Schule Erster Schultag für die Erstklässler nach acht Wochen Pause

Düsseldorf · Die Viertklässler haben am Donnerstag den Anfang gemacht, nun kehren auch die Kleinsten an die Grundschulen zurück

Lehrerin Verena Link erklärt zu Beginn die Regeln, die ab jetzt in der Schule gelten.

Foto: Ines Arnold

Langsam, ganz langsam wagt sich Sophia vor. Bis ihre Fußspitzen die Abstandsmarkierung auf dem Boden berühren. Unsicher dreht sie sich zu ihren Mitschülern um, die hinter ihr in der Reihe stehen und wie sie darauf warten, einzeln in das Schulgebäude geführt zu werden. Aber erkennen kann sie keinen ihrer Freunde hinter den bunten Gesichtsmasken. Monika Maraun beugt sich zu ihr herunter. „Hallo, kleine Maus. Geht es dir gut? Wie schön, dass du heute Morgen da bist. Wir sind alle aufgeregt, das ist völlig in Ordnung.“ Die Schulleiterin der katholischen Paulusschule muss nicht einmal flunkern. Auch sie und ihre Kollegen haben an diesem Morgen Bauchkribbeln. Sie wissen nicht, wie es mit den Erstklässlern klappen wird, die heute nach acht Wochen Pause an die Schule zurückkehren. Ob sie Schwierigkeiten haben werden, sich von ihren Eltern zu lösen, ob ihnen die vielen Erwachsenen mit dem Stoff im Gesicht Angst einflößen, ob es Tränen am Schultor geben wird.

Dort haben sich um kurz nach halb acht eine Hand voll Eltern versammelt. Martina Wolf flüstert ihrem Sohn etwas ins Ohr, dann läuft er auf die Reihe mit Sophia und den anderen wartenden Kindern zu. „Er war ziemlich aufgeregt“, sagt sie und schaut Julian hinterher. „Ich habe ihm noch mal gesagt, dass er heute endlich seine Freunde wiedersieht. Dann war er überzeugt.“

Erst am Freitag waren die Eltern über die Einteilung der Jahrgänge, die Zeitpläne und die Organisation informiert worden. Und somit auch darüber, dass die Erstklässler bereits am Montag an der Reihe sind. „Wir hatten wenig Vorlauf, um alles zu organisieren“, bedauert Schulleiterin Maraun.

Erste Spiele im Klassenraum, um mit der neuen Lehrerin warm zu werden.

Foto: Ines Arnold

Immer nur ein Jahrgang pro Tag ist in der Schule. An diesem Montag sind es 87 Kinder der ersten Klasse. Insgesamt sind sechs Kinder der Schule entschuldigt, deren Eltern im Schulbetrieb ein zu großes Ansteckungsrisiko sehen. „Die Kinder sind immungeschwächt oder haben Familienangehörige mit Vorerkrankungen“, erklärt Maraun. Ob nach den ersten Tagen noch weitere Entschuldigungsschreiben eingehen werden, kann sie nicht abschätzen.

Kinder müssen sich auf
neue Lehrer einstellen

Mittlerweile sind Julian und Sophia längst im Schulgebäude verschwunden. Nun steht Helena vor dem großen Stoppschild, das die letzte Station markiert, bevor es ins Treppenhaus geht. Mit dem Startsignal der Schulleiterin betritt sie das Gebäude. Auf dem Treppenabsatz zeigt sie ihre Handflächen. Eine Lehrerin sprüht Desinfektionsmittel darauf. Dann geht es weiter in die erste Etage. In den Klassenraum, in dem eigentlich die 4b unterrichtet wird, heute aber neun Erstklässler Platz nehmen werden.

Verena Link erwartet sie bereits. Eine Lehrerin, die Helena zwar schon gesehen hat, die aber nicht ihre Klassenlehrerin ist. Durch die Einteilung der Klassen auf insgesamt neun Lerngruppen mit maximal zehn Kindern können nicht alle Kinder bei ihrer Klassenlehrerin sein. Gerade für die Schulneulinge sei das schwierig, erklärt Monika Maraun. „Das Verhältnis ist total innig“, sagt sie. „Die Kleinen brauchen eigentlich auch noch die körperliche Nähe.“ Ein Blick auf den Schulflur beweist es. Ein Mädchen, bepackt mit Schultornister und Kuscheltier, hat sich im Raum vertan. Es folgt einer Lehrerin, die es in die zweite Etage begleitet, ihm die Hand aber schweren Herzens verwehren muss. „Wir versuchen es heute ohne Anfassen. Wir sind wie Magneten“, sagt die Lehrerin und hält dem Mädchen ihre Hand symbolisch hin. Ein paar Minuten früher gab es sogar Tränen. Einem kleinen Jungen wurde die Aufregung zu viel.

Langsam kehrt Ruhe auf dem Flur ein. Auch die Gruppe von Verena Link ist nun vollständig. Die Kinder haben Namensschilder auf dem Tisch, weil die Lehrerin noch nicht alle kennt. Die Regeln, die ab jetzt in der Schule gelten, werden besprochen. Die Kinder kennen die meisten – ein Video, in dem das Kollegium die Hygienevorschriften anschaulich erklärt, war den Eltern im Vorfeld zugeschickt worden. Dann dürfen die Kinder erzählen, wie sie mit den Aufgaben zu Hause klar gekommen sind und worauf sie sich am meisten in der Schule gefreut haben. „Auf die Pause“, sagt ein Junge in der ersten Reihe. Verena Link wagt es kaum, ihn enttäuschen zu müssen: „Die wird leider nicht so sein, wie ihr sie kennt“, sagt sie. Mit Sicherheit wird die Schule aber auch daraus das Beste machen.