-Straße am Kempener Gymnasium Thomaeum. In diesen Bereichen geht die Straßenverkehrsordnung von einer Gleichberechtigung zwischen Autos und Fahrrädern aus.

Zudem ist mit der Machbarkeitsstudie noch nichts entschieden, was die Trassenführung angeht. Die Stadt Kempen betont in der Vorlage für die UPK-Sitzung, dass zunächst  eine „vertiefende Untersuchung der räumlichen Gegebenheiten, Modifikationen und Alternativen bei Teilstrecken sowie eine detaillierte Kostenermittlung“ anstehe. „Dabei werden auch die Anregungen und Bedenken aus der Anwohnerschaft der betroffenen Straßenabschnitte berücksichtigt“, so die Stadt Kempen.

Mögliche Entwicklung
würde noch viele Jahre dauern

Zeitlich sind die Schätzungen für das Großprojekt der Kommunen noch vage. So wird in der Machbarkeitsstudie zwischen Maßnahmen innerhalb der nächsten fünf Jahre und im Zeitraum darüber hinaus unterschieden. Bis 2025 empfiehlt die Studie zum Beispiel, den Bahnradweg zwischen Kaldenkirchen und Kempen auszubauen. Ebenso könnten Maßnahmen auf Teilstücken realisiert werden - so wie die Umgestaltung von Wohngebiets- straßen in Fahrradstraßen. Zu langfristigen Maßnahmen, die frühestens in fünf Jahren angegangen werden sollten, zählen unter anderem die Brücke über der B 509 und der Bau des Radschnellwegs zwischen Kempen und Krefeld.

Kostenschätzung liegt derzeit
bei über 17 Millionen Euro

Mit Blick auf die Finanzen gehen die Experten der Studie davon aus, dass für die infrastrukturellen Maßnahmen etwas mehr als 17 Millionen Euro fällig werden. Hinzu kämen laut Schätzung etwa 200 000 Euro für Servicemaßnahmen – wie zum Beispiel die Einrichtung von Rastplätzen.

Ein wichtiger Baustein der Studie ist zudem die Auflistung diverser Fördermöglichkeiten von Bund und Land in Deutschland sowie auch auf niederländischer Seite. „Bezüglich der Federführung bei der Umsetzung der Teilabschnitte werden Gespräche mit dem Verkehrsministerium stattfinden“, heißt es von der Stadt Kempen. „Die Konkretisierung der Planung wird voraussichtlich in der Verantwortung der jeweiligen Kommune liegen.“ Beschlossen oder gar unterschrieben ist aber noch nichts. Die beteiligten Kommunen haben sich bislang nur auf eine Fortsetzung der Zusammenarbeit geeinigt.

Der Ausschuss für Umwelt, Planung und Klimaschutz tagt am 25. Mai ab 18 Uhr im Forum St. Hubert. Zuschauer sind zugelassen, müssen sich aber bis 12 Uhr am Sitzungstag bei der Stadt registrieren. Grund sind die Vorschriften der Corona-Schutzverordnung. Die Registrierung erfolgt telefonisch beim Hauptamt, Andrea Weiß (Telefon 02152/917-1212) oder per Mail (andrea.weiss@kempen.de). Die Sitzungsvorlage ist auf der Homepage der Stadt Kempen einsehbar: